Winterreifen im Sommer zu fahren klingt für viele erst einmal praktisch. Schließlich spart man sich den Reifenwechsel und die Kosten für einen zweiten Radsatz. Doch was im ersten Moment bequem erscheint, kann schnell zu einem echten Sicherheitsrisiko werden. Winterreifen sind für kalte Temperaturen und Schnee entwickelt. Sobald es draußen wärmer wird, verlängert sich der Bremsweg, die Lenkpräzision nimmt ab und auch der Spritverbrauch steigt spürbar.
Viele Autofahrer stellen sich die Frage: Darf man überhaupt mit Winterreifen im Sommer fahren und was sagt der TÜV dazu? In diesem Artikel erfährst du, welche Nachteile Winterreifen im Sommer haben, wie sich der Bremsweg bei 100 km/h verändert und warum Sommerreifen in den warmen Monaten die bessere Wahl sind.
Viele Autofahrer sind unsicher, ob es überhaupt erlaubt ist, im Sommer mit Winterreifen zu fahren. Ein direktes Verbot gibt es nicht, trotzdem kann es rechtliche und praktische Folgen haben. Vor allem beim TÜV oder im Falle eines Unfalls solltest du die Regeln kennen.
Rechtlich ist es in Deutschland nicht verboten, auch im Sommer mit Winterreifen unterwegs zu sein. Eine Strafe musst du also nicht fürchten. Allerdings gilt die situative Winterreifenpflicht nur bei winterlichen Straßenverhältnissen – bei Wärme sind Sommerreifen die richtige Wahl.
Bei der Hauptuntersuchung können Winterreifen im Sommer zwar nicht automatisch zum Nichtbestehen führen. Allerdings prüfen die Prüfer, ob deine Reifen zur Jahreszeit und den Wetterbedingungen passen. Stellt der TÜV einen erhöhten Verschleiß oder sicherheitsrelevante Nachteile fest, kann das als Mangel eingestuft werden.
Kommt es zu einem Unfall, während du im Sommer mit Winterreifen unterwegs bist, kann die Versicherung genau hinschauen. Wenn der verlängerte Bremsweg oder die schlechtere Fahrzeugkontrolle eine Rolle spielen, droht eine Kürzung der Leistungen.
Der Bremsweg ist einer der entscheidendsten Faktoren für die Sicherheit im Straßenverkehr. Gerade bei höheren Geschwindigkeiten kann schon ein paar Meter Unterschied darüber entscheiden, ob es zu einem Unfall kommt oder nicht. Tests zeigen deutlich: Winterreifen im Sommer verlängern den Bremsweg erheblich.
Bei einer Vollbremsung aus 100 km/h zeigte sich im Test von Continental, dass ein Auto mit Winterreifen rund sechs Meter später zum Stehen kommt als ein Fahrzeug mit Sommerreifen.
Zum Bremsweg gehört auch der Reaktionsweg. Addiert man beides, entsteht der sogenannte Anhalteweg. Schon wenige Meter mehr können im Ernstfall den Unterschied machen – während das Fahrzeug mit Sommerreifen bereits steht, hat das Auto mit Winterreifen im Sommer noch eine Restgeschwindigkeit.
Um die Unterschiede klar zu machen, hilft ein direkter Vergleich. Die Werte können je nach Test variieren, verdeutlichen aber das Sicherheitsrisiko von Winterreifen im Sommer:
Reifentyp | Bremsweg aus 100 km/h (trocken, 25 °C) | Restgeschwindigkeit, wenn Sommerreifen bereits steht |
---|---|---|
Sommerreifen | ca. 38 m | 0 km/h |
Winterreifen im Sommer | ca. 44 m | ca. 37 km/h |
Ganzjahresreifen | ca. 41–42 m | ca. 18–20 km/h |
Winterreifen sind nicht für hohe Temperaturen konzipiert. Ihre weiche Gummimischung sorgt im Winter für guten Grip, wird im Sommer jedoch zum Nachteil. Neben dem deutlich längeren Bremsweg kommen weitere Probleme hinzu, die sowohl deine Sicherheit als auch deine Kosten beeinflussen.
Bei sommerlichen Temperaturen verlieren Winterreifen an Stabilität. Das macht sich nicht nur beim Bremsen bemerkbar, sondern auch beim Fahrverhalten. Die Lenkpräzision sinkt um bis zu 15 Prozent, was vor allem bei plötzlichen Ausweichmanövern gefährlich sein kann. Schon bei Geschwindigkeiten unter 70 km/h kann ein Ausweichen mit Winterreifen kritisch werden, während es mit Sommerreifen bei 80 km/h problemlos gelingt.
Durch die weiche Gummimischung nutzen sich Winterreifen im Sommer deutlich schneller ab. Der Abrieb ist höher und die Profiltiefe schwindet schneller als bei Sommerreifen. Wer dauerhaft mit Winterreifen in der warmen Jahreszeit fährt, muss daher mit einer stark verkürzten Lebensdauer rechnen.
Winterreifen haben im Sommer einen bis zu 15 Prozent höheren Rollwiderstand. Das bedeutet: Dein Auto benötigt mehr Energie, um voranzukommen, was den Kraftstoffverbrauch spürbar erhöht. Damit steigen nicht nur die Kosten beim Tanken, sondern auch der CO₂-Ausstoß.
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Viele Autofahrer fragen sich, ob es wirklich so schlimm ist, im Sommer mit Winterreifen zu fahren. Neben den technischen Tests von Herstellern und Automobilclubs gibt es auch zahlreiche Erfahrungsberichte, die zeigen, welche Nachteile im Alltag auftreten.
Autofahrer berichten häufig von einem schwammigen Fahrgefühl, wenn sie mit Winterreifen bei hohen Temperaturen unterwegs sind. Besonders bei schnellen Kurvenfahrten oder plötzlichen Bremsmanövern fühlt sich das Auto instabil an. Auch längere Bremswege und ein erhöhter Spritverbrauch werden regelmäßig genannt.
Die Lebensdauer von Winterreifen verkürzt sich bei warmen Temperaturen deutlich. Während Sommerreifen mehrere Jahre genutzt werden können, verlieren Winterreifen im Sommereinsatz schneller an Profiltiefe. Je nach Fahrweise und Temperatur kann die Abnutzung im Sommer bis zu doppelt so hoch sein wie im Winter.
Offizielle Tests von ADAC und Continental bestätigen die Erfahrungen vieler Autofahrer. Sie zeigen längere Bremswege, weniger Lenkpräzision und höheren Kraftstoffverbrauch. Fahrberichte weisen außerdem darauf hin, dass sich Winterreifen bei hohen Temperaturen ungleichmäßig abnutzen, was zu zusätzlichem Komfortverlust und unsicherem Fahrverhalten führt.
Mit Winterreifen im Sommer kommst du in der Regel durch den TÜV, es gibt aber ein paar Punkte zu beachten:
Zulässig, solange Mindestprofiltiefe von 1,6 mm vorhanden ist und die Reifen technisch in Ordnung sind
Prüfer achten auf Verschleiß und Alter, oft wird ein Hinweis oder kleiner Mangel vermerkt
Direktes Durchfallen ist selten, aber ein Mangel im Bericht kann im Schadensfall für die Versicherung relevant sein
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