AutoBild sportscars: Härtetest für zwölf Winterreifen
Mischbereifung ist auf PS-starken sportlichen Fahrzeugen üblich geworden. Insofern ist es nur konsequent, wenn sich die AutoBild sportscars eine Mischbereifung in Winterausführung vornimmt: Für die AutoBild-Testcrew sind das zwölf Winterreifen in der Dimension 225/45 R18 vorn und 245/40 R18 hinten, die sich auf einer sportlichen Mercedes C-Klasse in allen Disziplinen bewähren müssen. Das Ergebnis ist durchaus erfreulich, denn die Kandidaten bewähren sich zum Großteil “sehr gut” und “gut”, weshalb die Tester die Auszeichnung “Testsieger” doppelt und das Prädikat “vorbildlich” gleich dreimal vergeben. Aber auch nach unten schlägt das Pendel aus: Einer fällt durch und ein anderer hält sich noch mit einem “bedingt empfehlenswert” im Rennen.
Testkandidaten mit Referenz
So breit wie die Urteile ist auch die Auswahl der Probanden gestreut. Von Premium über Quality bis Budget sind alle Qualitäts- und Preisstufen vertreten. Eine ausgewogene Zusammenstellung also, soweit sich mit einem Dutzend Reifen die Vielfalt des Marktes, die natürlich weit größer ist, überhaupt wiedergeben lässt. Härtetest – das heißt Prüfung der Kandidaten in vierzehn Kategorien auf allen drei möglichen Untergründen wie Schnee, Nässe und Trockenheit. Traktion (hier wird die Zugkraft gemessen wie sie etwa beim Anfahren am Berg gebraucht wird), Handling, Slalom und Bremsen sind die Disziplinen auf Schnee. Auf Nässe sind das Aquaplaning längs und quer, Bremsen (aus Tempo 100 km/h) und Handling sowie eine Kreisfahrt, um den Kurvengrip zu messen. Im Trockenen stehen Bremsen und Handling auf dem Programm sowie die Umweltdisziplinen Geräusch und Rollwiderstand. Das Besondere an diesem Test ist aber nicht der Vergleich von einem Dutzend Winterreifen, also einer Reifenspezies unter sich. Als Referenz laufen ein ungenannter Sommerreifen (außer Konkurrenz) mit sowie ein Ganzjahresreifen von Vredestein, der Quatrac Pro. Das macht den Test informativer und zeigt, wie deutlich sich die Reifenarten in den einzelnen Disziplinen unterscheiden.
Marken und Profile
Unter den Kandidaten sind die wohlbekannten Premiummarken reichlich vertreten: der Bridgestone Blizzak LM 005, der Continental WinterContact TS 850 P, der Goodyear UltraGrip Performance + und der Dunlop Winter Sport 5 aus gleichem Hause sowie der Michelin Pilot Alpin 5 sind weithin und seit langem bekannte Marken. Die Frage bleibt allerdings, warum die Marke mit dem sportlichsten Image, nämlich Pirelli, wieder nicht dabei ist. Zudem hat sich die koreanische Marke Hankook in den vergangenen Jahren in die Premiumklasse hervorgearbeitet. Winter I*cept evo3 heißt hier das Profil – alles Kandidaten, die von vornherein in den oberen Rängen erwartet werden. Aber auch Qualitätsprodukte wie der Vredestein Wintrac Pro, der Toyo Snowprox S954, der Falken Eurowinter HS01, hinter dem der mächtige japanische Reifenkonzern Sumitomo steht, oder Michelins Zweitmarke BF Goodrich mit dem g-Force Winter2 können in obere Ränge vorstoßen, was bei den preiswerten Nexen Winguard Sport aus Korea oder dem taiwanischen Nankang Winter Activa NK Snow SV-2 zwar nicht grundsätzlich unmöglich, aber doch eine echte Überraschung wäre.
Testsieg für Hankook und Michelin
An guten Reifen mangelt es jedenfalls nicht, wenn der Testsieg gleich doppelt besetzt wird und die Kategorie “vorbildlich”, was einem “sehr gut” gleichkommt, sogar dreifach. Bei zwölf Reifen entspricht das einem Viertel. Die Nase ganz vorn hat damit Hankook mit dem Winter I*cept evo3 durch “hervorragende Leistungen auf verschneiter und nasser Piste” und obendrein loben die Tester ein “sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis”. Etwa knapp 500 Euro kostet der Satz Mischbereifung für den sportlichen C-Klasse Mercedes – ein guter Tipp! Es geht zwar noch günstiger, aber nur mit Abstrichen in der Performance. Da schlägt der Co-Testsieger Michelin Pilot Alpin 5 mit rund 700 Euro pro Satz schon deutlich stärker ins Kontor. “Hohes Preisniveau” kritisieren auch die Tester, die ansonsten die Performance loben: “Winterprofil mit vorbildlichen Fahreigenschaften unter allen Witterungsbedingungen, präzises Lenkverhalten, kurze Bremswege.” So sehen also Sieger aus! Hauchdünn dahinter als Dritter im Bunde der “vorbildlichen” Reifen platziert sich der Vredestein Wintrac Pro als “überzeugendes Allroundtalent mit sehr guten Winter- und Nässequalitäten” noch dazu auf niedrigem Preisniveau. Dem Spitzentrio folgt eine Vierergruppe von Premiummarken, die mit "gut" bewertet werden, angeführt vom Bridgestone Blizzak LM005 – ein Reifen, der im letzten Jahr bei Tests kaum zu schlagen war. “Schneeprofi mit überzeugenden Leistungen auf nasser und trockener Piste” mit kurzen Bremswegen und präzisem Handling – nicht ganz billig, aber sehr leistungsstark. Auch die Profile von Dunlop, Goodyear und Continental könnte man durchaus höher erwarten als auf den Plätzen 5 bis 7. Aber seis drum, die Abstände sind gering. Die Profile von Dunlop und Goodyear bewerten die Tester gleich, der 5. Platz wird doppelt vergeben. Ganz leichte Schwächen sehen die Tester in einem untersteuernden Trockenhandling bei hervorragenden Wintereigenschaften des Winter Sport 5 von Dunlop wie dem UltraGrip Performance + von Goodyear. Beim Continental WinterContact TS 850 P sind es “verlängerte Trockenbremswege”, die immerhin den siebten Platz unter sieben guten Reifen bescheren.
Nässe: möglicher Schwachpunkt bei Winterreifen
Grip bei Nässe (aber auch bei Trockenheit) kann die Achillesferse bei Winterreifen sein. Deshalb landet der “Winterkönig mit besten Fahreigenschaften auf Schnee”, der BF Goodrich g-Force Winter2 mit der Note “befriedigend” auf dem 8. Platz. “Durchschnittlicher Nässegrip, leicht verlängerte Nassbremswege” heißt das dann im Testprotokoll. Immerhin noch ein “befriedigend” erhalten der Falken Eurowinter HS01 und der Nexen Winguard Sport 2, wobei der Falken noch auf Eis und Schnee überzeugt und weniger bei Nässe und der Nexen aber auch auf Schnee nur “mäßige Seitenführung” bieten kann. Die Schneeeigenschaften müssen allerdings stimmen bei einem Winterreifen, sonst verfehlt er seinen Einsatzzweck. Und “nur befriedigende Winterqualitäten” reichen beim Toyo Snowprox S954 eben nicht aus für einen vorderen Platz. Immerhin leistet sich der japanische Reifen keine weiteren arg gravierenden Schwächen als “untersteuerndes Nasshandling”, was die Tester mit einem “bedingt empfehlenswert” quittieren. Beim taiwanischen Nankang hapert es neben den “eingeschränkten Schneequalitäten” aber vor allem an den Nässeeigenschaften beim Bremsen und im Handling, was die Tester gar als “gefährlich” einschätzen. “Nicht empfehlenswert” heißt das vernichtende Urteil. Dagegen schlägt sich der Referenzreifen Quatrac Pro von Vredestein gegenüber der Konkurrenz aus Winterspezialisten beachtlich: “als Ganzjahresreifen empfehlenswert” lautet das Urteil. Die Schneequalitäten sind zwar “eingeschränkt”, doch in Summe noch besser als beim Toyo oder Nankang und er punktet durch “dynamisches Handling und kurze Bremswege auf trockener Piste”. Die Schneeeigenschaften des Sommerreifens sind zwar indiskutabel, aber gegenüber den Winterspezialisten spielt er seine Stärken auf Nässe aus, mit beispielsweise den kürzesten Bremswegen auch bei Trockenheit. Nur eben auf Schnee – nicht zu gebrauchen.
Testsieger müssen nicht teuer sein
Alles in allem gut: “Nie waren Winterreifen so gut und sicher wie heute” resümieren die AutoBild-Tester Dierk Möller und Henning Klipp. Das ist ein klares Fazit. Und die guten Reifen müssen nicht die teuersten sein, wie der Testsieger Hankook und der “vorbildliche” Vredestein zeigen.