Am Ende der Bronzezeit, um 800 vor Chr., als die Menschen nun lernten Eisen zu schmelzen, zu bearbeiten und als Werkzeug zur Bearbeitung und vor allem in der Kriegstechnik zu nutzen, war das Rad immer noch ein völlig komfortfreies Bauteil ohne jegliche Dämpfung, das gerade mal durch einen Metallbeschlag zusammengehalten wurde.
Das war die Zeit als die Assyrer mit ihrem Großreich den Nahen Osten beherrschten, Rom wurde (753 v.Chr.) gerade erst gegründet und die Griechen starten ihren militärischen und kulturellen Aufstieg. Ohne das Rad wäre die Entwicklung und Ausbreitung der antiken Hochkulturen und vor allem die zahlreichen Auseinandersetzungen nicht zu denken gewesen. Alexander der Große konnte zwar bis an den Indus und am Ende (323 vor Chr.) bis nach Ägypten reiten, er wäre aber ohne einen Troß mit metallbereiften Karren völlig hilflos gewesen. Zwar verbesserte sich wohl die Nabentechnik an der Achse der Streitwagen unwesentlich, aber nicht das Rad selbst. So ist auch das berühmte römische Wagenrennen im Film “Ben Hur” zwar nicht historisch, aber sehr anschaulich.
Kriegerische Zeiten behindern den Fortschritt
Metallbereifte Räder ermöglichten zwar eine bescheidene Art von Mobiltät im Transport. Die Weiterentwicklung blieb aber stehen und war nach dem Niedergang der antiken Hochkulturen eher rückläufig. Die Zeiten der Völkerwanderung, ausgelöst durch den Einbruch der Hunnen im 4. Jahrhundert nach Christi, ließen eine technische Weiterentwicklung nicht zu. Kriegerische Zeiten behindern den Fortschritt in Wirtschaft und Gesellschaft. So blieb Rad und Reifen auch im 6. Jahrhundert, am Ende der Völkerwanderung, kaum verändert.
Und auch die folgenden Zeiten des beginnenden Mittelalters, das kaum weniger kriegerisch war, ändern daran nichts. Königreiche kommen und gehen, neue Erdteile werden entdeckt aber der technische Fortschritt geht nur mit angezogener Handbremse durch die Jahrhunderte und es ist erstaunlich, wie lange es dauert, bis der Veränderung Raum gelassen wird. Religiöse Enge und das politische Beharrungsvermögen einer aristokratischen Herrschaftschicht müssen erst überwunden werden - und das dauert bis zum 19. Jahrhundert als Folge gewaltiger gesellschaftlicher Umwälzungen.
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