AutoBild allrad: Premiumreifen liegen vorn
Der Trend zum SUV hält weiterhin an. Nach wie vor stehen die meist großen Fahrzeuge ganz oben in der Käufergunst, wie die Neuzulassungen zeigen. Vor allem der Bestand ist hoch: Knapp vier Millionen Fahrzeuge dieser Klasse bevölkern die bundesdeutschen Straßen. Die Reifen dazu sind nicht gerade billig, da hilft ein Reifentest bei der Auswahl enorm. Und die flinken Redakteure von AutoBild allrad sind die ersten, die zum anstehenden Reifenwechsel im Frühjahr im gerade erschienenen Heft 4/2021 zehn aktuelle Sommerprofile in der Dimension 215/60 R17 unter die Lupe nehmen. Um zu bestehen, müssen die Reifen nicht nur Nässe und Trockenheit ertragen, sondern auch die Tücken im Gelände.
Auswahl und Testkriterien: Es geht ins Gelände
Der Markt für SUV-Reifen (die sich vor allem in Dimension und Load-Index vom Pkw-Segment unterscheiden) bietet eine sehr große Auswahl an Modellen, ist aber nicht ganz so üppig wie für normale Pkw. Mit zehn Testkandidaten versucht die AutoBild allrad alle Preissegmente abzudecken, wobei die Premiummarken allerdings reichlich vertreten sind: So etwa der Michelin Primacy 4, der Bridgestone Turanza T005, der Goodyear EfficientGrip 2 SUV und der Continental PremiumContact 6. Das Mittelfeld bilden der Nokian Wetproof SUV, der Falken Ziex ZE310 EcoRun, der taiwanische Maxxis Premitra 5 HP5, der Toyo Proxes Comfort sowie der Michelin-Ableger BFGoodrich Advantage SUV. Das Budget-Segment vertritt der Imperial EcoSport SUV. Letzterer ist ein Reifen aus chinesischer Produktion und, wie Marketing-Vertreter sagen würden, ein “Private Brand”. Eine Marke, die von einem europäischen Auftraggeber, nämlich dem belgischen Großhändler Deldo, in Auftrag gegeben wird, um den Kunden hierzulande ein günstiges Modell bieten zu können. Denn der Imperial kostet gerade mal die Hälfte von dem, was der teuerste Markenreifen kostet: 265 Euro gegen 525 Euro nach Berechnungen der AutoBild.
Auch mit lediglich zehn Kandidaten hat die AutoBild-Testcrew jede Menge zu tun, und das liegt am erweiterten Testprogramm für SUV. Bei den Allradlern kommen neben den üblichen Nässe- und Trockentests noch einige Disziplinen im Gelände dazu, bei denen die Traktion gemessen wird – das ist so, obwohl gerade in Deutschland Ausflüge ins Gelände mit dem Auto kaum noch erlaubt sind und auch die wenigsten SUV, die meist hübsch auf der Straße bleiben, sich hier beweisen müssen. Das Testfahrzeug, der Jeep Renegade – mit seinen je nach Ausführung 1,3 bis knapp 2,0 Tonnen Leergewicht ein Kompakt-SUV – ist aufgrund seiner technischen Ausstattung dazu allerdings blendend geeignet. So geht es um Traktion auf den Untergründen Gras, Kies, Sand und Schlamm sowie um das Handling auf Schotter. Aber auch um Rollwiderstand und Geräusch kommen die Probanden nicht herum.
Autobild Allradreifentest in der Dimension 215/60 R17Testfahrzeug: Jeep Renegade 4xe |
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Platz | Profil | Schnee* | Nass* | Trocken* | Urteil und Angebote |
2+ | 2+ | 2+ |
vorbildlich |
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2. Platz | 2 | 2+ | 2+ |
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3. Platz | 2 | 2 | 2+ |
gut |
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4. Platz | 2- | 2+ | 2+ |
gut |
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5. Platz | 2+ | 2 | 2- |
gut |
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6. Platz | 2- | 2 | 2 |
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7.Platz |
2 | 2- | 2 |
befriedigend |
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8.Platz |
2 | 2- | 2- |
befriedigend |
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9.Platz |
2- | 2- | 2 |
befriedigend |
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10.Platz |
2 | 3+ | 3+ |
nicht empfehlenswert |
Die Ergebnisse: Goodyear wieder vorn
Ein neuer Reifen siegt. Einmal mehr erringt Goodyear mit dem EfficientGrip 2 SUV die besten Ergebnisse und wird mit dem Testsieg belohnt. AutoBild lobt die “vorbildlichen Fahrqualitäten auf allen Untergründen, sportlich-dynamisches Trockenhandling, präzises Einlenkverhalten, kurze Nass- und Trockenbremswege, kraftstoffsparender Rollwiderstand”. Gute Leistungen also auf breiter Front. Dafür vergibt die AutoBild denn auch das Prädikat “vorbildlich”. Dieses Lob erhalten aber noch zwei andere Reifen aus dem Premiumsegment. Auch der Michelin Primacy 4 glänzt als zweiter Sieger mit “Spitzenfahrleistungen auf nasser und trockener Strecke”, bietet “gute Sicherheitsreserven” nass und “präzises” Handling trocken, ist aber nicht ganz so gut im Gelände auf Sand, und ein “hoher Preis” fordert seinen Tribut. Dennoch: “vorbildlich”! Auch der Bridgestone Turanza T005 erreicht diese Kategorie durch “dynamisches Handling mit hoher Lenkpräzision” nass wie trocken und auch im Gelände. Nur auf Gras zieht er nicht so, und das erhöhte Preisniveau stört den Auftritt etwas.
Für den Continental PremiumContact 6 reicht es dann doch nur für den vierten Platz neben dem Treppchen. In den klassischen Disziplinen nass und trocken hält der Conti zwar das Niveau der großen Drei beim Handling, beim Bremsen, Aquaplaning etc – nur im Gelände auf Gras und Schotter schwächelt er mit der Zugkraft. Immerhin: Der Conti führt die Gruppe mit dem Prädikat “gut” an. Dem folgt auf dem Fuße der durchaus günstigere Nokian Wetproof SUV, der seine Qualitäten nass, trocken und auch im Gelände beweisen kann, aber durch erhöhten Rollwiderstand und ein ”verzögertes Lenkansprechen” auffällt. Die Note “gut” erhält auch noch der Falken Ziex ZE310 EcoRun “mit ausgewogenem Leistungspotenzial, guten Aquaplaningqualitäten, stabil sicheres Nasshandling etc., schwächelt aber auch im Gelände auf Schotter und Matsch.”
Weniger ausgewogen zeigt sich dagegen der taiwanische Maxxis, der untersteuert und im Nassen längere Bremswege benötigt. Da vergeben die Tester eine Note schlechter: “befriedigend”. Der BF Goodrich erhält die gleiche Note, präsentiert sich aber deutlich anders. Seine Stärken zeigt er im Gelände auf Kies und Matsch – auf festem Asphalt untersteuert der Kandidat. Der Toyo Proxes Comfort macht seinem Beinamen “Comfort” zwar alle Ehre, ihm wird aber nur “mäßige Geländetauglichkeit” bescheinigt und “untersteuerndes Fahrverhalten bei Nässe”. Immerhin: Note “befriedigend”. Der deutlich preisgünstigere Imperial bestätigt in dem Test leider die Vorurteile gegen Reifen aus chinesischer Produktion. Da hagelt es Kritik: “Schwächen bei Nässe”, “übersteuerndes Nasshandling”, “diffuse Lenkung” und dergleichen mehr. Urteil: “nicht empfehlenswert”.
Fazit:
Insgesamt liegt das Niveau hoch, konstatieren auch die Tester. Das Ergebnis wird allerdings oft von Mängeln im Gelände getrübt. Das ist aber ein meist verbotenes Terrain, wenn der Fahrer nicht gerade Förster ist. Diese Sommerreifen sind auf Asphalt ausgelegt, für Zwecke im Gelände gibt es grobstollige Reifen – mit naturgemäßen Nachteilen auf Asphalt. Ein Reifen, der wirklich alles kann, muss eben noch erfunden werden. Der China-Import fällt zwar durch in diesem Test, aber auch die Chinesen lernen dazu. So langsam schwindet die Scheu vor dem Wasser. Der Imperial zeigt immerhin “sichere Aquaplaningeigenschaften”. Wenn da nur nicht das Nasshandling wäre, und das Bremsen und...