Neue Gummis für den Sommer – unter diesem Motto steht der Reifentest des Fachmagazins sportauto in der Ausgabe 4/2021, bei dem die Mischbereifung 255/35 ZR19 vorn und hinten 275/35 ZR19 auf dem Prüfstand steht. Das Besondere dieser Erprobung: Die acht Reifenmodelle müssen sich gleich auf zwei Autos bewähren: Die Tester drehen ihre Runden im Contidrom auf einem Toyota Supra und einem BMW Z4. Ein wirklich merkwürdig anmutendes Unterfangen, denn die fahrdynamische Abstimmung beider Fahrzeuge ist bei gleicher Basis völlig unterschiedlich: Der Roadster mag eher sportlich cruisen, das Coupé mag den Ausritt auf den Racetrack. Am Ende erwartet uns ein doch erfreuliches Ergebnis: Fünf “sehr gut” bewertete Modelle und keiner fällt durch. Aber wer am Ende letztlich Sieger ist, wird eine schwere Entscheidung.
Kandidaten – eine seltene Spezies
So ganz üppig wie bei den Standardgrößen ist das Angebot im Markt für die genannte Reifenkombination in 19 Zoll nicht mehr. Zumal diese Art Mischbereifung gerade für den BMW nicht gerade Ausrüstungsstandard ist. Der Z4 beginnt bei 17 Zoll, was nachvollziehbar ist, denn hier ist etwas mehr Komfort gefragt. Aber was solls, es lebe der Sport. Immerhin treiben die Stuttgarter Tester in dieser Kombination acht Modelle auf. Und viel mehr lassen sich in der Tat schwerlich finden. Mit dabei sind also: Aus dem Premiumsegment die besonders sportiven UUHP-Reifen Michelin Pilot Sport 4S und der neue Bridgestone Potenza Sport sowie die UHP-Reifen Goodyear Eagle F1 Asymmetric 5, der Continental SportContact 6 sowie aus dem mittleren Preissegment der Falken Azenis FK510, der Maxxis Victra Sport 5 aus Taiwan und der ebenfalls neue japanische Toyo Proxes Sport A. Günstigster Reifen im Feld ist der ebenfalls taiwanische Nankang Sportmex AS 2+. Insgesamt eine Auswahl, die alle Preiskategorien abdeckt.
sportauto Sommerreifentest 2021 in der Dimension 255/35 ZR19 & 275/35 ZR 19Testfahrzeug: Toyota Supra & Bmw Z4 |
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Platz | Profil |
Nass* max. 10 |
Trocken* max. 10 |
Umwelt* max. 10 |
Gesamtwertung und Angebote |
8,8 | 9,5 | 8,0 |
9,1 sehr gut |
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2. Platz | 8,9 | 9,6 | 6,3 |
9,0 sehr gut |
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3. Platz | 9,0 | 8,4 | 7,7 |
8,1 sehr gut |
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4. Platz | 7,6 | 8,4 | 9,4 |
8,5 sehr gut |
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5. Platz | 9,2 | 7,5 | 7,3 |
8,1 sehr gut |
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6. Platz |
MAXXIS Victra Sport 5 |
8,2 | 7,7 | 7,7 |
7,9 gut |
7.Platz |
Sportnex AS 2+ |
7,6 | 5,7 | 8,6 |
5,7 ausreichend |
8.Platz |
5,7 | 6,4 | 6,3 |
5,1 ausreichend |
Wertung für UHP Reifen - nass:40%; trocken:50%; umwelt: 10%
Disziplinen und Bewertung
Verzichtet wird auf einen aufwändigen Verschleißtest, wir sind schließlich beim Sport. Immerhin, Rollwiderstand interessiert noch und Geräusch, fällt am Ende aber nur mit 10 Prozent ins Gewicht. Die wichtigen Kriterien bleiben Bremsen, Handling, Seitenführung bei Nässe und Aquaplaning. Die endgültige Bewertung unterliegt einem speziellen Verteilungsschlüssel für UHP-Reifen, bei dem die Trockendisziplinen mit 50 Prozent höher bewertet werden als die Nasseigenschaften mit 40 Prozent. So wird am Ende der Sieger bestimmt. Da geht Spaß vor Sicherheit. Wir sind ja beim Sport.
Michelin und Bridgestone im Duell um den Sieg
Es zeigt sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, wenn man die einzelnen Disziplinen betrachtet: Bremsen und Handling trocken: Bridgestone liegt hauchdünn vor Vorjahressieger Michelin. Bremsen und Seitenführung nass: Michelin vor Bridgestone. Spannender Test, die beiden UUHP-Reifen machen das Rennen unter sich aus. Der Potenza Sport “bremst etwas besser und erreicht höhere Kurvengeschwindigkeiten. Der Pilot Sport 4S ist dafür einen Hauch direkter und präziser im Lenkverhalten”, der Bridgestone wirkt in Kombination mit der direkten Lenkung von Supra und Z4 “weniger nervös und bei hohen Geschwindigkeiten soveräner”, so Tester Thiemo Fleck in seinem Bericht. Sieger Bridgestone? Nix da! Michelin vereint nämlich Fahrdynamik “mit vorbildlich geringem Rollwiderstand” und überholt Bridgestone somit auf der Ziellinie mit 0,1 Punkten mehr. Das Umweltargument entscheidet den Test! Und das im Sport.
Alle Ergebnisse mit viel “sehr gut”
Testsieger ist also wie im Vorjahr der Michelin Pilot Sport 4S durch kurze Bremswege, hohes Gripniveau, direktes Lenkansprechen und “sehr hohe Lenkpräzision sowie seinen geringen Rollwiderstand”. Damit führt er die Liste der “sehr gut” bewerteten Reifen an. Hauchdünn danach folgt der Bridgestone Potenza Sport, der sich ebenfalls durch ein “sehr hohes Gripniveau” trocken wie nass auszeichnet, dem nur sein “erhöhter Rollwiderstand” Punkte kostet. Weiter in der Gruppe der “sehr gut” bewerteten Reifen: Der Goodyear Eagle F1 Asymmetric 5 gefällt der Jury als “ausgesprochen gutmütiger, leicht kontrollierbarer Reifen auf Nässe”, “fehlerverzeihend und dennoch fahraktiv” im Trockenen. Auf den vierten Platz rutscht der mehrmalige Testsieger Continental SportContact 6, dem die mittlerweile längeren Bremswege zu schaffen machen. Als letzter mit “sehr gut” profiliert sich der Falken Azenis FK510 durch “gute bis sehr gute Nässeeigenschaften”. Immerhin noch “gut” präsentiert sich der Maxxis Victra Sport 5, ein “überwiegend sicherer Einstiegsreifen ohne Racing-Ambitionen”. Der Rest der Kandidaten fällt doch sehr ab in der Leistung und erreicht nur noch ein “ausreichend”. Der Nankang ist günstig zu haben, aber “glänzt nur in der Aquaplaning-Sicherheit” und der “neue Toyo hat noch mit Grip-Problemen zu kämpfen”.
Fazit
Okay, wir wissen nun, die teureren UUHP-Reifen eignen sich “für Speed und messerscharfes Handling” und “für sicher-entspanntes Roadstern reichen UHP-Reifen”. Hier liegt wohl auch der tiefere Sinn, warum die Tester mit zwei umgerüsteten Autos ihre Prüfrunden gedreht haben – zwei Fliegen mit einer Klappe sozusagen. Nur, recht kompliziert nachzuvollziehen ist die Bewertung mit Punktvergabe, Gewichtung und Bewertungsschlüssel. Da muss der Leser sich lange in die Tabelle vertiefen. Da ist mir ein Schulnotensystem lieber.