AutoBild Winterreifen-Test 225/45 R18: Das Finale

Sie sind die Spezialisten für Mammut-Tests nach dem Motto “Nicht kleckern, sondern klotzen”. Keine Testinstanz bietet ein breiteres Spektrum und nimmt mehr Produkte unter die Lupe wie schon beim kürzlich veröffentlichten Test von Ganzjahresreifen oder auch dem vergangenen Sommerreifentest im letzten Frühjahr. Diesmal schälen sich beim aktuellen Winterreifen-Test der AutoBild aus dem Riesenfeld von nicht weniger als 54 Profilen insgesamt 20 Finalisten heraus, die sich in ausführlichen Tests in 16 Disziplinen an einem 3er BMW bewähren müssen. So entsteht ein umfangreiches Bild von der Leistungsfähigkeit der Produkte im Reifenmarkt. Dabei vergeben die Tester im Finale der getesteten Reifen dreimal das Gütesiegel “vorbildlich” und fünfmal “gut”. Das Gros der Teilnehmer, nämlich acht Profile sind “befriedigend”, drei dagegen nur “bedingt empfehlenswert”, ein Kandidat fällt mit “nicht empfehlenswert” durch.

Ergebnisse: Michelin wieder Testsieger

Die Marke Michelin sammelt derzeit Siegeslorbeeren. Wie schon bei den Ganzjahresreifen steht Michelin diesmal mit dem Pilot Alpin 5 (Note 1,4) wieder ganz oben auf dem Treppchen: “Spitzenleistungen auf Eis und Schnee” (nur 1er Noten), “präzises Fahrverhalten auf nasser und trockener Fahrbahn, gute Kilometerleistung” zeichnen den Sieger aus. Wenn er nur nicht so teuer wäre mit rund 750 Euro pro Satz, denn hier liegt die einzige Schwäche. Der zweite im Siegertrio, der Goodyear UltraGrip Performance 3 (Note 1,5) ist immer noch hochpreisig, aber schon für 45 Euro weniger zu haben. Er glänzt nicht ganz so brillant im Schnee, aber bleibt dennoch ein “ausgewogenes Premiumprofil mit überzeugenden Wintereigenschaften” und “sehr” hoher Kilometerlaufleistung. Ganz knapp dahinter (Note 1,6) platziert sich der Continental WinterContact TS 870 P als “Wintertalent mit ausgewogenen Leistungen bei jeder Witterung”, bietet “dynamisches Nass- und Trockenhandling und “kurze Bremswege”, liegt mit 680 Euro pro Satz aber immer noch auf einem erhöhten Preisniveau.

Mit etwa 585 Euro liegt der BF Goodrich G-Force Winter 2 (Note 2,0) aus dem Konzern Michelin schon deutlich günstiger im Markt, bei fast gleichen Schnee-Leistungen wie der Testsieger: “Wintergröße mit sicheren Fahreigenschaften auf nasser und trockener Piste”, lautet der Testbericht. Dicht dahinter rangiert der Pirelli Cinturato Winter 2 (Note 2,1) als “Premiumprofil mit überzeugenden Wintereigenschaften, dynamische Leistung auf nasser Piste”, etwas getrübt nur durch “leichtes Untersteuern auf trockener Piste”. Wiederum dicht dahinter folgen der Hankook Winter I*cept evo² (Note 2,2) als “Markenreifen mit guten Winterqualitäten” und der Dunlop Winter Sport 5 (Note 2,3) mit “Ausgewogenen Leistungen auf verschneiter und nasser Piste” und zudem hoher Laufleistung. Mit etwas Abstand (Note 2,7) komplettiert der Vredestein Wintrac Pro das Quintett der mit “gut” beurteilten Reifen: “Überzeugende Leistungen auch Schnee und Eis” lautet der Testbericht, der auch das Verhalten auf nasser und trockener Piste lobt. Negativ fällt nur die “geringe Laufleistung” ins Gewicht.

Es folgt das breite Feld der acht mit “befriedigend” beurteilten Kandidaten, welche der Barum Polaris 5 (Note 3,0) anführt als “preisgünstige (Conti-) Drittmarke mit guter Schneeperformance”. Zum Zirka Preis von 445 Euro gesellt sich noch eine “hohe Laufleistung”. Diese bietet der über 200 Euro teurere Bridgestone Blizzak LM005 nicht, der mit der Note 3,1 erstaunlich und unerwartet weit nach hinten auf den zehnten Platz gerutscht ist, punktet aber stark mit erstklassigen Nässewerten: “Nässespezialist mit sehr guten Aquaplaning-Eigenschaften” aber nur mäßiger Seitenführung auf Schnee und nur geringer Laufleistung, was die Note drückt. Die Michelin-Marke Kleber mit dem Krisalp HP3 auf Platz 10 kann wiederum, wie die beiden anderen Konzernprodukte auch, mit hervorragenden Schneeeigenschaften glänzen: “Spitzenleistungen auf Schnee und Eis, gute Sicherheitsreserven bei Aquaplaning” nur eben mit einer “Tendenz zum Untersteuern auf nasser und trockener Piste”. Dann ist wieder eine Conti-Marke dran: Der Uniroyal Winter Expert (Note 3,2) zeigt ein “ausgewogenes Fahrverhalten auf verschneiter und nasser Strecke”, allerdings auch “verlängerte Bremswege auf trockener Piste”. Knapp dahinter (Note 3,3) folgt die Hankook Zweitmarke mit dem Laufenn i Fit+ mit “überzeugende(n) Fahreigenschaften auf Eis und Schnee”. Seine Schwäche: “Mäßige Seitenführung auf nasser und trockener Piste”. Den 14. Platz belegen die gleichstarken Profile Paxaro Inverno (mit 390 Euro günstigster Reifen im Teilnehmerfeld) mit Qualitäten wie “kurze Schneebremswege”, “sicheres Trockenhandling” und der Toyo Observe S944 durch “hohe Zugkraft und kurze Bremswege auf Schnee” jeweils mit Note 3,4. Die Schwächen des Paxaro liegen im untersteuernden Schnee- und Nasshandling, dem Toyo mangelt es an “Seitenführung auf Schnee und nasser Fahrbahn”. Den 16. Rang nimmt der Semperit Speed-Grip 5 ein und wird letzter Teilnehmer mit dem Gütesiegel “befriedigend”. Die Stärke dieser mittlerweile dritten Marke aus dem Conti-Konzern ist die “überzeugende Wintertauglichkeit”, ein “gutes Trockenhandling” und die “sehr gute Kilometerleistung”. Dafür bringt der Semperit nur “wenig Seitenführung bei Nässe” auf die Piste und benötigt “verlängerte Trockenbremswege”.

Für die verbleibenden vier Finalisten wird es kritisch, denn nur drei sind “bedingt empfehlenswert” obwohl der Falken Eurowinter HS02 Pro (Note 3,7) in zwei Testkapiteln gut zurecht kommt: “Stabiles Fahrverhalten auf nasser und trockener Piste”, vermerken die Tester. Sie kritisieren aber auch eine “mäßige Seitenführung auf Schnee” und eine “eingeschränkte Laufleistung”. Da macht der Debica Frigo HP2 aus dem Goodyear-Konzern seine Sache als Winterreifen zwar besser durch “überzeugende Winterqualitäten”, hat seine Defizite aber auf nasser und trockener Piste: “Verlängerte Nass-/Trockenbremswege” und “untersteuerndes Trockenhandling” lautet das Testprotokoll. Das geht dem Viking WinTech - der vierten Conti-Marke - ähnlich. “Günstiges Winterprofil mit guter Schneeperformance”, bestätigen die Tester, aber “eingeschränkter Nassgrip, geringe Sicherheitsreserven bei Aquaplaning, verlängerte Trockenbremswege”. Im Schnee gut, sonst mäßig, könnte man sagen. Aber mit 435 Euro immer noch günstiger zu haben als das Schusslicht Firestone Firehawk 4 für 550 Euro. Die Bridgestone Zweitmarke zeigt Qualitäten auf zwei Untergründen: “Ausgewogenes Fahrverhalten auf Schnee und Nässe”. Auf trockener Piste gibt es Kritik: “Stark untersteuerndes Trockenhandling” quittieren die Tester mit der schlechtesten Handlingnote im Test, eine 4+. Die meisten anderen Kandidaten schneiden deutlich besser ab. (Hinweis: Die Reifenpreise können variieren).

AutoBild Winterreifen-Test in der Dimension 225/45 R18:
Das Finale

Fazit: Premium siegt, aber günstiger ist machbar

“Bei Eis und Schnee bieten die meisten unserer Kandidaten eine wirklich gute Leistung.” Zu diesem Resultat kommen die AutoBild-Tester Dierk Möller und Henning Klipp. Damit werden die Winterreifen ihrer Bestimmung durchaus gerecht. Dabei hapert es verschiedentlich in den Kategorien Nässe und Trocken, die nur die drei Spitzenreiter “vorbildlich” bewältigen. Angesichts von milden Wintern werden aber gerade diese Kategorien wichtiger. Insofern gibt es bei einigen Fabrikaten noch Luft nach oben - nicht eingerechnet bei denen, die bereits ausgeschieden sind. Wer nicht auf die absolute Spitzenleistung fokussiert ist, findet aber dennoch auch günstige Alternativen im oberen Bereich der Tabelle. Es lohnt sich, genauer hinzusehen.