Auf dem Prüfstand steht die SUV-Dimension 225/65 R17 in der Ausführung Sommer: Ein Dutzend Reifen hat sich die AutoBild-Testcrew um Dierk Möller und Henning Klipp zur Brust genommen. Beweisen mussten sich die 12 Testkandidaten unter anderem auf einem Toyota RAV4. Und die Tester legten die Latte hoch: Neben dem Pflichtprogramm auf befestigten asphaltierten Straßen mussten die SUV-Reifen “auch im harten Geländeeinsatz ihr Potenzial unter Beweis stellen”. Um das herauszufinden, war den Testern kein Weg zu weit. Sie nutzten neben der Goodyear-Teststrecke im südfranzösischen Mireval auch einen Offroad-Parcours in der texanischen Prärie. Die Reifen zeigten sich von ihrer besten Seite – zumindest die meisten: Fünfmal war ihr Potenzial “vorbildlich”, dreimal “gut” und zweimal “befriedigend”. Lediglich zwei Reifen konnten die Tester nicht zufriedenstellen. Dazu gleich mehr.
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Drei Testkategorien für 12 Reifen
Die Reifenprüfung war aufwendig Nicht nur die üblichen zehn Einzeldisziplinen für die Wertungen Nass und Trocken mussten die Sommerreifen-Probanden über sich ergehen lassen. Jetzt kommen auch noch 5 Disziplinen im Gelände dazu. Wobei, SUV-Fahrer verfügen zwar mit Allradantrieb und erhöhter Bodenfreiheit über ein zumeist durchaus geländegängiges Gefährt. Aber leider lässt sich das hierzulande in der Praxis nur sehr selten anwenden, weil Wege außerhalb befestigter Straßen für Privatleute nahezu komplett verboten sind. Geländetrips – die möchte unser Gesetzgeber nicht. Zumindest nicht mit dem Auto.
Warum also Geländetauglichkeit testen und genauso bewerten wie die Kapitel Nass und Trocken? Es gibt eben doch einige Situationen, so finden die Tester, in denen das hilft: Bei Schnee und Eis etwa – da ist Allrad nützlich, allerdings sind hier wieder mehr die Winterreifen gefragt. Mit Sommerreifen fahren SUV gerne auf einen begrünten Campingplatz mit einem Wohnwagen am Haken. Dann ist Zugkraft gefragt, die von den Reifen übertragen werden muss. Da haben wir also den Geländeeinsatz. Und sicher gibt es mehr dergleichen. Also machen sich die Tester auf nach Texas in die USA, wo Geländeausflüge an der Tagesordnung sind und messen Traktion im Kies, auf Sand und Gras sowie im Schlamm und Handling auf Schotter.
Mittlerweile ist das Angebot an Sommerreifen für SUV in der Testdimension durchaus üppig. Kein Wunder, der SUV-Boom der letzten Jahre will bedient werden. Und ein Dutzend Reifen kann zumindest das preisliche Spektrum wiedergeben. Das ist vom Premium-Reifen Michelin Pilot Sport 4 SUV bis hin zum chinesischen Low-Buget-Reifen Aplus A919 der Fall. Allerdings fehlt Continental aus der Premium-Riege, der Konzern ist aber vertreten mit den Zweitmarken Uniroyal Rain Expert 5 und General Tire Grabber GT Plus.
Ergebnis: Vier sind dem Sieger dicht auf den Fersen
Den Testsieg holt sich der Michelin Pilot Sport 4 SUV, der sich auf allen Wegen zu Hause fühlt. Er bietet “Spitzen-Fahreigenschaften auf nasser und trockener Piste” und darüber hinaus auch “gute Geländetauglichkeit”. Damit könnte also das Rangieren mit dem doppelachsigen Wohnwagen auf dem Campingplatz klappen – auf Rasen wohlgemerkt. Gerade in den Geländedisziplinen durch Zugkraftmessung auf verschiedenen Untergründen haben die Tester “Unterschiede von bis zu 30 Prozent” festgestellt. Den besten Wert auf Gras bietet allerdings ausgerechnet ein Außenseiter, der Aplus A919, seines Zeichens Billigreifen aus China, der sogar weniger als die Hälfte kostet als der Testsieger. Dem Michelin dicht auf den Fersen ist der Bridgestone Turanza 6, dem ein “ausgewogen gutes Leistungsprofil” bescheinigt wird mit “Spitzenfahrleistungen auf nasser wie trockener Fahrbahn” und außerdem noch “gute Geländequalitäten”. Nur knapp dahinter folgt der Falken Ziex ZE310 Ecorun “mit guten Geländequalitäten”, einem sicheren Trockenhandling und kurzen Nassbremswegen. Nur eine “mäßige Seitenführung bei Nässe” auf der Kreisbahn verhindert eine bessere Qualifizierung. Immerhin kann sich der Falken den dritten Platz mit dem Goodyear EfficientGrip 2 SUV teilen, der ähnlich gute Performance zeigt, allerdings auf einem deutlich höheren Preisniveau. Letzter im Verein der “Vorbildlich” bewerteten Reifen ist der Hankook Ventus Prime 4, der auf mittlerem Preisniveau nur einen Hauch hinter den beiden Vorgenannten liegt.
Mit der Note “gut” rollen drei Reifen aus dem Vergleich. Der Pirelli Cinturato P7 performt durch “sportlich dynamisches Fahrverhalten” auf nasser und trockener Fahrbahn sowie durch “agiles Geländehandling”, weniger allerdings auf Matsch und Kies. Der gleichplatzierte Uniroyal RainExpert 5 zeigt “Spitzenleistungen auf unbefestigter Piste”, bietet “ausgewogene Nässequalitäten” und das zu einem fairen Preis. Der dritte mit “gut” bewertete Kandidat Toyo Proxes Comfort erreicht im Gelände zum Teil lediglich befriedigende Ergebnisse, kann aber mit “gut” in den Kategorien Nass und Trocken überzeugen.
Zwei Kandidaten schließen mit “befriedigend” ab und teilen sich Platz neun. Dort landet der zum Conti-Konzern gehörende General Tire Grabber GT Plus, der ganz seinem Namen entsprechend mit guten Geländeeigenschaften punkten kann. Dafür kommt er in Einzeldisziplinen der Kategorien Nass und Trocken über ein “befriedigend” nicht hinaus und landet bei der Endnote “befriedigend”. Der südkoreanische Nexen N’Fera Sport SUV hingegen läuft in den Trockendisziplinen besser über den Asphalt, wenn da nicht diese untersteuernde Tendenz besonders bei Nässe wäre. Der Cooper Zeon 4XS Sport bremst sich auf Nässe selbst aus: deshalb “bedingt empfehlenswert”. Noch schlechter der Aplus A919, der ein besserer Offroader ist. Tolle Noten gibt’s im Gelände, aber ansonsten eher eine Verkehrsgefährdung durch “gefährlich verlängerte Nass- und Trockenbremswege”: “nicht empfehlenswert”.
AutoBild SUV-Sommerreifentest 2023 in der Dimension: 225/65 R17
Platz | Modell | Testurteil |
---|---|---|
1. | MICHELIN Pilot Sport 4 SUV
|
vorbildlich |
2. | BRIDGESTONE Turanza 6
|
vorbildlich |
3. | FALKEN Ziex ZE310 Ecorun
|
vorbildlich |
3. | GOODYEAR EfficientGrip 2 SUV (106V)
|
vorbildlich |
5. | HANKOOK Ventus Prime 4
|
vorbildlich |
6. | PIRELLI Cinturato P7
|
gut |
6. | UNIROYAL RainExpert 5
|
gut |
8. | TOYO Proxes Comfort
|
gut |
9. | GENERAL Grabber GT Plus
|
befriedigend |
9. | NEXEN N'Fera Sport SUV
|
befriedigend |
11. | COOPER Zeon 4XS Sport
|
bedingt empfehlenswert |
12. | APLUS A919
|
nicht empfehlenswert |
Fazit: Warum ins Gelände?
Fünf Mal “vorbildlich” heißt, dass es wirklich sehr gute Reifen für SUV gibt. Und es muss auch gar nicht der teuerste sein. Okay, es war immer etwas teurer, den Testsieger zu kaufen, vor allem, wenn er Michelin heißt. Die preiswerten Alternativen werden aber noch mehr, wenn man auf das Geländekapitel verzichtet. Die meisten SUV-Fahrer sind nicht im Gelände unterwegs und dann würde auch der günstige Toyo in der Bewertung weiter nach vorne rücken. Die Überlegung, ob man wirklich eine Geländeeignung braucht, ist Geld wert.