Winterreifenpflicht für Motorräder – das gilt seit dem 1. Juni 2017: An diesem Tag wurde die Straßenverkehrsordnung geändert und einspurige Kraftfahrzeuge wie Motorräder, Roller und Mofas von der situativen Winterreifenpflicht ausgenommen. Zuvor durftest du bei Glatteis, Schnee oder Reifglätte nur mit Winterreifen fahren – eine Vorgabe, die für viele Fahrer einem faktischen Fahrverbot gleichkam, weil es kaum passende Reifen gab. Seit der Neuregelung darfst du auch bei winterlichen Straßenverhältnissen ohne spezielle Winterreifen unterwegs sein, sofern keine andere Fahrmöglichkeit besteht und du höchstens 50 km/h fährst.
In diesem Beitrag erfährst du, warum die Ausnahme eingeführt wurde, welche Fahrzeuge davon profitieren und welche Regeln im Winter trotzdem für dich gelten.
Bevor die Ausnahme am 1. Juni 2017 in Kraft trat, mussten sich auch Motorradfahrer an die situative Winterreifenpflicht halten. Das hatte deutliche Auswirkungen auf die Nutzung von Motorrädern im Winter – und brachte für viele Fahrer große Einschränkungen mit sich.
Die situative Winterreifenpflicht schreibt vor, dass bei bestimmten Wetter- und Straßenverhältnissen – etwa Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte – nur mit Winterreifen gefahren werden darf. Dabei spielt nicht die Jahreszeit, sondern die aktuelle Straßenlage die entscheidende Rolle. Wer mit Sommerreifen bei solchen Bedingungen unterwegs war, riskierte ein Bußgeld und Punkte in Flensburg.
Die Regelung galt nicht nur für Autos, sondern für alle Kraftfahrzeuge – und damit auch für Roller, Mopeds und Motorräder. Da es für diese Fahrzeuge kaum geeignete Winterreifen gab, führte die Vorschrift in der Praxis oft zu einem Fahrverbot in der kalten Jahreszeit.
Für Motorräder sind spezielle Winterreifen technisch aufwendig zu produzieren und kaum nachgefragt. Viele Modelle existierten nicht oder erfüllten nicht die gesetzlichen Anforderungen, etwa das Schneeflockensymbol. Dadurch konnten Motorradfahrer im Winter häufig nicht legal fahren, selbst wenn sie nur kurze Strecken zurücklegen mussten.
Mit der Änderung der Straßenverkehrsordnung zum 1. Juni 2017 wurde die situative Winterreifenpflicht für einspurige Kraftfahrzeuge aufgehoben. Damit können Motorräder, Roller und ähnliche Fahrzeuge nun auch bei winterlichen Straßenverhältnissen ohne spezielle Winterreifen gefahren werden – unter bestimmten Einschränkungen, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Von der neuen Regelung sind folgende Fahrzeugtypen erfasst:
Motorräder aller Klassen
Motorroller
Mofas
Mopeds
bestimmte E-Bikes mit Straßenzulassung
Gespanne
Krafträder mit Doppelrad an einer Achse
In seiner Begründung stellt der Gesetzgeber klar, dass geeignete Winterreifen für Motorräder kaum verfügbar sind und die bisherige Pflicht faktisch einem Fahrverbot im Winter gleichkam. Zudem gebe es keine Anzeichen für eine höhere Unfallrate von Motorradfahrern unter winterlichen Bedingungen. Auch Verkehrsbehinderungen durch liegengebliebene Motorräder seien nicht bekannt.
Für Veranstaltungen wie das traditionsreiche „Elefantentreffen“ im Bayerischen Wald hat die Gesetzesänderung große Bedeutung. Ohne die Ausnahme hätten viele Teilnehmer nicht legal anreisen können, da das Treffen bewusst in der kalten Jahreszeit stattfindet und winterliche Straßenverhältnisse dort häufig sind.
Auch nach der Gesetzesänderung bleibt die Frage, ob es spezielle Winterreifen für Motorräder gibt, interessant. Einige Hersteller bieten zwar Reifen mit wintertauglichen Eigenschaften an, doch oft erfüllen diese nicht alle gesetzlichen Anforderungen, die für Autos gelten.
Merkmal |
M+S-Reifen (Matsch & Schnee) |
Winterreifen mit Schneeflockensymbol (Alpine-Symbol) |
---|---|---|
Definition | Profil und Gummimischung für Matsch und Schnee optimiert | Erfüllt definierte Prüfkriterien für Wintertauglichkeit nach EU-Norm |
Rechtliche Anerkennung | Für Pkw nur noch bei vor 2018 hergestellten Reifen anerkannt | Seit 2018 Pflichtkennzeichnung für neue Pkw-Winterreifen |
Symbol | M+S-Kennung auf der Reifenflanke | Schneeflockensymbol (Bergpiktogramm mit Schneeflocke) |
Verfügbarkeit für Motorräder | Häufiger verfügbar, besonders bei Enduro- und Tourenreifen | Sehr selten bis nicht verfügbar |
Einsatzbereich | Bessere Traktion bei Kälte und leichtem Schnee | Geprüfte Leistung bei Schnee, Eis und niedrigen Temperaturen |
Vorteil | Größere Auswahl für Motorräder, oft günstiger | Garantierte Wintertauglichkeit nach gesetzlicher Prüfung |
Nachteil | Keine geprüfte Wintertauglichkeit nach aktueller Pkw-Norm | Für Motorräder kaum erhältlich, oft teurer |
Im Handel gibt es vor allem Enduro- oder Tourenreifen mit M+S-Kennung, die bei niedrigen Temperaturen und leichtem Schnee bessere Haftung bieten als reine Sommerreifen. Spezielle Winterreifen mit Schneeflockensymbol sind hingegen kaum erhältlich, da die Nachfrage sehr gering ist und die Entwicklung technisch anspruchsvoll wäre.
Der geringe Marktbedarf und die komplexen Anforderungen an das Reifenprofil und die Gummimischung machen die Produktion spezieller Motorrad-Winterreifen für Hersteller wenig attraktiv. Hinzu kommt, dass die meisten Motorradfahrer ihr Fahrzeug in den Wintermonaten ohnehin nicht nutzen, wodurch sich die Entwicklungskosten kaum amortisieren würden.
Auch wenn die Winterreifenpflicht für Motorräder seit 2017 aufgehoben ist, heißt das nicht, dass Fahren bei winterlichen Bedingungen ohne Risiko ist. Kälte, Nässe und glatte Straßen stellen besondere Anforderungen an dich und dein Motorrad. Mit der richtigen Vorbereitung und defensivem Fahrstil kannst du jedoch auch in der kalten Jahreszeit sicher unterwegs sein.
Für Motorräder gilt gesetzlich eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern. Im Winter empfiehlt es sich jedoch, deutlich mehr Profil zu fahren – ideal sind 3 bis 4 Millimeter, um bei Nässe und Schnee eine bessere Bodenhaftung zu erreichen. Regelmäßige Kontrollen vor und während der Saison sind wichtig, um Abnutzung frühzeitig zu erkennen.
Fahren auf vereisten oder verschneiten Straßen erfordert besondere Vorsicht. Reduziere die Geschwindigkeit, fahre möglichst gleichmäßig und vermeide ruckartige Lenk- oder Bremsmanöver. Auf schattigen Straßenabschnitten und Brücken ist die Gefahr von Reifglätte besonders hoch. Auch wenn du laut Gesetz fahren darfst, solltest du bei extremen Wetterlagen überlegen, ob es sinnvoll ist, loszufahren.
Trotz Ausnahme von der Winterreifenpflicht musst du im Winter sicherheitsgerecht fahren. Das bedeutet: Ist die Straße stark vereist oder verschneit und du kannst dein Motorrad nicht sicher kontrollieren, kann die Polizei die Weiterfahrt untersagen. Zudem gilt: Wenn du trotz schwieriger Straßenverhältnisse fährst und einen Unfall verursachst, kann dies Auswirkungen auf den Versicherungsschutz haben.
Seit dem 1. Juni 2017 sind Motorräder, Roller, Mofas und andere einspurige Kraftfahrzeuge von der situativen Winterreifenpflicht befreit. Damit entfällt für viele Fahrer ein praktisches Winterfahrverbot, das zuvor wegen fehlender geeigneter Reifen bestand. Trotzdem erfordert das Fahren im Winter besondere Vorsicht und eine angepasste Fahrweise. Wer sein Motorrad auch in der kalten Jahreszeit nutzen möchte, sollte auf ausreichende Profiltiefe achten und Wetterlagen mit hoher Unfallgefahr möglichst meiden.
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