Nachdem bereits zwei Zeitschriften sich den Ganzjahresreifen für den Wintereinsatz gewidmet haben, kommen nun die Winterspezialisten dran. Das Stuttgarter Fachmagazin “auto motor und sport” sucht den besten Winterreifen für Kleinwagen wie VW Polo, Ford Fiesta und Co und nimmt zu diesem Zweck zehn ausgewählte Winterreifen der Dimension 195/55 R16H unter die Lupe. Übrigens: Die Kleinen haben es manchmal leichter: Nicht so stark, nicht so schwer und nicht so schnell stellen sie auch nicht so hohe Ansprüche an die Pneus. Daraus machen die Hersteller eine Tugend. So können die Reifen mehr Sicherheit bieten als bei den breiten Ungetümen der PS-Boliden. Und die Tester können mehr gute Noten vergeben. Das tun sie auch, wie zu zeigen ist.
Auto-Motor-Sport Winterreifentest 2021 in der Dimension 195/55 R16HTestfahrzeuge: Seat Ibiza / VW Polo |
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Platz | Profil |
Schnee* max. 10 |
Nass* max. 10 |
Trocken* max. 10 |
Umwelt* max. 10 |
Gesamtwertung und Angebote |
8,2 | 9,6 | 8,6 | 7,7 |
8,7 sehr gut |
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2. Platz | 8,4 | 7,9 | 7,9 | 10 |
8,2 sehr gut |
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3. Platz | 8,2 | 7,8 | 8,5 | 7,6 |
8,1 sehr gut |
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4. Platz | 10 | 6,6 | 7,4 | 6,2 |
7,8 gut |
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5. Platz | 7,0 | 7,2 | 9,3 | 6,9 |
7,7 gut |
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6. Platz | 7,8 | 8,0 | 6,8 | 7,4 |
7,5 gut |
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6. Platz |
8,6 | 6,3 | 7,6 | 7,6 |
7,5 gut |
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7. Platz |
7,5 | 7,4 | 7,0 | 5,8 |
7,1 gut |
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7. Platz |
6,5 | 6,9 | 7,8 | 7,3 |
7,1 gut |
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8. Platz |
5,5 | 6,9 | 8,1 | 7,6 |
6,9 befriedigend |
Gesamtwertung ( Schnee: 30%, nass: 30%, trocken: 30%, Umwelt: 10%) – Wertung: 10,0 - 8,0 = sehr gut; 7,9 - 7,0 = gut; 6,9 - 6,0 = befriedigend; 5,9 - 5,0 = ausreichend;
Auswahl - auf der Suche nach dem besten Reifen
In der gefragten Dimension bietet der Markt hierzulande eine außerordentliche Vielzahl von Profilen ganz besonders in den preiswerten Segmenten. So können die Tester zwar aus dem Vollen schöpfen, aber einfacher wird die Auswahl der Testkandidaten deshalb nicht unbedingt. Sollen nur die Besten zum Testen oder geht es auch um einen Querschnitt im Markt? Überwiegend sehen wir auch hier die Premium-Produkte der weltgrößten Hersteller Michelin, Bridgestone, Continental und Goodyear - nach Größe in dieser Reihenfolge in der Auswahl mit diesen Profilen: Michelin bringt neben dem bewährten Alpin 6 auch seine Zweitmarke BF Goodrich g-Force Winter 2 ein, der Blizzak LM 005 von Bridgestone, der neue WinterContact TS 870 von Continental sowie der ebenfalls neue UltraGrip 9+ von Goodyear. Als siebtgrößter Hersteller reiht sich Pirelli mit dem Cinturato Winter in die Reihe der Kandidaten ein, es folgen Vredestein mit dem ebenfalls neuen Wintrac und die japanische Marke Toyo mit dem Observe S 944. Das untere Preissegment wird vertreten durch Falken, eine Marke des fünftgrößten Herstellers Sumitomo sowie durch die aus Indonesien stammende Marke GT Radial mit dem Champiro Winter-Pro². Somit stehen zwar wenige preisgünstige Reifen einer Übermacht von Premium-Kandidaten gegenüber. Das ist durchaus vertretbar, denn es geht ja darum, den besten Reifen für Kleinwagen zu finden und den suchen wir nicht unbedingt im Low Budget-Segment.
Den besten Winterreifen für Kleinwagen sucht die auto motor sport - und ist fündig geworden.
Die Fahrversuche: Nordschweden und Contidrom
Leicht haben es sich die Tester nicht gemacht mit 13 klassischen Disziplinen auf den drei Untergründen Schnee, Nässe und trockener Asphalt. Dafür waren zwei Prüfgelände nötig, einmal für die Schneetests in Schwedisch-Lappland, zum anderen für den Rest der Fahrversuche nass und trocken das Contidrom in Niedersachsen, wo sich die Reifentester aller möglichen Zeitschriften jahrein, jahraus die Klinke in die Hand geben. Das Handling wurde am Ende doppelt gewertet, einmal “objektiv” nach Zeit, zum anderen “subjektiv” nach dem Eindruck des Fahrers. Zum Testeinsatz kamen übrigens auch zwei Fahrzeuge aus dem gleichen Konzern: Die Schneetests in Schweden absolvierte ein Seat Ibiza, auf dem Contidrom erprobte ein VW Polo die Kandidaten.
Die Ergebnisse: Bridgestone landet wieder vorn
Es überrascht nicht so sehr, dass der Vorjahressieger Bridgestone Blizzak LM 005 auch diesmal wieder ganz oben auf dem Siegertreppchen landet. Der in Ungarn produzierte Reifen des japanischen Herstellers holte die Höchstwertungen in den Nässedisziplinen Bremsen, Seitenführung auf der Kreisbahn und Handling auf Zeit und ließ in diesen wichtigen Fahrversuchen die Konkurrenz deutlich hinter sich. Gerade da konnten dann auch die Reifenneuheiten von Conti und Vredestein nicht so richtig Paroli bieten. Testurteil: “Sehr sicherer Allrounder im Winter mit bester Performance auf nass-kalten Straßen.” Und das wird wohl der maßgebliche Asphaltzustand in hiesigen Breitengraden sein. Note “sehr gut” mit 8,7 Punkten von 10 möglichen heißt das am Ende. Die gleiche Benotung erhalten aber die beiden Neuheiten, die dem Sieger auf dem Fuße folgen. Auf dem zweiten Rang landet der Continental WinterContact TS 870 mit dem Urteil “Leiser und besonders spritsparender Breitband-Winterreifen für jedes Wetter”. Seine größte Stärke zeigt der Neuling auf trockener Fahrbahn, ohne Schnee und Nässe zu vernachlässigen. Sehr ausgewogen präsentiert sich auch der Wintrac von Vredestein: “Kurvenfest auf nassen, bremsstark auf trockenen Straßen”. Kommt noch ein ökonomischer Vorteil hinzu: Er ist gut 10 Prozent günstiger als die beiden vor ihm liegenden Reifen, deshalb gilt er als ein “Preis-Leistungs-Tipp”. Einmal mehr bestätigt sich damit die These, dass neue Reifen vorzugsweise der Premiummarken in Tests schnell vorne landen, weil sie sehr gut den Stand der Technik repräsentieren.
Etwas weniger ausgewogen rollt BF Goodrich mit dem g-Force Winter 2 über den Testparcour. Nach den Top-Ergebnissen in den Schneedisziplinen, die besser nicht zu haben sind, schwächelt die Michelin-Zweitmarke etwas in den Nässewertungen und landet mit der Note “gut” auf dem vierten Platz. Allerdings lässt der BF Goodrich den Vertreter der Hauptmarke Michelin Alpin 6, gleichzeitig der teuerste Kandidat in dieser Runde, hinter sich. Seine Stärke liegt klar im Trockenen “bei kleinen Defiziten auf Schnee und Nässe” reicht das immerhin noch satt für die Note “gut”.
Genau auf diesem Niveau folgt der Großteil der restlichen Kandidaten. Gut in den Kurven auf Schnee und Nässe präsentiert sich der Goodyear UltraGrip 9+, der nur beim Bremsen leicht abfällt. Der Pirelli Cinturato Winter verhält sich da ganz ähnlich: “Stark auf Schnee, sicher bei Aquaplaning - nur im Nassbremsen ist der Pirelli schwach”, lautet die Kurzfassung des Urteils, das wie beim Goodyear auf 7,5 Punkten von 10 beruht. Der mit Abstand günstigste und ebenfalls mit “gut” benotete Reifen ist der Falken Eurowinter HS01, der sich durch ein ausgewogenes Leistungsniveau auszeichnet. Und auch der GT Radial Champiro WinterPro² erarbeitet sich bei “akzeptablen Bremsleistungen” gerade noch die Note “gut” trotz deutlicher “Lastwechselreaktionen in Kurven”. Nur wenig schlechter ist der Toyo Observe S 944 in Form, erreicht aber in der Benotung nur ein “befriedigend”. Sein Leistungsniveau liegt etwas hinter der Konkurrenz: “Lange Bremswege, vor allem auf Schnee, schwache Wintereigenschaften, nur mäßige Nassperformance”, lautet die Kritik für das Schlusslicht im Test.
Fazit: Hohes Niveau trotz Kritik
Der beste Winterreifen für Kleinwagen wurde gefunden. Es ist der Testsieger Bridgestone Blizzak LM 005, der sehr ausgewogen und leicht kontrollierbar daher rollt. Insofern haben die Tester ihre selbst gestellte Aufgabe gelöst. Allerdings zeigt sich, dass das Niveau der ausgewählten Testkandidaten bei Winterreifen für Kleinwagen generell hoch anzusetzen ist, denn weit liegen die Konkurrenten nicht auseinander, wenn der schlechteste Reifen mit einem “befriedigend” abschneidet. Eine gute Wahl stellt auch der neue Vredestein Wintrac dar, der gute Leistung mit günstigem Preis verbindet. Wer richtig sparen will, greift zum mit “gut” bewerteten Falken Eurowinter HS01 und landet eben im “mittleren Leistungsbereich”, wenn es eben nicht der “Beste” sein muss.