Es ist nicht alles Gold, was glänzt und es ist nicht alles ein “echter” Sportreifen, was schwarz und rund ist und in der Größe 265/35 ZR20 mit den Indices 99Y auf der Straße umherrollen kann. So etwa lautet das Ergebnis des jüngsten Reifentests für Sportwagen in der aktuellen Ausgabe 4/2021 der AutoBild sportscars. Nicht weniger als neun Reifenmodelle haben sich die beiden AutoBild-Testspezialisten Dirk Möller und Henning Klipp zur Brust genommen und zur Bewährung über den Wachauring bei Melk in Österreich getrieben. Testwerkzeug war hier ein Ford Mustang GT 5,0 V8, ein echter Kracher also, der mit seiner brachialen Leistung an der Hinterachse die Stärken und Schwächen “echter” Sportreifen und solcher, die es sein wollen schonungslos entlarvt. Und zwei der neun Kandidaten waren den Anforderungen einfach nicht gewachsen.
Die Kandidaten: Was bietet der Ersatzmarkt?
Auch für die Schlappen im Format extrabreit hält der deutsche Markt jede Menge Modelle bereit. Die getroffene Auswahl der Tester spiegelt das Angebot in verschiedenen Preiskategorien in einer Spanne von rund 500 bis etwa 1000 Euro pro Satz wider. Für Premiumhersteller ist die Abdeckung dieses Marktsegmentes eine nötige Pflichtübung, schon allein aus Gründen der Erstausrüstung, denn Erstausrüster verpflichten sich auch zu einem Ersatzangebot. Und die Auswahl der Probanden konzentriert sich auf das, was der Ersatzmarkt hergibt. Die Tester wollten auch nicht einfach nur die Erstausstattung ersetzen, sondern die Performance noch steigern und rüsteten den Mustang um: von originalen 19 Zoll auf 20 Zoll mit 265ern rundum. (Ab Werk steht der Mustang auf der klassischen Mischbereifung 255/40 ZR19 vorn und 275/40 ZR19 hinten.) Die günstigsten Schlappen kommen aus fernöstlicher Produktion unter dem Namen Berlin Tires Summer UHP 1 und Landsail LS586 UHP als Budget-Variante, eine Preisklasse höher sind der Falken Azenis FK510, der Hankook Ventus S1 evo3 sowie Vredestein Ultrac Vorti R und in der Premium-Preisklasse um 1000 Euro pro Satz finden wir den Goodyear Eagle F1 SuperSport, den Michelin Pilot Sport 4S, den Continental SportContact 6 und den brandneuen Bridgestone Potenza Sport.
Autobild Sportcars Sommerreifentest in der Dimension 265/35 ZR20Testfahrzeug: Ford Mustang GT |
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Platz | Profil | Nass* | Trocken* | Urteil und Angebot |
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1 | 1- |
Vorbildlich |
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2. Platz | 1- | 2+ |
Vorbildlich |
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2. Platz | 2+ | 1- |
Vorbildlich |
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4. Platz | 2+ | 2+ |
Gut |
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4. Platz | 2+ | 2+ |
Gut |
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6.Platz | 2 | 2 |
Gut |
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7.Platz |
2- | 2 |
Gut |
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8.Platz |
4 | 2- |
Befriedigend |
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9.Platz |
BERLIN TIRES Summer UHP 1 |
4- | 3+ | Nicht empfehlenswert |
Die Testkriterien: Sport ist Trumpf
Es sind die klassischen Disziplinen, in denen sich die Kandidaten bewähren müssen: Handling und Bremsen trocken wie nass sowie Aquaplaning und Kreisfahrt im Nassen. Als Trockentests kommen noch Geräusch, Komfort und Rollwiderstand hinzu und wer den Schnelltest als Sportreifen nicht besteht, fliegt ohnehin gleich raus. Wichtig ist die Wertung und da stehen die Disziplinen Handling, Bremsen auf allen Untergründen (vor allem nass) und noch Aquaplaning ganz obenan. Nicht zum Zuge kommt – im Gegensatz zu dem großen Reifentest bei AutoBild – die Disziplin Verschleiß, weil hier der Grip im Vordergrund steht.
Resultate: Der Sieger heißt Bridgestone
Die Ergebnisse bestätigen diesmal die These, dass der neueste Reifen oft der beste ist. Aber nicht nur: Es sind überwiegend die bekannten Premiummarken, die sich in allen wichtigen Tests in wechselnder Reihenfolge auf den oberen Plätzen versammeln – insbesondere Bridgestone ist erfolgreich. In erstaunlicher Stringenz spiegelt das Preisranking auch die Resultate wider.
Der Sieger Bridgestone Potenza Sport scheint nur Stärken zu haben: “Neuer Reifen der Spitzenklasse”, loben die Tester, “exzellente Handlingqualitäten auf trockener und nasser Piste, präzises Lenkansprechen, gute Balance, kürzeste Nass- und Trockenbremswege, gute Aquaplaningeigenschaften”. Gerade in puncto Seitenführung auf Nässe in der Kreisbahn ist der neue Sportreifen mit Abstand “das absolute Maß der Dinge” – Testsieg mit der Note “vorbildlich” heißt das dann bei AutoBild. Mit gleicher Note folgt der SportContact 6 von Continental, der beim Fahrverhalten und Bremsen mit etwas Abstand ganz ähnliche Eigenschaften auf trockener und nasser Piste zeigen kann. Der Conti teilt sich den Platz 2 mit dem Michelin Pilot Sport 4S. Beide zeigen “kurze Nass- und Trockenbremswege” und geringen Rollwiderstand. Der Conti bringt auch noch ”guten Komfort” mit, was bei dem 35er Querschnitt nicht zu verachten ist. Damit ist das mit “vorbildlich” bewertete Trio komplett.
Mit kurzem Abstand und der Note “gut” folgt der Goodyear Eagle F1 SuperSport auf dem doppelt vergebenen 4. Rang – womit die Produkte der vier weltgrößten Hersteller platziert wären. Mit dem Goodyear finden die Tester ein “sportliches Sommerprofil auf ausgewogen hohem Leistungsniveau, dynamisches Fahrverhalten auf nasser Piste, kurze Trockenbremswege, angenehmer Abrollkomfort”. Nachteil: hohes Preisniveau. Gemeinsam mit Michelin die Teuersten im Testfeld. Der Goodyear teilt sich das Ranking mit dem Vredestein Ultrac Vorti R, der bei “sportlichen Handlingqualitäten” zwar nicht ganz so gut bremst, auf Nässe aber ein “gutes Preis-Leistungsverhältnis” vorweisen kann, was diesen als Kaufoption sehr interessant macht.
Preislich interessant ist auch der mit “gut” bewertete Hankook Ventus S1 evo3 im Mittelfeld des Rankings, der durchweg in allen Disziplinen mit “gut” abschneidet: Stärken im Fahrverhalten auf nasser und trockener Piste, leichte Schwächen beim Aquaplaning. Ihm folgt der Falken Azenis FK510 mit der Note “befriedigend” durch ein “eingeschränktes Gripniveau beim Bremsen auf nasser Fahrbahn”, zeigt aber ein durchaus “harmonisches Handlingniveau bei Nässe”.
Durchgefallen: Landsail und Berlin Tires
Damit wäre die Reihe der “echten Sportreifen” abgeschlossen. Vor den folgenden Kandidaten mit dem Prädikat “nicht empfehlenswert” wird “nachdrücklich” gewarnt. Sowohl der Landsail LS588 UHP als auch der Berlin Tires Summer UHP sind zwar auf Spritsparen getrimmt. Doch der Nachteil in der Nasshaftung folgt auf dem Fuße, und zwar gravierend: Eingeschränkter Nässegrip, verlängerte Bremswege nass und trocken, schwammiges, unharmonisches Fahrverhalten sind die Nachteile, mit denen ein niedriger Rollwiderstand erkauft wird. Mit anderen Worten: Totalausfall bei der Fahrsicherheit, wenn der Bremsweg bei Nässe durch “miserablen Nassgrip” glatte zwölf Meter länger wird.
Fazit: Leistung muss bezahlt werden
Augen auf beim Reifenkauf heißt die Devise. Billig ist nicht empfehlenswert in diesem Testfeld. Dagegen bietet das Mittelfeld gute Kompromisse. High Performance bieten die bekannten Premiummarken – aber gute Leistung war schon immer etwas teurer...