Die ersten Autos waren noch auf Vollgummireifen unterwegs. Höhere Geschwindigkeiten als 20 km/h waren aufgrund der konstruktiven Mängel an den ersten motorisierten Kutschen nur schwer möglich. Immerhin rollten die Fahrräder auf ihren pneumatischen Reifen schon relativ komfortabel über das holprige Gelände. Schnell gab es in dieser erfindungsreichen Zeit auch die ersten sportlichen Wettbewerbe: Ein Radrennen etwa über die Distanz Paris-Brest an dem auch Fahrer mit luftgefüllten (pneumatischen) Reifen des neuen Herstellers Michelin teilnahmen und sogar überlegen siegten. Der Fahrer für die Brüder Andre und Edouard Michelin kam 8 Stunden vor dem Zweiten ins Ziel. Daß er unterwegs fünf Platten flicken musste, zeigt wie anfällig die Technik noch war und daß von Laufleistung auch bei Fahrradreifen noch keine Rede sein konnte.
Motorsport als Reifentest
Trotzdem haben die Brüder Michelin nicht locker gelassen, um diese Technik auch auf das Automobil zu übertragen. Dieses Ansinnen wurde von den Autobauern mit Skepsis betrachtet, denn es gab 1895, als das Wagenrennen Paris-Bordeaux anstand, keinen Hersteller, der bereit war, ihnen für die Teilnahme ein Fahrzeug zur Verfügung zu stellen - das mussten sie dann selbst bei Peugeot in Auftrag geben. Sie gewannen das Rennen aber nicht, obwohl sie den Motorwagen “Eclair” (Blitz) tauften. Doch sie kamen ins Ziel, und darin lag der Erfolg. Nur 24 Ersatzschläuche kamen zum Einsatz , rund 50 Reifenpannen waren zu beheben. Die Durchschnittsgeschwindigkeit des Siegers lag bei 24 km/h.
Durchbruch des Luftreifens - Boom der Vollgummireifen
Man muss dazusagen, daß diese ersten pneumatischen Autoreifen noch nicht auf dem Entwicklungsstand waren, den die Fahrradreifen schon hatten. Letztere waren schon mit Kordlagen ausgestattet und mit einem Profil versehen - Autoreifen waren noch glatt. Aber mit der Aktion der Brüder Michelin war die anfängliche Skepsis gegenüber den Luftreifen erst mal gebrochen, obwohl die Vollgummireifen immer noch einige Vorteile in die Waagschale legen konnten: es gab keine Platten, sie waren einfach zu bauen und billig gegenüber ihren luftgefüllten Pendants. So boomten zunächst die Reifen aus vollem Gummi und es dauert noch runde zehn Jahre, bis der Luftreifen so richtig ins Rollen kam. Bis es soweit war, musste auch noch einiges erfunden werden.
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