Da hat die AutoBild die Latte aber hoch gelegt. Sie suchten den besten Winterreifen für Allradler und der musste nicht nur gut sein, sondern gleich ein König unter den Reifen. Und sie wurden auch fündig: Sie fanden nicht nur einen, sondern gleich zwei Könige. So viel sei gleich verraten, die geadelten Gummis kommen aus den Häusern Continental und Michelin. Spaß beiseite: Die AutoBild hat sich in ihrer jüngsten Ausgabe im Sonderteil “allrad” unter der Headline “Gesucht: Der Winterkönig” zehn Winterreifen für SUV zur Brust genommen, die sich in der Dimension 225/60 R18 an einem BMW X3 bewähren mussten. Nachdem im vergangenen Test die Ganzjahresreifen für SUV auf den Prüfstand kamen, rundet die AutoBild nun mit den Winterspezialisten ihre Testreihe ab. Zweck und Ziel der Übung: sicheres Vorankommen auch unter verschärften Winterbedingungen: “Es geht nicht nur darum voranzukommen, sondern sicher anzukommen”. Um herauszufinden, mit welchen Reifen das am besten geht, erproben die Tester die Wintereigenschaften in Finnland, 250 km nördlich des Polarkreises im reichlich winterlichen Lappland. Für Prüfungen bei Nässe und im Trockenen geht es dann wieder in heimische Gefilde auf Testparcours im Hunsrück (TRIWO-Testcenter) und im Emsland (ATP-Testgelände).
Die Auswahl: Premium und Quality
Auch bei den Winterreifen in dieser Kategorie ist das Angebot im Markt reichlich. In die Auswahl auf der Suche nach Königskandidaten kommen aber in erster Linie die üblichen Verdächtigen aus dem Premium- und Quality-Segment, das sich preislich in der Spanne vom teuersten Kandidaten Continental WinterContact TS 870P für 865 Euro pro Satz bis zum Falken Eurowinter HS02 Pro für 545 Euro pro Satz bewegt. Der einzige Budget-Pneu namens Superia Bluewin SUV 2 kommt aus China vom Unternehmen China tyres distribution. Dieser Kandidat kann gleich vierfach zählen, denn er ist baugleich mit den chinesischen Marken Goform, Tristar und Imperial. Der Superia ist in der genannten Größe schon für 350 Euro pro Satz zu haben und kostet damit weniger als die Hälfte der beiden Testsieger.
Ergebnisse: Zwei Könige herrschen im Winterreifenland
Ein König wurde gesucht, zwei wurden gefunden, deren Name schon genannt: Einmal überzeugte der Continental WinterContact TS 870 P: “Stabile Fahreigenschaften bei allen Witterungsbedingungen, gute Schneeperformance, dynamisches Trockenhandling” und obendrein “kraftstoffsparender Rollwiderstand”. Das ergibt den Testsieg mit der Note 1,6 und dem Prädikat “vorbildlich”. Der königliche Preis als teuerster im Feld wird zwar als Schwäche moniert, schadet dem Sieg aber nicht. Ebensowenig wie dem zweitteuersten Michelin Pilot Alpin 5 SUV, der sich besonders im Schnee mehr noch als der Conti die Krone verdient: “Schneespezialist mit vorzüglichen Handlingqualitäten bei allen Witterungen, präzises Einlenkverhalten mit guter Rückmeldung. Seine Schwäche: “hoher Rollwiderstand”. Dennoch: Note 1,6 mit Prädikat “vorbildlich” und gemeinsamer Testsieger mit Conti auf Platz 1. Aus solchem Gummi müssen also Reifenkönige gebacken sein.
Auch der Platz 3 wird im Testfeld mit dem Prädikat “vorbildlich” doppelt vergeben. Die Note 1,8 verdienen sich gleichermaßen der Goodyear UltraGrip Performance+ SUV und der Pirelli Scorpion Winter 2. Ersterer wird unter anderem gelobt als “Alleskönner mit vorbildlichen Nasshandlingqualitäten”. Nur ein “erhöhtes Preisniveau” (785 Euro) dämpft ein bisschen, obwohl der Pirelli dem mit 800 Euro pro Satz nicht nachsteht. Der glänzt aber als “Winterprofi mit ausgeglichen hohem Leistungsniveau” vor allem auch beim Bremsen auf Nässe, wo der Pirelli die Konkurrenz weit hinter sich lässt.
Das Prädikat “gut” erhalten zwei Reifen im Test, die aber auch schon leichte Kritiken in Kauf nehmen müssen. Der Vredestein Wintrac Pro (670 Euro) erhält die Note 2,0 durchgängig in allen Disziplinen. “Gute Fahrleistungen bei allen Witterungsbedingungen” wird auch diesem Produkt bescheinigt, neben kurzen Schneebremswegen und stabiler Seitenführung bei Nässe, dagegen wird eine leichte “Untersteuer-Tendenz auf Eis und Schnee” bemängelt. Nur eine zehntel Schulnote (2,1) dahinter rangiert der koreanische Hankook Winter i*cept, der unter anderem eine ausgezeichnete Schneeperformance auf die Piste bringt: “Ausgewogenes Premiumprofil mit überzeugenden Wintereigenschaften”, mit guten Aquaplaningeigenschaften. Somit loben die Tester auch ein “gutes Preis-Leistungs-Verhältnis”, wenn der Satz mit ca. 630 Euro zu Buche schlägt. Nur einer der Kandidaten rollt mit der Note “befriedigend” (3,4) durchs Ziel. Der japanische Falken Eurowinter HS02 Pro bietet ein “dynamisches Fahrverhalten auf trockener Piste, kurze Schnee- und Trockenbremswege”, schwächelt aber durch ein untersteuerndes Schneehandling” und durch “eingeschränkte Aquaplaningsicherheit”. Ein enttäuschendes Bild liefert der Bridgestone Blizzak LM005 mit Note 3,5 auf dem achten Platz mit dem Prädikat “bedingt empfehlenswert”. Auf Nässe gehört er zur Spitze durch “stabiles Nass-/Trockenhandling” sowie “kurze Nassbremswege” und “vorzügliche Aquaplaningqualitäten”, bringt aber nur “befriedigende Winterqualitäten” auf Schnee. Das reicht den Testern nicht für eine höhere Platzierung dieses Premiumreifens. Bridgestones Zweitmarke Firestone landet mit dem Winterhawk 4 mit Gesamtnote 3,8 noch dahinter trotz der besten Schneeperformance im Feld: “Winterspezialist mit guten Aquaplaningqualitäten”. Sein Defizit liegt auf trockener Piste: “Stark untersteuerndes Trockenhandling, verzögertes Lenkansprechen, verlängerte Nass- und Trockenbremswege”, steht im Testprotokoll. Der relativ niedrige Preis von 585 Euro pro Satz gleicht da nichts aus: “nicht empfehlenswert” lautet das Urteil auf dem 9. Platz.
Noch deutlich schlechter schneidet der Kandidat aus China ab. Der Superia Bluewin SUV 2 kommt wegen gravierender Schwächen auf Nässe, vor allem im Nassbremsen, über die Note 4,5 nicht hinaus: “nur eingeschränkte Nässetauglichkeit, gefährlich verlängerte Bremswege und schwammiges Fahrverhalten bei Nässe” disqualifizieren das Produkt als “nicht empfehlenswert”. Der günstige Preis und akzeptable Werte auf trockenem Asphalt können den Superia nicht retten. (Hinweis: Die Reifenpreise können variieren).
AutoBild allrad Winterreifen-Test in der Dimension
225/60 R18 104 H/V
Testfahrzeug: BMW X3
Platz | Modell | Schnee* | Nass* | Trocken* | Gesamt* | Urteil |
---|---|---|---|---|---|---|
1. | CONTINENTAL WINTERCONTACT TS 870 P
|
2+ | 2 | 2+ | 1,6 | vorbildlich |
1. | MICHELIN PILOT ALPIN 5 SUV
|
1- | 2 | 2 | 1,6 | vorbildlich |
3. | GOODYEAR ULTRAGRIP PERFORMANCE+ SUV
|
2 | 2+ | 2 | 1,8 | vorbildlich |
3. | PIRELLI SCORPION WINTER 2
|
2 | 2+ | 2 | 1,8 | vorbildlich |
5. | VREDESTEIN WINTRAC PRO
|
2 | 2 | 2 | 2,0 | gut |
6. | HANKOOK WINTER I*CEPT EVO3 X
|
1- | 2+ | 2- | 2,1 | gut |
7. | FALKEN EUROWINTER HS02 PRO
|
2- | 2- | 2 | 3,4 | befriedigend |
8. | BRIDGESTONE BLIZZAK LM005
|
3+ | 1- | 2 | 3,5 | bedingt empfehlenswert |
9. | FIRESTONE WINTERHAWK 4
|
1- | 2 | 3+ | 3,8 | nicht empfehlenswert |
10. | SUPERIA BLUEWIN SUV 2
|
2- | 4+ | 2- | 4,5 | nicht empfehlenswert |
Fazit: Allrad und Winterreifen sind ideale Kombination
Bei der Gelegenheit räumen die beiden Testredakteure Dierk Möller und Henning Klipp mit einem Mythos auf, der bei den Fahrern von Allrad-SUV schon mal aufkommen kann. Ein Allradantrieb allein reicht eben nicht aus, um sicher über den Winter zu kommen. Wer in deftigen Winterlandschaften unterwegs sein will, der braucht auch die richtige Bereifung. Und daran lassen die Tester keinen Zweifel: “Die ideale Kombination für winterliche Bedingungen ist Allradantrieb in Verbindung mit Winterreifen.” Allrad allein bietet da keinen Ersatz. Und welche Reifen? Da war es schon immer etwas teurer, einen königlichen Geschmack zu haben. Und wer die Testergebnisse genau studiert, kann durchaus auch günstiger wegkommen. Nur eben ganz günstig ist keine echte Alternative.