“Elitäres Kräftemessen” nennt die AutoBild in ihrer aktuellen Ausgabe Nr. 13 den mittlerweile vierten Reifentest des Hamburger Verlages, der sich diesmal der automobilen Oberklasse widmet. Zehn Sommerreifen der Dimension 245/40 R19 98 Y stehen auf dem Prüfstand, die sich auf einem 5er BMW bewähren müssen. Die Ergebnisse, die auf dem Testgelände von Continental bei Jeversen eingefahren werden, überraschen wenig. Wieder sind es die üblichen Verdächtigen, nämlich die Premiummarken, die hier ganz vorne dabei sind. “Vorbildlich” und “gut” lauten hier die Testurteile für nicht weniger als sieben der zehn Kandidaten. Nur einer fällt durch. Erstaunliches zeigt sich eher am Rande durch einen außer Konkurrenz teilnehmenden Reifen der Erstausrüstung. Doch dazu später mehr.
(10 Reifen in der Dimension 245/40 R19 standen bei AutoBild auf dem Prüfstand. Bild: BMW)
Auswahl quer durch die Preisklassen
In der Oberklasse dürfen die Premiummarken natürlich nicht fehlen. Da kann der Satz schon mal 700 bis 800 Euro kosten – durch die aktuellen Kriegsereignisse ist die Tendenz generell eher steigend. Mit dabei sind der Michelin Pilot Sport 4 als teuerster im Bunde, der Hankook Ventus S1 evo3, der Bridgestone Potenza Sport, der in dieser Saison neue Continental SportContact 7, der Goodyear Eagle F1 Asymmetrico 6, der erheblich günstigere Maxxis Victra Sport 5 VS5 aus Taiwan als Vertreter eines mittleren Preissegments neben dem koreanischen Nexen N’Fera Sport, dem Falken Azenis FK510 sowie dem Vredestein Ultrac Vorti+ aus dem indischen Apollo-Konzern. Für das Budget-Segment steht einzig der Star Performer UHP-3 als günstigster Reifen in diesem Vergleich, der gerade mal mit der Hälfte der Anschaffungskosten eines Michelin zu Buche schlägt. Die Herkunft ist China über den exklusiven Vertrieb des Internetanbieters Delticom. Auf dem Testprogramm stehen ausschließlich Nass- und Trockendisziplinen, wobei Handling und Bremsen am stärksten ins Gewicht fallen. Ökonomische Werte werden weniger berücksichtigt und eine Messung der Laufleistung bleibt außen vor – schließlich sind wir ja in der Oberklasse. Das Thema Sicherheit wird hier aber großgeschrieben.
Goodyear siegt, Premium bleibt vorn
Es kommt, wie es zu erwarten war: Vier Premiummarken bilden ein Quartett aus “vorbildlich” bewerteten Reifen, Testsieger wird der Goodyear Eagle F1 Asymmetrico 6 durchaus mit etwas Abstand zu den Verfolgern. Kommentar: Ein “Spitzenreifen mit ausgewogener Leistung auf höchstem Niveau”, noch dazu spritsparend mit niedrigem Rollwiderstand. Einzige Schwäche: “hoher Preis”. Viel günstiger ist der zweitplatzierte Continental SportContact 7 allerdings auch nicht, aber immerhin mit ähnlich guten Eigenschaften, nämlich “besten Handlingeigenschaften”, “kurzen Bremswegen” und sicherem Fahrverhalten bei Nässe. Da kann der Hankook Ventus S1 evo3 zu einem spürbar günstigeren Preis noch sehr gut mithalten als “Sportprofil mit überragenden Fahreigenschaften auf nasser Piste” sowie kurzen Bremswegen auf nasser und trockener Fahrbahn. Fehlt noch der vierte Kandidat im Quartett der vorbildlichen Reifen: Der Michelin Pilot Sport 4 glänzt als “Sportreifen mit ausgewogen hohem Leistungspotenzial” – alles gut also, bis auf das Manko “hoher Preis”.
Dass der taiwanische Maxxis Victra Sport VS5 auf dem fünften Platz das Trio der “gut” bewerteten Reifen anführt, überrascht positiv und belegt den Fortschritt fernöstlicher Reifenentwicklung. Und weil der Maxxis auch deutlich günstiger als nachfolgende Reifen angeboten wird, erhält er die Sonderauszeichnung “Preis-Leistungs-Sieger”. Denn auch die Leistung kann sich sehen lassen: “Sportler mit durchweg ausgewogenen Leistungen auf nasser wie trockener Piste”. Damit platziert sich der Maxxis noch vor dem etablierten Kandidaten Bridgestone Potenza Sport, der natürlich leistungsmäßig nicht schlecht dasteht als “überzeugendes Sporttalent mit guten Sicherheitsreserven”, aber eben auch preislich in der Oberklasse spielt. Deutlich günstiger ist dagegen der siebtplatzierte Vredestein Ultrac Vorti+ zu haben, ein “ausgewogener Sportreifen mit dynamischen Handlingqualitäten bei Nässe”. Kleine Schwäche: “leicht verlängerte Nassbremswege”.
Mit den Plätzen acht und neun sind wir endgültig im Mittelfeld der “befriedigend” bewerteten Reifen angekommen, das im Test von den Marken Nexen und Falken repräsentiert wird. Kleine Haftungsmängel fallen beim Nexen ins Gewicht, sowohl auf der Kreisbahn bei Nässe als auch im Trockenhandling. “Eingeschränkt dynamisches Sommerprofil” heißt das dann im Kommentar. Der Falken Azenis FK510 schwächelt noch dazu beim Nasshandling und Nassbremsen, weshalb er sich auf Platz neun einreihen muss.
Ganz schlecht steht die Sache für den Star Performer, der so gar nicht seinem Namen gerecht wird, vor allem nicht auf Nässe; in Sachen Handling, Kreisbahn und beim Bremsen erhält er mit “ungenügend” die schlechteste Note, die überhaupt möglich ist. Da setzt es herbe Kritik von den Testern und der niedrigste Preis nutzt da gar nichts: “gefährlich lange Bremswege und mangelnder Grip bei Nässe”. Deshalb: “nicht empfehlenswert”.
OE-Reifen und CO2-Vorgaben aus Brüssel
Über das erstaunlichste Ergebnis berichten die Tester geradezu am Rande. Am Test nahm auch ein Reifen der Erstausrüstung quasi außer Konkurrenz teil. Diese Reifen unterscheiden sich vom Ersatzmarkt bei gleicher Profilbezeichnung nicht nur durch eine OE-Kennzeichnung, sondern insbesondere durch die Auslegung der Eigenschaften, die nämlich vom Autohersteller bestimmt wird. Das Testergebnis beschreibt AutoBild so: “Neben dem Billigreifen scheitert auch ein zufällig mitgetesteter Reifen der Erstausrüstung bei unserem Nassbremstest. Ein alarmierendes Ergebnis”, wie die Tester finden. Grund: In der Absicht, den Normverbrauch – und damit den CO2-Ausstoß – der Fahrzeuge zu senken, setzen die Autobauer zu sehr auf einen geringeren Rollwiderstand. Das geht aber auf Kosten des Nassgrips und das verlängert den Bremsweg deutlich! In diesem Fall kam der OE-Reifen erst 15 Meter nach dem besten Kandidaten zum Stehen. AutoBild: “Ein Skandal, den wir zeitnah in einem ausführlichen Test beleuchten werden.” Darauf kann man gespannt sein. Gegenüber dem erheblich verlängerten Bremsweg sei die Einsparung an Benzin mit etwa drei Prozent denkbar gering. Die Tester appellieren an die Fahrzeughersteller: “Stoppt diese gefährliche Fehlentwicklung. Menschenleben zählen mehr als fragwürdige CO2-Vorgaben aus Brüssel.”
AutoBild-Sommerreifentest in 245/40 R19 98 Y
Testfahrzeug: 5er BMW
Platz | Modell | Nass | Trocken | Gesamt |
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2 | 2+ | GUT |
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4- | 3+ | NICHT EMPFEHLENSWERT |
Fazit
Die Spitzenqualität kommt nach wie vor von der Klasse der Premiumreifen. Und die hat nun mal ihren Preis. Aber es lohnt sich sehr, genauer hinzuschauen. Auch im mittleren Segment der Qualitätsreifen finden sich sehr gute Alternativen, wie etwa in dem vorliegenden Test mit dem Maxxis, der gut und günstig vereinen kann.