Liebhaber von Young- und Oldtimern wissen das: Während der Reifenersatz für aktuelle Fahrzeuge überhaupt kein Problem ist und der Käufer vom überquellenden Angebot nahezu erschlagen wird, ist das bei klassischen Fahrzeugen anders. Die Ausrüstung ist oft schwierig, weil schlichtweg die Größen nicht mehr produziert werden und die angestammten Profile längst durch neue ersetzt wurden. Aber Reifen nutzen sich nun mal ab und altern. Deshalb müssen sie ersetzt werden! Die Tester der Auto Bild Klassik haben sich vorgenommen was verfügbar ist und in der Ausgabe 4/2021 sieben Profile auf den Prüfstand gestellt. Für die Erprobung der Dimension 175/80R14 T/H stand demzufolge auch ein weit verbreiteter Klassiker zur Verfügung: Mit einem Mercedes-Benz 280E der Baureihe 123 von 1981 drehten die Tester ihre Runden.
Auto Bild Klassik Oldtimer Reifen in der Dimension 175/80 R14Testfahrzeug: Mercedes-Benz 280E Baujahr 1981 |
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Platz | Profil | Nass | Trocken | Urteil und Angebote |
2+ | 2 |
vorbildlich |
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2. Platz | 2 | 2 |
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3. Platz | 2 | 2- |
vorbildlich |
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4. Platz | 2- | 2- |
befriedigend |
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5. Platz | 2- | 2- |
befriedigend |
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6. Platz |
Vredestein Sprint Classic 88 H |
3+ | 2+ |
bedingt empfehlenswert |
7.Platz |
3 | 2+ |
bedingt empfehlenswert |
Markt und Auswahl
Vor einigen Jahren war es noch extrem schwierig, Oldtimer zu bereifen. Deswegen alterten die Gummis auch an frisch restaurierten Fahrzeugen so vor sich hin. Zehn Jahre und mehr waren keine Seltenheit. Das hat sich zum Glück der Oldtimer-Liebhaber deutlich gewandelt, seit die Reifenhersteller diesen Markt für sich entdeckt haben. Denn ein Bestand von mehr als 2,2 Millionen Klassikern mit H-Kennzeichen ist nicht zu verachten. Schon mit wenigen Größen kann hier ein großer Bestand abgedeckt werden: etwa mit der Dimension 175/80R14 für den MB 280E. Allerdings bleibt die Auswahl begrenzt. Viel mehr als die sieben Kandidaten gibt der Markt nicht her – im Wesentlichen aufgeteilt in zwei Sorten: Moderne Profile mit einem aktuellen Profildesign, die auch in klassischen Größen gebaut werden. Dazu gehören der Hankook Kinergy Eco 2, der Barum Brillantis 2 aus dem Hause Continental, der Firestone Multihawk 2 von Bridgestone und auch der taiwanische Maxxis Mecotra 3. Die andere Gruppe kombiniert den modernen Reifen auch mit klassischem Profildesign wie der Michelin XAS, der Vredestein Sprint Classic und nicht zuletzt der Dunlop Sport Classic als die jüngste Schöpfung im Bunde, der seit 2017 verfügbar ist. Dann passt das Design auch zum Auto und das kommt bei den Klassik-Puristen sehr gut an.
Oldies sind Goldies: Mercedes-Benz, Baureihe W123. Foto: Auto-Medienportal.Net/Daimler
Testkriterien und Ergebnisse: Hankook vor Dunlop
Auch Oldtimer müssen sich den gleichen Kriterien unterwerfen wie neueste Fahrzeuge. Deshalb ist auch für die Reifen der Testparcour nass und trocken zugleich: Aquaplaning, Bremsen, Kreisbahn und Handling nass, im Trockenen kommt zu Handling und Bremsen noch Komfort, Geräusch und Rollwiderstand hinzu. Verzichtet wird hier auf eine Prüfung der Laufleistung – bei den Oldtimern auch nicht so tragisch, wenn sie nur zu ausgewählten Ausfahrten ausrollen.
Zweimal hat der Dunlop Sport Classic schon den Testsieg eingefahren, diesmal muss er sich dem Hankook Kinergy Eco 2 geschlagen geben, wenn auch nur hauchdünn. Für die Note “vorbildlich” reicht es aber allemal. Die Bewertung für den im modernen Design auftretenden Hankook: “Testsieger ohne Fehl und Tadel”, “präzises Fahrverhalten auf nasser und trockener Piste”, “kurze Nass- / Trockenbremswege, daneben “geringe Anschaffungskosten”. Letztere bietet der Dunlop als teuerster im Bunde nicht, dafür einen optischen Vorteil, der allerdings in die technische Prüfung nicht eingeht: “vorbildlicher Premiumreifen mit klassischem Reifendesign”, so die Tester, ein Reifen, der aber auch technisch auf der Höhe ist. Sehr “gute Sicherheitsreserven bei Aquaplaning, ausgewogen sichere Fahreigenschaften”, lautet das Schlussurteil. Mit “vorbildlich” schneidet auch der drittplatzierte Barum Brillantis 2 ab, durch “beste Sicherheitsreserven bei Aquaplaning, stabiles Nass- und Trockenhandling, harmonisches Lenkverhalten, kurze Nassbremswege” und preiswert ist er auch noch – ohne klassische Optik allerdings. Mit deutlichem Abstand folgt der Firestone Multihawk 2, dem es gegenüber seinen höher platzierten Konkurrenten etwas an Nassgrip mangelt. Dennoch: Aquaplaning gut und harmonisches Handling im Trockenen, bescheinigen die Tester. Urteil: “befriedigend”. Die gleiche Note erhält der Maxxis Mecotra 3 mit Stärken beim Aquaplaning und im Nasshandling, aber Schwächen beim Nassbremsen und durch “unharmonisches Trockenhandling”. Die beiden letzten Kandidaten mit dem klassischen Outfit sind im Urteil der Tester nur noch “bedingt empfehlenswert”: Obwohl der Vredestein Sprint Classic im Trockenen gut mithält, fehlt es an Aquaplaning-Eigenschaften. Dem Michelin XAS geht es da nicht anders: Trocken gut, aber “eingeschränkte Fahreigenschaften auf nasser Piste, geringe Aquaplaningreserven”.
Fazit: Es siegt die Moderne
Das Endergebnis liegt auf der Hand. Standard-Profile wie Hankook und Barum bringen die neueste Profiltechnik auf die Straße. Und die wirkt sich aus bei Nässe. Da haben es die Klassiker schwer. Umso erstaunlicher, wie es der Dunlop im klassischen Design schafft, hier eine dermaßen starke Performance zu zeigen. Das freut den Fan, aber hat seinen Preis.