Reifen gehören zu den am meisten unterschätzten Sicherheitselementen deines Fahrzeugs. Du fährst täglich damit, sie tragen das komplette Gewicht deines Autos, federn Unebenheiten ab, sorgen für Grip – und sie tun das oft jahrelang. Doch was passiert eigentlich, wenn sie an ihre Belastungsgrenzen stoßen? Was passiert bei einer Überladung? Oder wenn du mit zu hoher Geschwindigkeit unterwegs bist? Genau das schauen wir uns heute gemeinsam an.
Reifentragfähigkeit und Belastungsindex – Wie viel Last ist erlaubt?
Bevor wir zu den extremen Situationen kommen, solltest du wissen, wie du überhaupt herausfindest, was dein Reifen aushalten kann. Jeder Reifen hat eine sogenannte Tragfähigkeit, die durch den Belastungsindex bzw. Load Index angegeben wird.
Diese Zahl findest du direkt auf der Reifenflanke. Beispiel: Steht dort „205/55 R16 91V“, bedeutet die 91, dass dein Reifen eine Tragfähigkeit von 615 kg hat – und zwar pro Reifen. Insgesamt könnte dein Auto also 4 x 615 kg = 2.460 kg auf die Reifen bringen.
Wichtig: Die tatsächliche Belastbarkeit hängt auch vom Luftdruck ab. Ein unter- oder überfüllter Reifen kann die Tragfähigkeit nicht korrekt ausspielen – mehr dazu später.
Gewichtsindex bei Reifen – Das steckt hinter den Zahlen
Der Tragfähigkeitsindex ist genormt und in einer Tabelle hinterlegt. Hier ein kleiner Auszug:
Index | Tragfähigkeit (kg) |
85 | 515 |
88 | 560 |
91 | 615 |
94 | 670 |
97 | 730 |
Du findest die komplette Tragfähigkeitsindex-Tabelle online oder in der Bedienungsanleitung deines Fahrzeugs.
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Tragkraft und Tragfähigkeitsindex – Wie liest man die Werte richtig?
Ein häufiger Fehler: Du achtest nur auf die Reifenbreite oder das Profil, nicht aber auf den Index. Dabei kann ein sportlicher Reifen mit niedrigerem Index völlig überfordert sein, wenn du viel Gepäck, Passagiere oder einen Anhänger ziehst. Achte darauf, dass der Tragfähigkeitsindex zu deinem Fahrzeug passt – oder sogar leicht darüber liegt, wenn du häufiger schwere Lasten transportierst.
Reifenkennzeichnung zur Tragfähigkeit richtig verstehen
Neben dem Load Index steht meist ein Buchstabe – z. B. „91V“. Der Buchstabe gibt den Geschwindigkeitsindex an. Dazu kommen wir gleich. Für die Tragfähigkeit gilt: Der Wert muss mindestens dem entsprechen, was dein Fahrzeug benötigt. Zu niedriger Index = gefährlich. Zu hoher Index = erlaubt, aber nicht immer nötig.
Reifen bei Überladung – Welche Folgen drohen für Sicherheit und Fahrverhalten?
Du bist im Urlaub, alle Sitze sind besetzt, der Kofferraum randvoll – oder du hast Baumaterial geladen. Klingt harmlos? Ist es aber nicht. Überladung ist ein echtes Risiko für deine Reifen.
Was passiert, wenn das Auto überladen ist?
Ein überladenes Auto wirkt wie ein Marathonläufer mit Rucksack – irgendwann versagen die Kräfte. Für den Reifen bedeutet das:
- Höhere Temperaturentwicklung
- Deformierung der Karkasse
- Verlängerte Bremswege
- Reduzierter Grip
- Erhöhte Gefahr des Platzens
Reifenschäden und Symptome bei Überlastung
Wenn deine Reifen überlastet sind, können folgende Symptome auftreten:
- Unruhiges Fahrverhalten
- Vibrationen am Lenkrad
- Ungewöhnliche Geräusche
- Beulen oder Risse an der Reifenflanke
- Unregelmäßiger Abrieb
Ein häufiger Schaden: Die sogenannte Walkarbeit – dabei verformt sich der Reifen durch die hohe Last so stark, dass sich das Material aufheizt und die Struktur bricht. Im schlimmsten Fall: Reifen geplatzt.
Ursachen für beschädigte Reifen durch Überladung
Die häufigsten Gründe für Überladungsschäden sind:- Nicht beachtete Tragfähigkeitsangabe
- Falscher Reifendruck
- Zusatzlasten wie Dachbox, Fahrradträger oder Anhänger
- Dauerbelastung durch häufige Vollbeladung
Tipp: Schau regelmäßig auf den Reifendruckaufkleber in der Fahrertür oder im Tankdeckel. Dort stehen die richtigen Druckwerte – auch für beladene Zustände.
Reifen bei hoher Geschwindigkeit – Was du über den Geschwindigkeitsindex wissen musst
Hohe Geschwindigkeit ist eine enorme Belastung – nicht nur für den Motor, sondern vor allem für die Reifen. Je schneller du fährst, desto höher die Fliehkräfte, desto größer die Hitzeentwicklung im Gummi.
Was bedeutet der Geschwindigkeitsindex bei Reifen?
Der Buchstabe nach dem Load Index zeigt an, wie schnell du mit dem Reifen fahren darfst. Hier ein paar Beispiele:
Index | Max. Geschwindigkeit |
T | 190 km/h |
H | 210 km/h |
V | 240 km/h |
W | 270 km/h |
Y | 300 km/h |
Fährst du schneller als erlaubt, riskierst du nicht nur deinen Reifen – sondern dein Leben.
Was passiert bei zu hoher Geschwindigkeit mit dem Reifen?
Bei Tempoüberschreitungen kommt es zu:
- Hitzeentwicklung durch Reibung
- Verlust der Strukturfestigkeit
- Verformung der Reifenflanken
- Plötzlichem Reifenschaden oder Platzen
Reifenschäden durch Tempoüberschreitung vermeiden
Ganz einfach:
- Achte auf den Geschwindigkeitsindex
- Passe deine Geschwindigkeit den Witterungsbedingungen an
- Vermeide spontane Vollbremsungen bei hohen Geschwindigkeiten
- Tausche alte oder rissige Reifen rechtzeitig aus
Reifen geplatzt – Was tun im Ernstfall?
Ein geplatzter Reifen ist der Horror auf der Autobahn. Aber du kannst vorbereitet sein – oder den Ernstfall vermeiden.
Typische Anzeichen für überlastete oder beschädigte Reifen
Bevor ein Reifen platzt, kündigt er sich oft an. Achte auf:
- Flattern am Lenkrad
- Schwammiges Fahrgefühl
- Ungewöhnliche Geräusche
Sobald du sowas bemerkst: Geschwindigkeit reduzieren, sicher anhalten, Reifen prüfen – oder wechseln.
Gefahren bei einem geplatzten Reifen auf der Autobahn
Wenn dein Reifen bei Tempo 130 oder mehr platzt, ist es zu spät für Theorie. Dann zählt nur noch:
- Lenkrad gerade halten
- Nicht abrupt bremsen
- Langsam ausrollen lassen
- Auf dem Standstreifen stoppen und Warnweste anziehen
Fazit – Reifen-Belastung richtig einschätzen für mehr Sicherheit
Reifen sind keine Alleskönner. Sie haben klare Grenzen – bei Gewicht, Geschwindigkeit und Alter. Wenn du diese Grenzen kennst und respektierst, schützt du dich, deine Mitfahrer und andere Verkehrsteilnehmer. Denk immer daran: Sicherheit beginnt beim Reifendruck und endet bei der Geschwindigkeit.