Reifen sind ein Schwerpunktthema in der aktuellen Ausgabe der “auto motor und sport” (ams). Auf zwölf Seiten widmet sich die Redaktion der Frage, welche neuen Reifen 2022 auf den Markt kommen, der nachhaltigen Entwicklung von Reifen und natürlich einem aktuellen Reifentest: Zehn Pneus für die obere Mittelklasse in der Dimension 245/45 R19Y mussten sich an einem Audi A6 bewähren. Dabei ging es den Testern um die Frage, welcher der Kandidaten den unterschiedlichen Ansprüchen an moderne Sommerreifen in Bezug auf Nässe und Trockenheit, Komfort und Spritverbrauch etc. am besten gerecht wird. Und sie fanden einen unter zehn, der konnte noch deutlich besser als der Pneu aus der Erstausrüstung. Das bezeichneten die Tester schlichtweg als “überragend”.
(10 Reifen in der Dimension 245/45 R19Y hat die auto motor und sport getestet. Bild: Audi)
Erstausrüstung gegen Ersatzmarkt
Es geht eher komfortabel zu in der oberen Mittelklasse und deshalb konzentrieren sich die Tester bei ihrer Auswahl mehr auf die Produktgruppe der Premium- oder HP-Reifen und nicht auf die sportlich getrimmten UHP-Exemplare. Damit orientiert sich der Test sehr an den Entwicklungsvorgaben der Ingenieure für den Audi A6. Denn die Besonderheit in diesem Test ist, dass hier mit dem Continental PremiumContact 6 (AO) ContiSilent ein sogenannter Erstausrüstungsreifen beziehungsweise OE-Reifen (OE = Original Equipment) in den Test genommen wurde, mit dem der Audi A6 auch vom Band läuft. Ein Reifen, der speziell für dieses Fahrzeug entwickelt und darauf abgestimmt wurde, müsste eigentlich die Konkurrenz auf die Plätze verweisen, könnte man meinen – ist aber nicht unbedingt so. Neben dem Bewertungsmaßstab der Tester spielt die Entwicklungszeit eine nicht zu unterschätzende Rolle. Während der OE-Reifen schon 2019 entwickelt wurde, muss dieser nun gegen Produkte der neuesten Generation antreten und dazu gehört der brandneue Goodyear Eagle F1 Asymmetric 6. Das ist der Bridgestone Turanza T005 zwar nicht, der aber schon einige Jahre seine Stärke in der Nasshaftung ausspielt. Mit von der Testpartie: Der koreanische Nexen N’Fera Sport, der Nokian Powerproof, der Michelin Pilot Sport 4 und der Falken Azenis FK510, womit die Premium- und Quality-Brands genannt wären. Das Budget-Segment bedienen der taiwanische Maxxis Victra Sport 5 und der GT Radial Sportactive 2. Bewähren müssen sich die Kandidaten in den üblichen Testkriterien bei Nässe und Trockenheit sowie in der Umweltwertung mit Rollwiderstand und Geräusch.
Goodyear überragend!
Wieder ein Reifen, der die übliche Schulnotenbewertung übersteigt und mit “überragend” die Tester begeistert: Der Goodyear Eagle F1 Asymmetric 6 fährt den Testsieg durch seine fahrdynamischen Qualitäten ein: “Sehr kurze Bremswege, überragender Grip, hohe Kurvenfestigkeit”, “einfache Kontrollierbarkeit trocken” sowie “sicheres, dynamisches, bestens kontrollierbares Nässeverhalten”. Nur ein Hauch, genauer gesagt 0,2 Punkte in der Endbewertung, trennen den “überragenden” Goodyear vom “sehr gut” bewerteten Bridgestone, der “ohne nennenswerte Schwächen” “noch immer eine Empfehlung wert” ist. Er gilt als “der haftstärkste Reifen auf Nässe”. Mit Abstand, aber immer noch mit der Note “sehr gut” folgt der Hankook Ventus S1 evo3, der “leider nur in den besonders sicherheitsrelevanten Disziplinen” punktet, immerhin, Nassbremsen und Nasshandling zählen dazu. Nun endlich, auf Platz vier, kommt der OE-Reifen Continental PremiumContact 6 zum Zuge, der in keinem der Fahrversuche die absolute Spitze erobern kann, aber im Trockenen eine bessere Performance zeigt. “Speziell … auf gute Trockenperformance ausgelegter Reifen”, erklären die Tester das Abschneiden, die schon erwartet haben, dass aktuelle Reifenentwicklungen in ihrer Performance am konstruktiv und mischungstechnisch festgelegten OE-Conti vorbeiziehen. Dennoch wird der Conti mit der Note “sehr gut “ aus dem Test entlassen.
Demgegenüber müssen sich auch die folgenden vier Kandidaten mit der Note “gut” nicht verstecken. Erfreulich am Nexen N’Fera Sport, er sei “überraschungsfrei und sehr leicht kontrollierbar auf trockenen Fahrbahnen”. Wenn da nicht die Nässedisziplinen wären, denn “nasse Kurven mag er nicht”, da gibt es “Defizite in den Seitenführungseigenschaften”. Erstaunlich: Anders als in der Namensgebung sei dies ein “Reifen ohne sportliche Ambition”. Da werden also falsche Etiketten vergeben. Der Nokian Powerproof erhält die Note “gut”, bleibt “fahraktiv mit Reserven auf Nässe. Spontan, präzise und leicht beherrschbar in trockenen Kurven”. Nun endlich, auf Platz sieben, kommt der Premiumreifen Michelin Pilot Sport 4 zum Zuge, der “auf Nässe schon etwas in die Jahre gekommen” ist. Gut, dass der Nachfolger schon in den Startlöchern steht. Der günstige Falken Azenis FK510 ergänzt die Riege der “gut” benoteten Reifen, für den ebenfalls schon ein Nachfolger bereitsteht. “Empfehlenswert, wenn der Preis eine Rolle spielt”, lautet der Kurzkommentar im Test.
Noch günstiger sind die Budget-Marken Maxxis und GT Radial, für die allerdings schon deutliche Abstriche in der Performance gemacht werden müssen. Von “unausgewogenem Nässeverhalten” ist da die Rede sowie “schwache Lenkpräzision in trockenen Kurven”. Das reicht immerhin für ein “befriedigend”, während der GT Radial über ein “ausreichend” nicht hinauskommt. Der Grund sind “spürbare Sicherheitsdefizite” und die “längsten Bremswege auf trockenem Asphalt” und auch die zu langen Nassbremswege sorgen für eine Abwertung, die den günstigen Preis wohl kaum aufwiegen.
auto motor und sport Reifentest
Dimension: 245/45 R19 102Y XL
Testfahrzeug: Audi A6
Platz | Modell | Nass | Trocken | Umwelt | Gesamt* |
---|---|---|---|---|---|
1. | GOODYEAR EAGLE F1 ASYMMETRIC 6 Zum Angebot >> |
8,6 | 9,7 | 8,0 | 9,0 / überragend |
2. | BRIDGESTONE TURANZA T005 Zum Angebot >> |
9,0 | 8,4 | 9,4 | 8,8 / sehr gut |
3. | HANKOOK VENTUS S1 EVO Zum Angebot >> |
8,5 | 8,0 | 6,3 | 8,1 / sehr gut |
4. | CONTINENTAL PREMIUMCONTACT 6 Zum Angebot >> |
7,8 | 8,4 | 7,4 | 8,0 / sehr gut |
5. | NEXEN N`FERA SPORT Zum Angebot >> |
8,2 | 7,9 | 6,5 | 7,9 / gut |
6. | NOKIAN POWERPROOF Zum Angebot >> |
7,6 | 8,0 | 7,3 | 7,7 / gut |
6. | MICHELIN PILOT SPORT 4 Zum Angebot >> |
7,2 | 8,3 | 8,3 | 7,7 / gut |
8. | FALKEN AZENIS FK510 Zum Angebot >> |
7,5 | 7,0 | 6,3 | 7,2 / gut |
9. | MAXXIS VICTRA SPORT 5 Zum Angebot >> |
7,0 | 7,6 | 7,6 | 6,3 / befriedigend |
10. | GT RADIAL SPORTACTIVE 2 | 6,7 | 7,0 | 7,2 | 5,9 / ausreichend |
(*Maximal je zehn Punkte. Die Gesamtbewertung in der Verteilung: Nass = 50%, Trocken = 40%, Umwelt = 10%.)
Fazit: reiche Auswahl
Auch hier sind die Testergebnisse von Licht und Schatten geprägt. Immer wieder erstaunlich ist, wie neu entwickelte Reifen die alten in den Schatten stellen können. Einmal mehr bestätigt sich das Motto: Neue Reifen fahren besser. So wird der Continental PremiumContact 6 auf die vierte Stelle verdrängt. Was allerdings nichts heißen mag, denn der OE-Reifen bringt ja mit seiner ContiSeal-Ausrüstung noch einen weiteren Vorteil mit. Der besitzt auf der Innenseite eine gelartige Beschichtung, die den Luftverlust verhindert, wenn etwa ein Nagel die Lauffläche durchsticht. Dann fährt der OE-Conti unbeeindruckt weiter. Auch dieser Test zeugt von einem hohen Qualitätsniveau bei den Premium- und Qualitätsreifen. Im Budget-Bereich, also bei den Billigreifen, ist Vorsicht angesagt. Welche das sind, ist von außen ohne Test schwer zu beurteilen. Aber dazu gibt es sie ja derzeit reichlich, die Reifentests.