Sie testen gleich in Massen – und das ist das Besondere an den Reifentests der AutoBild, die das Hamburger Fachmagazin bei Pkw-Reifen in Sommer- und Winterausführung seit Jahren durchführt. So stehen bei dem kommenden Donnerstag in Heft 39 erscheinenden Winterreifentest gleich 50 Kandidaten auf dem Prüfstand. Andere Testinstanzen begnügen sich mit vielleicht zehn, zwölf oder zwanzig Reifen. Die Casting-Methode der AutoBild erweist sich gerade bei einer Volumendimension wie 205/55 R16 91H immer wieder als sehr informativ, denn in diesem Segment bietet der Markt eine besonders große Vielzahl der Produkte. Als Testfahrzeug dienten Golf VII und Golf VIII. Die Prüfung der Produkte erfolgte im nordschwedischen Arvidsjaur und einmal mehr auf dem bei so vielen Testern beliebten Contidrom bei Jeversen, wo es doch die eine oder andere Überraschung gab.
AutoBild Winterreifentest 2021 in der Dimension 205/55 R16 - TOP20Testfahrzeuge: GOLF 7 & GOLF 8 |
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Platz | Profil | Nass | Schnee | Gesamt* | Urteil und Angebote |
1. Platz | 32,1 | 28,1 | 60,2 |
Sehr Empfehlenswert |
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2. Platz | 33,6 | 27,3 | 60,9 |
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3. Platz | 33,4 | 28,2 | 61,6 |
Sehr empfehlenswert |
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4. Platz | 34,2 | 27,7 | 61,9 |
Sehr Empfehlenswert |
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5. Platz | 33,5 | 28,6 | 62,1 |
Sehr Empfehlenswert |
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6. Platz | 25,2 | 27,5 | 62,7 |
Sehr Empfehlenswert |
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7.Platz |
35,6 | 27,9 | 63,5 |
Sehr Empfehlenswert |
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8.Platz |
35,1 | 28,5 | 63,6 |
Sehr Empfehlenswert |
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9.Platz |
33,5 | 30,3 | 63,8 |
Sehr Empfehlenswert |
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10. Platz |
35,2 | 28,6 | 63,8 |
Sehr Empfehlenswert |
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11. Platz |
35,6 | 28,4 | 64 |
Sehr Empfehlenswert |
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12. Platz |
34,9 | 29,1 | 64 |
Sehr Empfehlenswert |
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13. Platz |
36,5 | 28 | 64,5 |
Sehr Empfehlenswert |
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14. Platz |
36,1 | 28,6 | 64,7 |
Sehr Empfehlenswert |
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15. Platz |
36,1 | 28,8 | 64,9 |
Sehr Empfehlenswert |
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16. Platz |
35,6 | 29,4 | 65 |
Sehr Empfehlenswert |
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17. Platz |
35,9 | 29,2 | 65,1 |
Sehr Empfehlenswert |
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18. Platz |
36,8 | 28,6 | 65,4 |
Sehr Empfehlenswert |
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19. Platz |
36,2 | 29,5 | 65,7 |
Sehr Empfehlenswert |
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20. Platz |
36,5 | 29,2 | 65,7 |
Sehr Empfehlenswert |
*Sortiert nach Gesamtwert (addierte Bremswege); Nass-Bremswege aus 80 km/h, Trocken-Bremswege aus 100 km/h
Testidee: Auswahl und Ausscheidung
Es ist eine Allerweltsgröße oder anders gesprochen eine Volumendimension. Eine Vielzahl von Pkw der Kompakt- und Mittelklasse sind derzeit mit 205/55 R16 ab Werk ausgerüstet – eine Größe für (fast) alle. Entsprechend riesig ist das Angebot der Marken und Profile, die auf den deutschen Markt drängen und um die Gunst der Autofahrer buhlen. Da kann man leicht die Übersicht verlieren und die Namen der Marken sind Legion, besonders in den unteren Preisklassen, wo auch immer wieder mal alte Profile mit neuen Namen erscheinen. Da ist es schon ein Unterschied, ob ein Test sich sehr selektiv zehn Profile zu Brust nimmt oder fünfzig einem Ausscheidungsverfahren unterzieht. So lässt sich zwar nicht alles testen, aber doch ein großer Querschnitt im Markt darstellen, in dem auch alle Preiskategorien zahlreich vertreten sein können.
Mit dabei sind natürlich die Premiummarken der weltgrößten Hersteller, Bridgestone, Continental, Michelin und Goodyear. Sie sind der Maßstab und im oberen Preissegment angesiedelt. Diese sind auch gleich mehrfach vertreten, weil sie auch mit Zweit- und Drittmarken aus ihrem Hause im Markt und mit diesen in anderen Preiskategorien vertreten sind, so etwa Dunlop, Fulda und Sava (zu Goodyear) oder Firestone (zu Bridgestone) sowie BF Goodrich, Kleber und Kormoran (zu Michelin). Die meisten Marken hat Continental versammelt: Semperit, Uniroyal, Barum, Matador und General sind Marken aus dem Hause Continental. Allerdings hat der Konzern aus Hannover derer noch mehr, die im Test aber nicht vorkommen. Kleinere stehen da nicht abseits: Der koreanische Hersteller Hankook etablierte vor einigen Jahren die Zweitmarke Laufenn und der indische Hersteller Apollo ist Inhaber von Vredestein als Zweitmarke. Das sind nur einige Beispiele, die im Test eine Rolle spielen. Ein Überblick über den Markendschungel im Reifenmarkt könnte Bücher füllen. Interessant wird die Sache dann, wenn die (meist preiswertere) Zweitmarke eines Herstellers im Test besser abschneidet als die führende Erstmarke. Und das kommt hier sogar vor. Bleibt noch zu ergänzen: Es gibt eine Flut an fernöstlichen Produkten, meist aus China, mit exotischen Namen wie Hifly oder Landsail, die zwar allgemein einen schlechten Ruf haben, aber durchaus auch mal gut sein können – theoretisch. In diesem Test allerdings nicht.
(Bildquelle: https://www.auto-medienportal.net)
Testablauf und -kriterien
Für die Testcrew bedeutet es deutlich mehr Aufwand dem eigentlichen finalen Test von 20 Kandidaten ein Auswahlverfahren vorzuschalten, das die Spreu vom Weizen trennt. In der ersten Phase im Frühjahr mussten sich alle 50 Kandidaten auf dem Contidrom einem Bremstest auf nassem Untergrund unterziehen und damit ein wichtiges Sicherheitskriterium bestehen. “Die Temperaturen lagen dabei im einstelligen bis niedrigen zweistelligen Bereich”, berichtet AutoBild-Tester Dierk Möller. Die Ergebnisse des Bremstests aus Tempo 80 km/h sind in der Tabelle aufgelistet, wobei die 15 letzten meist aus dem Budget-Segment hier schon ausscheiden, darunter die Michelin Untermarke Kormoran Snow. Die japanische Marke Toyo enttäuscht allerdings, indem sie gleich in der ersten Disziplin hinter zahlreichen Importmarken ausscheidet.
Pirelli scheitert in der 2. Runde
Um die Teilnahme am Finale der letzten 20 – das ist der umfassende Reifentest mit allen üblichen Disziplinen – ringen nun 35 Kandidaten, die nun eine neue Disziplin bestehen müssen: Bremsen aus 50 km/h auf festgefahrener Schneedecke. Die Bremswege aus beiden Disziplinen werden addiert und die Summe bestimmt die Reihenfolge von 1 bis 35. Und hier müssen schon bekanntere Namen Federn lassen. Pirelli landet mit dem Cinturato Winter auf Platz 26 und muss sich solch unbekannten Marken wie Typhoon oder Radar geschlagen geben und schafft es nicht in die Endrunde. Da hat die ursprünglich italienische und heute in chinesischer Hand befindliche Marke besonders in der Vergangenheit deutlich bessere Zeiten gesehen. Der Knockout in der zweiten Runde überrascht schon. Vor allem der Nassbremsweg ist deutlich einen Meter zu lang.
(Bildquelle: https://www.auto-medienportal.net)
Ergebnis: Bridgestone vorn, Zweitmarken gut platziert
So sind bis auf wenige Ausnahmen in der Finalrunde die üblichen Verdächtigen vor allem aus dem Premiumsegment versammelt. Erstaunlich allerdings, dass sich auch viele der Zweitmarken in die Finalrunde gerettet haben. Weit nach oben bremst sich Firestone und die Zweitmarke Laufenn von Hankook erringt einen guten Mittelplatz. Continental platziert nicht nur seine Hauptmarke gut, sondern auch viele der zahlreichen Zweitmarken sind mit im Finale: Semperit, Uniroyal und Barum. Dabei fällt auf, dass einige Zweitmarken die Premiummarke überholen. So bei Michelin: Kleber und BF Goodrich bremsen besser.
Fazit: Premium bleibt Maßstab
Das ist zwar erst die Qualifikation für das Finale, das Ergebnis lässt aber einen tiefen Blick in den Reifenmarkt zu: Die Qualität der Premiumprodukte bestätigt sich in zwei wichtigen Disziplinen und rechtfertigt den Preis. Trotzdem ist der Markt voller Geheimtipps: Dazu entwickeln sich der Vorrunde zufolge einige Zweitmarken der großen Hersteller, die preiswerter zu haben sind. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Denn das Finale kommt ja noch.