Der Sommer naht und die Camper rüsten die Wohnmobile für die Saison. Dabei spielen die Reifen eine wichtige Rolle: Neben der Profilhöhe sollte bei der Vor-Urlaubs-Inspektion auch das Reifenalter in den Blickpunkt geraten. Weniger als 3 mm Profil ist nicht empfehlenswert, auch wenn die gesetzliche Mindestprofilhöhe gerade mal 1,6 mm beträgt und mit Reifen, die älter sind als sechs Jahre, sollte auch kein Camper in den Urlaub rollen.
Alles Grund genug für die Camper-Fachzeitschrift “promobil”, die Reifen ausführlich unter die Lupe zu nehmen. Dazu stellen die Reifentester im aktuellen Heft die Dimension 235/65 R16 C 115/113 mit den Geschwindigkeitsindizes R und S (170 und 180 km/h) auf den Prüfstand. Sechs Modelle treten hier zum Vergleich an, die sich auf einem Campingmobil auf der Basis eines Ford Transit bewähren müssen. Wir lernen hier: Kein Reifen kann alles. Doch dazu gleich mehr.
Foto: auto-medienportal.net
Sommerreifentest mit den drei Testdisziplinen: nass, trocken und Umwelt
Damit entscheiden sich die Tester bewusst für die Reifenart mit dem Kürzel “C”, das für “Cargo” steht und für Transporter gebaut ist. Es gibt darüber hinaus allerdings auch noch die Reifenart mit der Markierung CP (umgangssprachlich als CP-Reifen bezeichnet), die speziell für den Einsatz an Campingmobilen gedacht ist, aber im Sommerreifentest keine Rolle spielt und auch nicht erwähnt wird. Zum Einsatz kommen ausschließlich C-Reifen, die den üblichen Testdisziplinen in drei Kategorien unterzogen werden. Die Nasstests, in erster Linie Nassbremsen sowie Handling und Aquaplaning, fallen mit 50 Prozent am stärksten ins Gewicht, die Trockendisziplinen (u. a. Bremsen, Spurwechsel, Handling) gehen zu 40 Prozent in die Gesamtnote ein. Bleiben noch 10 Prozent für die Umweltwertung, wobei hier der Rollwiderstand die wichtigste Rolle spielt. Die fahrdynamischen Eigenschaften der Reifen stehen also an erster Stelle und so formuliert Testredakteur Thiemo Fleck auch das Erkenntnisziel des Tests: “Reifen sollen in erster Linie sicher sein.” Und man darf gespannt sein, wie sehr sich das Ziel Sicherheit mit dem Trend zu mehr Kraftstoffeffizienz in diesem Reifensegment in Einklang bringen lässt.
Nassgrip oder Spartipp
Es war nicht unbedingt zu erwarten, dass der Vredestein Comtrac 2 zum Testsieger gekürt wird. Aber die Leistung auf nasser Fahrbahn dieses dem indischen Apollo-Konzern entstammenden Produktes war überragend: in sämtlichen Disziplinen staubte der Vredestein die volle Punktzahl ab. Besser geht’s nicht. Und auch auf trockenem Geläuf präsentiert er sich ebenfalls besser als der Rest. “Mit kürzesten Bremswegen und tollem Kurvengrip, überragender Haftung und sehr stabilen Fahrverhalten auf Nässe”, so schwärmen die Tester, rollt der Comtrac zum Sieg. “Höchstes Haftungsniveau … auch auf trockenen Strecken.” Bleibt aber ein Kritikpunkt: “Sehr hoher Rollwiderstand.” Spritsparen geht also anders. Trotzdem 9,3 Punkte von 10 in der Gesamtwertung und im Gesamturteil als einziger ein “Sehr empfehlenswert”.
Mit teilweise sehr guten Haftungsnoten rollt auch der Goodyear Efficient Grip Cargo 2 als Zweiter ins Ziel. “Der Goodyear überzeugt durch ein hohes Maß an Ausgewogenheit”, heißt es im Protokoll. “Sicheres Bremsen … auf Nässe, kürzeste Bremswege auf trockenem Asphalt.” Alles in allem ein “Empfehlenswert” in der Gesamtwertung bei 8,5 Punkten. Ganz knapp dahinter positioniert sich der Continental Van-Contact Eco, der auf Nässe nicht ganz so gut performt wie der vor ihm positionierte Goodyear, dennoch aber durch “sichere Bremsleistungen auf nassem und trockenem Asphalt, leicht kontrollierbares Handling” eine gute Performance an den Tag legt. Ganz stark aber trumpft der Continental in der Umweltwertung auf und erreicht die volle Punktzahl. Damit verbindet er Sicherheit und Kraftstoffeffizienz wie kein zweiter: “Höchstes Spritsparpotenzial und trotzdem jederzeit sicheres Fahrverhalten”, loben die Tester. Insgesamt reicht es für ein “Empfehlenswert” und den dritten Platz mit 8,2 Punkten. Mit etwas Abstand reiht sich der Michelin Agilis 3 auf dem 4. Platz ein. Das Gesamturteil “Noch empfehlenswert” begründen die Tester durch “kleine Defizite beim Bremsen”, “reicht träges Lenkansprechen”, bescheinigen aber dennoch “recht ausgewogenes Fahrverhalten auf Nässe”. Wie sich das gehört, platziert sich Michelins Zweitmarke Kleber mit dem Modell Transpo 2 respektvoll dahinter und bleibt nass wie trocken im mittleren Leistungsbereich, “glänzt vor allem beim Aquaplaningschutz”, leidet aber durch “längere Bremswege auf nasser und trockener Strecke. “Noch empfehlenswert” mit 7,2 Punkten lautet die Quittung im Testprotokoll. Schlusslicht im Test ist der Falken Linam Van 01, der sich zwar als “günstiger Spritsparer” profiliert, aber “mit deutlichen Dynamikschwächen” nur “eingeschränkt empfehlenswert” ist. “Lange Bremswege, verzögerte Lenkansprache, schwache Traktion und geringe Reserven auf nasser und trockener Strecke” schreiben die Tester ins Zeugnis. Kraftstoffeffizienz und Sicherheit gehen hier nicht zusammen.
Promobil Sommerreifentest für Camper in der Dimension 235/65 R16 C
Platz | Modell | Nass | Trocken | Umwelt | Gesamt* | Testurteil |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | Vredestein Comtrac 2 | 10,0 | 9,3 | 5,9 | 9,3 | sehr empfehlenswert |
2 | Goodyear Efficient Grip Cargo 2 | 8,2 | 9,2 | 7,3 | 8,5 | empfehlenswert |
3 | Continental VanContact Eco | 7,9 | 8,2 | 10,0 | 8,2 | empfehlenswert |
4 | Michelin Agilis 3 | 7,6 | 7,7 | 8,0 | 7,7 | noch empfehlenswert |
5 | Kleber Transpo 2 | 7,4 | 7,0 | 7,7 | 7,2 | noch empfehlenswert |
6 | Falken Linam Van 01 | 6,9 | 6,4 | 8,1 | 6,8 | eingeschränkt empfehlenswert |
*Gewichtung: Nass: 50% | Trocken: 40% | Umwelt: 10%
Maximal je 10 Punkte
Farbe: Punkte liegen über/unter dem Durchschnitt in dieser Disziplin
Fazit zum Sommerreifentest für Camper
Spritsparen und sichere Fahrdynamik sind so einfach nicht zusammenzubringen, dies zeigen die Beispiele deutlich. Den besten Kompromiss schafft allerdings der Continental. “Reifen sollten in erster Linie sicher sein” lautet die Maxime in diesem Sommerreifentest. Deshalb siegt auch der Kandidat mit der besten Performance. “Denn höchste Effizienz und lange Haltbarkeit bringen wenig, wenn das Reisemobil sein Ziel wegen schlechter Reifenhaft unfallbedingt gar nicht erreicht”, sagt Testchef Thiemo Fleck. Safety first – deshalb siegt der Vredestein. Zumal, so argumentiert Fleck, der Spritspareffekt durch Rollwiderstand nur sehr eingeschränkt bei niedrigen Geschwindigkeiten wirkt. Durch den hohen Luftwiderstand bei diesen Fahrzeugen schmilzt der Einspareffekt durch leicht laufende Reifen bei Autobahntempo dahin.