Nach wie vor werden die Reifentests des Automobilclubs mit Spannung erwartet. Das ist diesmal nicht anders. Für den jüngsten Vergleich aktueller Winterreifen haben sich die Tester 16 Produkte für die Kompaktklasse in der Dimension 195/65 R15 zur Brust genommen. Da der ADAC stets zwei Pkw-Dimensionen unter die Lupe nimmt, wurde diesmal auch die Größe 225/50 R17 getestet – doch dieser widmen wir uns gesondert. Schon bei den letztjährigen Tests legte der ADAC strenge Maßstäbe in der Beurteilung an und das scheint ihm auch diesmal wieder gelungen zu sein. Kein Reifen war “sehr gut”, aber trotzdem gab es vier Sieger.
ADAC-Winterreifentest 2021 in der Dimension 195/65 R15Testfahrzeug: GOLF 7 |
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Platz | Profil | Trocken | Nass | Schnee | Gesamt* | Urteil und Angebote |
1. Platz | 2,0 | 2,1 | 2,0 | 2,2 |
Testsieger |
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1. Platz | 2,3 | 1,8 | 2,0 | 2,2 |
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2. Platz | 1,9 | 2,5 | 2,2 | 2,3 |
gut |
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2. Platz | 2,5 | 2,3 | 2,2 | 2,3 |
gut |
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3. Platz | 2,2 | 2,6 | 1,9 | 2,6 |
gut |
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4. Platz | 2,7 | 1,6 | 1,9 | 2,7 | ||
5. Platz |
2,5 | 1,7 | 2,8 | 3,0 |
befriedigend |
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5. Platz |
2,3 | 2,7 | 2,4 | 3,0 |
befriedigend |
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5. Platz |
2,6 | 2,2 | 1,9 | 3,0 |
befriedigend |
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5. Platz |
2,2 | 2,3 | 2,6 | 3,0 |
befriedigend |
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6. Platz |
2,1 | 3,1 | 2,2 | 3,1 |
befriedigend |
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7. Platz |
3,0 | 3,2 | 2,0 | 3,2 |
befriedigend |
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8. Platz |
3,4 | 3,5 | 1,9 | 3,5 |
befriedigend |
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8. Platz |
3,5 | 3,5 | 2,4 | 3,5 |
befriedigend |
* Folgende Kategorien tragen noch anteilig zur Gesamtbewertung bei: Eis (10%), Geräusch (5%), Kraftstoffverbrauch (10%) und Verschleiss (10%).
Produktauswahl: Premium trifft Qualität
Die Dimension 195/65 R15 ist eine Massengröße, die auf vielen Kompaktfahrzeugen unterwegs ist. Entsprechend breit ist das Angebot im Markt in allen Preiskategorien von Premium bis Low Budget. Nur, so richtig bildet die Auswahl der Testkandidaten den Markt nicht ab. Es sind vor allem Premiumreifen der großen Hersteller von Goodyear, Michelin, Continental und Bridgestone sowie Qualitätsprodukte aus der zweiten Reihe, insbesondere die Zweitmarken der großen Hersteller sowie ausgewählte Produkte nicht ganz so großer Produzenten wie Nokian, Yokohama oder Maxxis. Was fehlt ist das Budget-Segment, mit anderen Worten die “billigen Jakobs”. Das ist insofern merkwürdig, weil die Tester sich zum Ziel gesetzt haben, “die gesamte Preisspanne von der Premiummarke bis zum günstigen Preissegment abzubilden”. Das wird so nicht erfüllt, denn bis in die Niederungen der “Billigheimer” möchte sich der Club nicht begeben. Es gilt folgende Mindestanforderung: “Bei der Produktauswahl werden nur Reifenmodelle berücksichtigt, deren EU-Reifenlabel in dem Kriterium ‘Nasshaftung’ Klasse ‘C’ oder besser trägt.” Keine Chance also für die ganz Preiswerten. So streng sind sie, die Tester.
Blitzt hier ein Anschein von Arroganz auf, wenn der Club von vornherein nur aus der Sahne schöpft? Dabei bleibt ein wichtiger Vergleich auf der Strecke: Wie viel besser sind denn die “Guten” (und teureren) als die Billigen? Oder anders gefragt: Wie viel schlechter sind die Billigen? Darauf erhalten wir so keine Antwort. Bei 16 Reifen könnten vielleicht doch ein oder zwei von unten dabei sein, nur des Vergleichs wegen. Das ist doch der Sinn der Sache.
(Bildquelle: https://www.auto-medienportal.net)
Die Testkriterien
Ja, alle Kriterien sind so weit wie möglich standardisiert und beschrieben, zumindest auf den Online-Seiten: die Auswahl, der Einkauf mit dem Ziel den Einfluss der Hersteller auszuschalten, welche Testgelände benutzt werden und jedes einzelne der 17 Testkriterien für alle drei Reifenarten: Bremsen trocken und nass; Aquaplaning längs und quer; Anfahren auf Schnee, auf Eis; Handling, Geräusch innen und außen; Benzinverbrauch, Verschleiß und einiges mehr lässt sich unter der Überschrift “Methodik und Hintergrund” online finden. Nachteil von derlei Akribie: Der Test wird im Detail schwer lesbar und in dieser Tiefe vermutlich nur wenig genutzt.
Dunlop, Goodyear, Michelin und Vredestein Spitzenreiter
Wie bereits erwähnt, der ADAC legt die Latte hoch und urteilt streng. Mit “sehr gut” wird noch gespart. Immerhin gibt es viermal “gut” und bis auf eine Ausnahme bewegen sich alle Prüflinge im Bereich “befriedigend”. Alles nur Mittelmaß könnte man meinen. Nicht gerade überragend für die Qualität im Reifenmarkt.
Das liest sich allerdings anders im Testbericht. Der Dunlop Winter Response 2 als quasi Testsieger sowie der Goodyear UltraGrip 9+ (beide aus dem gleichen Konzern) wie auch der Michelin Alpin 6 und der Vredestein Wintrac behaupten sich als Spitzenreiter, “weil sie sich in allen Hauptkriterien sehr ausgewogen präsentieren”, die aber unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Der Dunlop zeigt sich besonders sparsam, während Konzernbruder UltraGrip 9+ auf Nässe und Eis stark ist. Der Michelin Alpin 6 eignet sich für Vielfahrer durch geringen Verschleiß, während der Vredestein wirtschaftlich-ökologische Qualitäten zusammenbringt: wenig Verbrauch und wenig Verschleiß. In den Hauptkriterien Fahrverhalten bei Schnee, Eis und Nässe bringen alle vier gute Ergebnisse – durchaus also eine Empfehlung.
Für den Continental WinterContact TS 860 reicht es diesmal nur für Platz 6 und er muss noch Michelins Zweitmarke BF Goodrich g-Force Winter 2 ziehen lassen. Allerdings ist der Abstand gering und auf Schnee erreichen beide Bestnoten. BF Goodrich schwächelt leicht auf Nässe und Conti im Trockenen – deshalb nur “befriedigend”.
Laufleistung steht hoch im Kurs beim ADAC, denn zu hoher Verschleiß verhagelt vier Reifen die Note, die trotz guter Leistungen in den fahrerischen Hauptkriterien “nur” ein “befriedigend” erhalten. Das gilt für den Bridgestone Blizzak LM005, den Falken Eurowinter HS01, die Hankook-Zweitmarke mit dem kryptischen Namen Laufenn i FIT + LW31 + sowie den taiwanischen Maxxis Premitra Snow WP6. Allerdings, weit schlimmer ist ein Manko auf Nässe. Da trifft es den Yokohama BluEarth*Winter V906, den Barum Polaris 5 (aus dem Conti-Konzern), den Nokian WR Snowproof, den General Tire Altimax Winter 3 (ebenfalls Conti) sowie den GT Radial Winterpro2. Mit der Note “ausreichend” landet der Kumho Wintercraft WP51 wegen schwacher Performance ganz hinten, was die Tester so gar nicht überzeugen kann.
(Bildquelle: https://www.auto-medienportal.net)
Kein “sehr gut” für die Spitze der Qualität
Wenn sich auch die vier Spitzenreiter gerade noch etwas absetzen können, so zeigt sich doch im breiten Mittelfeld ein relativ einheitliches Niveau, das hoch oder niedrig ist, je nachdem wie die Messlatte anliegt. Harte Ausschläge nach oben oder unten gibt es nicht. Klar, die schlechten Reifen fielen schon vorher durchs Auswahlgitter. Das ist nicht Mittelmaß, sondern die Spitze der Qualität. Wobei der ADAC sich in der Beurteilung immer noch Platz nach oben lässt. Es kann also alles noch viel besser werden. Fazit: Wer sich aus der oberen Hälfte der Tabelle bedient, kann nichts verkehrt machen.