In der schon erschienen Novemberausgabe der AutoBild sportscars komplettiert der Hamburger Verlag seine Reifentests zur Wintersaison mit Ausführungen für die sportlichen Ambitionen. Die Tester Dierk Mölller und Henning Klipp wollen es “richtig krachen lassen”. Dazu stehen elf Winterreifen in der Dimension 225/40 R18 V/W auf dem Prüfstand und als Testfahrzeug dient ein “Kraftzwerg mit den Genen eines WRC-Rallyefahrzeugs”: Ein Toyota GR Yaris mit 261 PS soll für gute Laune sorgen, wohl auch unter den Testern. Denn: Wer auch in der kalten Jahreszeit sportlich unterwegs sein will, “kommt an Winterreifen nicht vorbei”. Welche sind also die “wahren Größen bei Eis und Schnee” und welche “schwarzen Schafe”? Und auch dieser Test kennt am Ende zwei Sieger!
Auswahl von Premium bis Budget
An Angeboten im Markt in dieser Größe mangelt es nicht. Deutlich über 200 Exemplare lassen sich über die Reifensuchmaschine im Internet finden. Aber nur wenige sind relevant, um die besten zu finden. Die Auswahl der AutoBild beschränkt sich dabei auf bekannte Premium- und Qualitymarken, aber auch zwei Vertreter aus dem Budget-Segment der chinesischen Marken Goodride und Austone sind mit von der Partie. So wird ein Preisspektrum von 265 bis 650 Euro abgedeckt. Auf Zweitmarken der großen Hersteller wird hier wohl bewusst verzichtet, so dass im Falle von Goodyear, Michelin, Continental und Bridgestone nur die Hauptmarken vertreten sind. Genau 14 Tests auf Trockenheit, Nässe und Schnee müssen die Kandidaten überstehen, immer im Vergleich mit einem Sommerreifen. Dafür nahmen die Tester auch weite Wege in Kauf, denn für die Wintertests reiste die Crew auf dem Bridgestone-Testgelände auf Hokkaido an.
Testsieger: Goodyear und Michelin
Ähnlich wie im Winterreifentest der AutoBild allrad gibt es auch in der AutoBild-Abteilung sportscars Testsieger im Doppelpack. Der Goodyear Ultragrip Performance 3 und der Michelin Pilot Alpin 5 liegen mit der gleichen Gesamtnote von 1,6 an der Spitze des Tests. Beide glänzen mit guten Leistungen, die allerdings nicht identisch sind. Der Goodyear erreicht seine Bestnoten auf Nässe (Handling, Kreisbahn und Bremsen), der Michelin auf Schnee: “Winterprofil mit überzeugenden Leistungen auf Eis und Schnee, dynamisches Einlenkverhalten, kurze Trockenbremswege”, lobt das Testprotokoll. Kleine Mankos sind ein leicht “erhöhter Rollwiderstand” beim Goodyear und (wenig verwunderlich) ein “Hohes Preisniveau” beim Michelin, der mit 650 Euro einmal mehr der teuerste im Teilnehmerfeld ist. Dagegen erscheint den Testern der Goodyear mit 575 Euro noch “moderat”. Beide Testsieger erhalten natürlich auch das Prädikat “vorbildlich”.
Weniger moderat im Preis aber mit ebenfalls “vorbildlich” eingestuften Leistungen liegt der Continental WinterContact TS 870 P mit 600 Euro pro Satz auf Rang drei nur ganz knapp hinter dem Sieger Duo mit der Note 1,7: “Ausgeglichen hohes Leistungsniveau, stabiles Fahrverhalten bei allen Witterungen, kurze Nassbremswege” lobt der Testbericht und vermerkt einen kraftstoffsparenden Rollwiderstand. Ebenso “vorbildlich” (Note 1,8) stufen die Tester den deutlich günstigeren (510 Euro) Hankook Winter I’cept evo³ ein: “Premium Winterreifen mit besten Sicherheitsreserven bei Aquaplaning, stabiles Fahrverhalten bei jedem Wetter” wird dem koreanischen Pneu bescheinigt.
Nicht mehr mit “vorbildlich” aber immerhin mit “gut” rangiert dahinter mit Gesamtnote 2,1 der etwas teurere (565 Euro) Bridgestone Blizzak LM005: “Winterprofil mit sportlich dynamischen Handling auf nassem und trockenem Parcour”. Bemängelt werden verlängerte Bremswege auf trockener Strecke. Als zweiter der insgesamt vier mit “gut” bewerteten Reifen setzt sich der gleich teure Pirelli Cinturato Winter 2 (Note 2,3) in Szene durch “überzeugende Qualitäten auf verschneiter und nasser Piste”. Leichte Abstriche nur auf dem Trockenen: “Tendenz zum Untersteuern”. Platz sieben wird doppelt vergeben an den Kumho WinterCraft WP52 (für 450 Euro) und den Vredestein Wintrac Pro (500 Euro), die beide mit der Note 2,6 noch die Bewertung “gut” erfahren, aber doch unterschiedliche Akzente setzen. Während der Kumho besser im Schnee zurechtkommt, entwickelt der Vredestein auf Nässe seine Stärken.
Mit dem Prädikat “befriedigend” kommt der Falken Eurowinter HS02 Pro (465 Euro) aus dem Test. Seine Stärken: “Sicheres Nass- und Trockenhandling” sowie “kurze Nass- und Trockenbremswege”. Die Wintereigenschaften sind dagegen nicht ganz so gut entwickelt: “Eingeschränkte Winterqualitäten mit schwacher Seitenführung” werden bemängelt. Die beiden Billigreifen aus chinesischer Produktion Austone Skadi SP-901 für etwa 300 Euro und der noch günstigere Goodride SW608 Snowmaster für 265 Euro finden sich als “nicht empfehlenswert” am Schluß der Tabelle wieder. Bei beiden verzeichnen die Tester gravierende Mängel. So kommt der Austone zwar im Schnee noch gut zurecht, versagt aber desaströs auf nasser Fahrbahn: “Deutlich eingeschränkte Fahrsicherheit auf nasser und trockener Piste”, insbesondere “gefährlich lange Nassbremswege” warnen die Tester und vergeben die Note 4,7. Eine glatte 5,0 dagegen erhält der Goodride, dessen tiefster Schwachpunkt im Schnee liegt. Auch vor diesem Reifen warnen die Tester: “Gefährlicher Billigreifen mit stark eingeschränkter Haftung und wenig Seitenführung auf Schnee und Eis, unausgewogenes Fahrverhalten, verlängerte Nass-/Trockenbremswege”. (Hinweis: Die Reifenpreise können variieren).
AutoBild sportscars Winterreifen-Test in der Dimension 225/40 R18 V/W
Testfahrzeug: Toyota GR Yaris
Platz | Modell | Schnee | Nass | Trocken | Gesamt | Urteil |
---|---|---|---|---|---|---|
1. | GOODYEAR ULTRAGRIP PERFORMANCE 3
|
2+ | 1- | 2 | 1,6 | vorbildlich |
1. | MICHELIN PILOT ALPIN 5
|
1- | 2 | 2+ | 1,6 | vorbildlich |
3. | CONTINENTAL WINTERCONTACT TS 870 P
|
2+ | 2+ | 2 | 1,7 | vorbildlich |
4. | HANKOOK WINTER I*CEPT EVO3
|
2 | 2+ | 2- | 1,8 | vorbildlich |
5. | BRIDGESTONE BLIZZAK LM005
|
2+ | 2+ | 2 | 2,1 | gut |
6. | PIRELLI CINTURATO WINTER 2
|
2+ | 2+ | 2- | 2,3 | gut |
7. | KUMHO WINTERCRAFT WP52
|
2 | 2- | 2 | 2,6 | gut |
7. | VREDESTEIN WINTRAC PRO
|
2- | 2+ | 2- | 2,6 | gut |
9. | FALKEN EUROWINTER HS02 PRO
|
3+ | 2 | 2 | 3,0 | befriedigend |
10. | AUSTONE SKADIE SP-901
|
1- | 4- | 3 | 4,7 | nicht empfehlenswert |
11. | GOODRIDE SW608 SNOWMASTER
|
4- | 3+ | 2- | 5,0 | nicht empfehlenswert |
Fazit
Sommerreifen sind im Winter, insbesondere bei winterlichen Bedingungen, gerade an sportlichen Fahrzeugen, die viel Drehmoment auf die Straße bringen können, keine Option. Diese Weisheit ist eine Binse. Winterreifen sind auf niedrige Temperaturen ausgelegt und deshalb die beste Wahl. Aber es müssen auch die richtigen Winterreifen sein und dabei gibt der Test einige Empfehlungen ab, die sich nicht nur auf die ersten vier beschränken. Mit Blick auf das individuelle Leistungs- und Anforderungsprofil lassen sich auch preisgünstige Lösungen finden. Die Tester versprechen den sportlich orientierten Fahrern noch mehr als “nur” Sicherheit. "Es gibt wohl keinen größeren Fahrgenuß, als mit richtigen Schneegreifern eiskalt durch die Kurven driften zu können.” “Und die nötige Prise Fahrspaß kommt mit ihnen sicher nicht zu kurz, versprochen!”, so das Fazit der AutoBild-Tester Dirk Möller und Henning Klipp. Um das gefahrlos zu üben, gibt es sogar Kurse, am Nürburgring und anderswo.