Traditionell kommt nun auch der ADAC mit einem Winterreifen-Test an die Öffentlichkeit und wie so oft stehen hier zwei Dimensionen auf dem Prüfstand. Insgesamt hat sich der Club 32 Profile vorgenommen, aus denen die besten Reifen für zwei Fahrzeugklassen ermittelt werden sollen. Wir widmen uns zunächst den 16 Kandidaten in der Dimension 205/60 R16 H - eine ausgesprochen populäre Dimension, die sowohl für zahlreiche kleine SUV als auch für viele Fahrzeuge der Mittelklasse passt. Der ADAC hatte hier wohl mehr die SUV-Modelle im Blick, denn die Pneus mussten sich an einem VW T-Roc bewähren. Der zweiten Testdimension 225/45 R17 wenden wir uns später zu. So viel vorweg: Siebenmal konnte der Club das Urteil “gut” vergeben und nur zweimal fielen die Modelle mit der Note “mangelhaft” durch. Die Bilanz ist also gar nicht schlecht.
Foto: ADAC/Marc Wittkowski
Auswahl und "neues Bewertungsschema"
Die Methode zur Auswahl der Testprodukte hat der ADAC deutlich stärker standardisiert als andere Testinstanzen. Ein Einfluss der Reifenhersteller soll ausgeschlossen werden, postuliert der Club in seinen Testkriterien, Maßstab sind die Verhältnisse am Markt: “Ziel ist es, die gesamte Preisspanne von der Premiummarke bis zum günstigen Preissegment abzubilden”. Somit wollen die Tester aber auf die bekanntesten Premiummarken nicht verzichten. Vertreter sind der Michelin Alpin 6, der Bridgestone Blizzak LM 005, der Goodyear UltraGrip 9+, der Continental WinterContact TS 870 P, womit die vier weltgrößten Hersteller schon genannt wären, die auch ihre Zweitmarken mit einbringen: der Dunlop Winter Sport 5 und Fulda Kristall Control HP 2 (beide Goodyear), der Firestone Winterhawk 4 (Bridgestone), der BF Goodrich G-Force Winter 2 und Kleber Krisalp HP3 (beide Michelin), der Barum Polaris 5 und Uniroyal WinterExpert (beide Continental). Mit von der Testpartie sind dann noch der Vredestein Wintrac, der Falken Eurowinter HS02, die beide Qualitätsmarken vertreten sowie die koreanische Premiummarke Hankook Winter i*cept RS3. Die günstige Preisschiene vertreten lediglich der Lassa Snoways 4 aus türkischer und der Austone Athena SP-901 aus chinesischer Produktion. Diese Aufzählung macht schon deutlich, dass ein deutliches Übergewicht an Premium- und Qualitätsmarken besteht, was eigentlich schon jetzt eine gute Gesamtbilanz in den Endergebnissen erwarten lässt.
Für den Vergleich der Kandidaten in diesem Winterreifen-Test hat der ADAC ein neues Bewertungsschema angewendet, das noch besser aufzeigen soll, welche Stärken und Defizite die verschiedenen Reifenmodelle aufweisen. “Dieses Schema beruht auf den beiden Säulen ‘Fahrsicherheit’ und ‘Umweltbilanz’.” Die Fahrleistungen - damit sind die Testergebnisse in den klassischen Disziplinen im Schnee sowie auf trockener und nasser Fahrbahn gemeint, bestimmen die Gesamtnote zu 70 Prozent, während die “Umweltbilanz” zu 30 Prozent in die Gesamtnote eingeht. Die Umweltbilanz wiederum setzt sich aus so praktischen und plausiblen Disziplinen wie Laufleistung (40 Prozent), Reifenabrieb (20 Prozent) und Geräusch (10 Prozent) zusammen. Disziplinen wie Effizienz (20 Prozent) und Nachhaltigkeit (10 Prozent) sind weniger eingängig und bedürfen einer Erklärung. Dazu nur kurz: Hinter Effizienz verbirgt sich der fahrdynamische Einfluss des Reifengewichts und die Auswirkung auf den Kraftstoffverbrauch. Noch schwerer nachzuvollziehen ist die Disziplin Nachhaltigkeit. Hier spielen so viele Kriterien eine Rolle, wie etwa das Herstellungsland mit Lieferwegen, zertifiziertes Umweltmanagement der Hersteller, Beteiligung an UN Global Compact und dergleichen mehr, dass es nur wenig transparent ist, wie hier eine Beurteilung zustande kommt.
Die Ergebnisse: Premium überzeugt, Budget fällt durch
Die Bilanz dieses Winterreifen-Tests kann sich sehen lassen: siebenmal verteilen die Tester die Note “gut”, ebenso oft “befriedigend”, kein “ausreichend”, aber zweimal "mangelhaft" bei den Reifen für kleine SUV. Dabei traf es die beiden günstigsten Pneus, den Lassa Snoways 4 und den Austone Athena SP 901, die beide “aufgrund ihrer Schwächen in der Fahrsicherheit mit mangelhaft bewertet” wurden. Allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Der Lassa zeigte eine “besonders” schlechte Performance auf Schnee, was einem Winterreifen natürlich nicht ansteht. Der Austone versagte auf nasser Fahrbahn und lieferte “die schlechtesten Ergebnisse im Handling, die längsten Bremswege und die schlechtesten Aquaplaning Eigenschaften".
Im Gegensatz dazu wurden gleich sieben Reifenmodelle, vorzugsweise aus dem Premiumsegment, mit “gut” bewertet, insbesondere wegen ihrer Ausgewogenheit. Das bedeutet, sie geben sich in keiner Disziplin eine Blöße, können also “uneingeschränkt empfohlen” werden. Trotzdem empfiehlt der Club einen “Blick in die Detailbewertung, weil sie in Nuancen etwas unterschiedliche Schwerpunkte setzen.” So zeigen sich der Dunlop Winter Sport 5 und der Michelin Alpin 6 stark auf trockener Fahrbahn, was sie etwa für lange Autobahnfahrten besonders tauglich macht. Zudem punkten beide mit den höchsten Laufleistungen unter den “glorreichen” sieben. Auf Nässe dagegen setzt der Bridgestone Blizzak LM005 mit dem kürzesten Bremsweg den Maßstab, dicht gefolgt vom Firestone Winterhawk 4 und dem Goodyear UltraGrip9+. Der Hankook Winter i*cept RS3 entwickelt seine Stärken auf winterlicher Fahrbahn und der Continental TS 870 P “liegt mit guten Leistungen in allen Disziplinen” ausgewogen in der Mitte. Danach folgen wieder sieben Reifenmodelle mit der Note “befriedigend”, die allerdings im Kapitel Fahrsicherheit nicht über eine befriedigende Wertung hinauskommen. Defizite auf trockener Fahrbahn sind etwa ein Grund für die Abwertung beim Kleber Krisalp HP3, beim Barum Polaris 5, dem Vredestein Wintrac und dem Uniroyal WinterExpert. Bei anderen wiederum hapert es an der gerade im Winter wichtigen Performance auf Nässe. Hier lassen der BF Goodrich G-Force Winter 2, der Fulda Kristall Control HP2, der Kleber, der Barum und auch der Uniroyal noch Wünsche offen - so im Nasshandling oder durch verlängerte Bremswege. Defizite auf winterlicher Fahrbahn offenbaren der Falken Eurowinter HS02 und auch der Barum Polaris, die in der “Summe ihrer Wintereigenschaften nicht über ein befriedigendes Resultat” hinauskommen. In Sachen Laufleistung kann wiederum der Fulda punkten, der nach Berechnungen des ADAC für 56.000 km gut ist. Der Uniroyal kommt dagegen nur 37.000 km weit, dann ist die gesetzliche Mindestprofiltiefe von 1,6 mm erreicht.
Mit “ausreichend” wird kein Reifen benotet, sodass die Schere in den Leistungen der Probanden weit auseinander geht. Dies zeigt sich in den teils dramatischen Unterschieden beim Nassbremsen. Wenn der Bridgestone nach einer Vollbremsung bereits steht, rauscht der Austone noch mit knapp 40 km/h an ihm vorbei - was schlimme Folgen haben kann. Auch in Sachen Umweltbilanz sind die Unterschiede heftig. Da errechnet der ADAC anhand der Laufleistung des Fulda und unter der Annahme einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 km und etwa 7.500 km auf Winterreifen, dass “man den Fulda knapp acht Jahre fahren” kann, bis der Reifen auf 1,6 mm runter ist. Dagegen hält der Bridgestone nur fünf Saisons. Allerdings empfiehlt der ADAC die Winterreifen schon bei 4 mm Profiltiefe zu wechseln.
ADAC Winterreifen-Test in der Dimension 205/60 R16 92H
Testfahrzeug: VW T-Roc
Platz | Modell | Fahrsicherheit¹ | Umweltbilanz² | Gesamt |
---|---|---|---|---|
1. | DUNLOP WINTER SPORT 5
|
2,1 | 2,3 | 2,2 |
2. | MICHELIN ALPIN 6
|
2,3 | 2,0 | 2,2 |
3. | GOODYEAR ULTRAGRIP 9+
|
2,3 | 2,4 | 2,3 |
4. | CONTINENTAL WINTERCONTACT TS 870 P
|
2,3 | 2,5 | 2,4 |
4. | HANKOOK I*CEPT WINTER RS3
|
2,2 | 2,8 | 2,4 |
4. | BRIDGESTONE BLIZZAK LM005
|
2,1 | 3,1 | 2,4 |
7. | FIRESTONE WINTERHAWK 4
|
2,3 | 3,0 | 2,5 |
8. | BFGOODRICH G-FORCE WINTER 2
|
2,7 | 2,4 | 2,6 |
8. | FULDA KRISTALL CONTROL HP2
|
2,9 | 2,0 | 2,6 |
10. | KLEBER KRISALP HP3
|
3,0 | 2,4 | 2,8 |
11. | FALKEN EUROWINTER HS02
|
3,1 | 2,7 | 3,0 |
12. | BARUM POLARIS 5
|
3,4 | 2,3 | 3,1 |
12. | VREDESTEIN WINTRAC
|
3,4 | 2,4 | 3,1 |
14. | UNIROYAL WINTEREXPERT
|
3,3 | 2,9 | 3,2 |
15. | LASSA SNOWAYS 4
|
5,2 | 2,7 | 5,2 |
16. | AUSTONE ATHENA SP-901
|
5,3 | 3,1 | 5,3 |
Fahrsicherheit¹ = 70%:
trockene Fahrbahn 30%, nasse Fahrbahn 40%, winterliche Fahrbahn 30%
Umweltbilanz² = 30%:
Laufleistung 40%, Reifenabrieb 20%, Effizienz 20%, Geräusch 10%, Nachhaltigkeit 10%
Fazit
Mit einem Großteil der hier getesteten Reifen kann man im Winter sicher unterwegs sein. Das sind die bekannten Marken aus dem Premium- und Qualitätssegment. Nur zwei Kandidaten fallen durch. Allerdings kann der Test in seiner Auswahl der Produkte den Markt nicht spiegeln, denn gerade in den populären Größen ist das Angebot an günstigen Reifen besonders groß. Die Guten sind in der Minderzahl. Welche das sind, zeigen die Tests.