Reifentests haben gerade Hochkonjunktur in den Fachblättern für Autofahrer. Ein Test jagt den nächsten. Kaum haben wir den Mammuttest des ADAC verdaut, da bringt die AutoBild sportscars 13 wilde Sportreifen an den Start, die sich in der Dimension 225/40 R18 92Y an einem Toyota GR Yaris beweisen müssen, einem 261 PS starken Kraftzwerg mit Allradantrieb und Differenzialsperren, der sich fast so fährt wie ein WRC-Rallyefahrzeug. Es geht also um nichts weniger als “um die Krone des Sportreifensegments”, so lautet der Anspruch. Welcher Reifen erfüllt die sportlichen Anforderungen am besten, ist die Frage. Das Ergebnis ist eindeutig. Es siegen die üblichen Verdächtigen aus dem Premiumsegment auf breiter Front: Fünfmal vergeben die Tester das Prädikat “vorbildlich”.
Klassische Disziplinen zeigen Licht und Schatten
Die Auswahl der 13 Reifen im UHP-Sportsegment umfasst ein Spektrum von Premium- bis zu Billigmarken. Die Preisskala reicht von 280 bis 500 Euro pro Satz, somit ist “für jeden Geldbeutel etwas dabei”. Aber auch in der Leistung unterscheiden sich die Probanden erheblich, wie sich noch zeigen wird. Auf den Prüfstand kommen die üblichen Verdächtigen aus der ersten Reihe der Premiumklasse wie der Michelin PilotSport 5 als teuerster unter den “wilden 13”, der Bridgestone Potenza Sport, der Pirelli P Zero PZ4, der Goodyear Eagle F1 Asymmetric 6 sowie der neue Continental SportContact 7. Diesen Anspruch erhebt auch der Hankook Ventus S1 Evo³. Im Quality-Segment angesiedelt sind die preiswerteren Profile Falken Azenis FK520, der Toyo Proxes Sport 2 und Bridgestones Zweitmarke Firestone Firehawk Sport. Etwas preiswerter geht der Maxxis Victra Sport 5 VS5 ins Rennen. Das Budget-Segment vertreten die beiden chinesischen Marken Linglong Sport Master und Superia Ecoblue UHP als preisgünstigster Vertreter der Testkandidaten. Für ihren Vergleich von Sportreifen mit der kleinen Rennsemmel von Toyota mussten die Prüfer weder ihre Bewertung umorganisieren noch neue Disziplinen erfinden, wie etwa Nachhaltigkeit. Hier sind die klassischen Testdisziplinen auf nassem und trockenem Asphalt entscheidend. Vor allem Handling und Bremsen fallen hier am stärksten ins Gewicht (40 und 30 Prozent). Und es scheint so, als hätten die anstrengenden Erprobungsfahrten mit dem japanischen Kraftzwerg auf dem Wachauring durchaus noch Spaß gemacht, denn “selten schlagen die Emotionen bei einem Reifentest so hoch wie bei diesem”, bekennen die Tester.
Die Ergebnisse: Spitzenleistung und Totalversagen beim Reifentest
Dabei muss die qualitative Einordnung der Ergebnisse den Testern nicht unbedingt schwer gefallen sein, denn der Toyota bewährte sich als ideales Testgefährt: “Schon nach wenigen Kurven auf dem Rennparcours des Wachaurings offenbaren sich so die sportlichen Qualitäten wie die Schwachpunkte unserer Kandidaten” – gut für den Test. Und da zeigte sich der Continental SportContact 7 von seiner besten Seite: “dynamisches Kurvenhandling, stabile Seitenführung, präzises Einlenkverhalten mit sehr guter Rückmeldung, überzeugend sichere Bremsleistung auf nasser und trockener Piste”, lautet das Urteil. Das bedeutet Testsieg und Prädikat “vorbildlich” mit der Gesamtnote 1,2 für den Conti. Aber die Verfolger sind dicht dahinter. Kaum schlechter mit Gesamtnote 1,4 rollt der Bridgestone Potenza Sport als Zweiter ins Ziel mit “vorzüglichen Handlingqualitäten auf nasser und trockener Piste, gute Balance, präzises Einlenkverhalten mit guter Rückmeldung, kurze Nass- und Trockenbremswege”. Die folgenden drei Kandidaten teilen sich mit der Note 1,4 den dritten Platz. So der Goodyear Eagle F1 Asymmetric 6 durch “sicheres Fahverhalten auf nasser und trockener Piste, sportlich-direktes Einlenkverhalten mit guter Rückmeldung. Ähnlich klingt das beim Michelin Pilot Sport 5 “mit dynamischen Handlingqualitäten auf trockener und nasser Piste” und auch beim Pirelli P Zero PZ4 mit “überzeugenden Handlingqualitäten” und “präzises Lenkverhalten”. Natürlich erhalten alle Premiummarken die Kaufempfehlung “vorbildlich”.
Und auch der Hankook Ventus S1 Evo³ liegt mit der Gesamtnote 2,3 zwar ein Stück hinter der Spitzengruppe, aber noch gut im Rennen. Ihm werden unter anderem dynamische “Handlingqualitäten auf nasser und trockener Piste” bescheinigt. Bei Hankook kommt nebenbei hinzu: ein “sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis”, das aber leider nicht in die Wertung einfließt. Gleiches gilt für die beiden mit “gut” bewerteten japanischen Kandidaten, die sich mit der Endnote 2,4 den siebten Platz teilen. Das ist der Falken Azenis FK520 “mit stabiler Seitenführung und sportlich ausgewogenem Fahrverhalten” und der Toyo Proxes Sport 2, ein “Sporttalent mit ausgewogen-sicheren Handlingqualitäten auf nasser und trockener Fahrbahn”. Für Bridgestones Zweitmarke Firestone mit dem Profil Firehawk Sport reicht es somit nur für Platz neun und die Note befriedigend trotz “agilem Handlingverhalten”, geringem Rollwiderstand und Preisniveau. Kritisiert wird “untersteuerndes Kurvenverhalten”, unter dem auch die folgenden beiden Probanden leiden, die sich mit gleicher Note 3,3 den zehnten Platz teilen: der Giti GitiSport S2 und der Maxxis Victra Sport 5 VS5. Bei den letzten beiden Kandidaten überwiegt die Kritik deutlich. “Mäßiger Grip auf nasser und trockener Strecke” ist nur ein Mangel in einer Liste für den Linglong Sport Master, der nur “bedingt empfehlenswert” erscheint. Das Urteil für den Superia Ecoblue UHP ist dagegen vernichtend: “Low-Budget-Reifen mit schlechtem Grip und gefährlich langen Bremswegen” – “nicht empfehlenswert”. Finger weg also.
AutoBild sportscars Sommerreifen-Test in der Dimension 225/40 R18 92 Y; Testfahrzeug: Toyota GR Yaris
Platz | Modell | Nass | Trocken | Gesamt |
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1. | CONTINENTAL SportContact 7
|
2+ | 1- | 1,2 / vorbildlich |
2. | BRIDGESTONE POTENZA SPORT Zum Angebot >> |
2+ | 2+ | 1,3 / vorbildlich |
3. | GOODYEAR Eagle F1 Asymmetric 6 Zum Angebot >> |
2+ | 2+ | 1,4 / vorbildlich |
3. | MICHELIN Pilot Sport 5 Zum Angebot >> |
2+ | 2+ | 1,4 / vorbildlich |
3. | PIRELLI P Zero PZ4 Zum Angebot >> |
2+ | 2+ | 1,4 / vorbildlich |
6. | HANKOOK Ventus S1 Evo3 Zum Angebot >> |
2,7 | 2,1 | 2,3 / gut |
7. | FALKEN Azenis FK520 Zum Angebot >> |
2 | 2 | 2,4 / gut |
7. | TOYO Proxes Sport 2 Zum Angebot >> |
2 | 2 | 2,4 / gut |
9. | FIRESTONE Firehawk Sport Zum Angebot >> |
2- | 2+ | 3,0 / befriedigend |
10. | GITI SportS2 Zum Angebot >> |
2- | 2- | 3,3 / befriedigend |
10. | MAXXIS Victra Sport 5 Zum Angebot >> |
2- | 2- | 3,3 / befriedigend |
12. | Linglong Sport Master Zum Angebot >> |
3 | 2- | 3,9 / bedingt empfehlenswert |
13. | SUPERIA Ecoblue UHP Zum Angebot >> |
5+ | 3- | 4,6 / nicht empfehlenswert |
Benotung gemäß Schulnotenprinzip von 1 = sehr gut bis 6 = ungenügend
Fazit: Performance kostet eben
Am Ende zeigten sich die Tester selbst überrascht, wie stringent in der Reihenfolge steigender Qualität und Leistung auch der Preis steigt. Sportliche Performance will bezahlt werden – wobei Michelin auch außer der Reihe etwas teurer ist, aber so groß ist der Unterschied zwischen dem drittplatzierten Michelin (500 Euro) und dem zweitplatzierten Bridgestone (480 Euro) nun auch wieder nicht. Aber wer sportlich bereift mit einem 261-PS-Kraftzwerg ausfährt, sollte das nicht tun, um irgendwas zu sparen. Trotzdem: Es gibt eine preiswerte Mittelklasse. Aber Leistung hat ihren Preis.