Es ist gerade mal einen Monat her, da hatten die Tester bei AutoBild in Heft 10 die Ganzjahresreifen für SUV in der Mangel. Da wird es nun Zeit, dass auch die Winterreifen rangenommen werden, zumal der Winter nicht mehr lange auf sich warten lässt. Deshalb hat sich die Testcrew um Henning Klipp und Dierk Möller zehn echte Winterreifen zur Brust genommen und stellt dabei die Frage: “Lohnt sich der Kauf?” – vor dem Hintergrund der immer beliebter und besser werdenden Ganzjahreskonkurrenten und den hochpreisigen Winterreifen. Diesmal steht die Dimension 235/55 R18 V auf dem Prüfstand zur Bewährung auf mittelschweren SUV wie dem VW Tiguan, der schon bei den Ganzjahresreifen als Erprobungsfahrzeug diente. Vorweg: Neun bestanden leicht, nur für einen war die Tortur zu hart. Der fiel durch mit dem Prädikat: “nicht empfehlenswert”.
AutoBild Allrad Winterreifentest 2021 in der Dimension 235/55 R18Testfahrzeug: VW Tiguan |
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Platz | Profil | Schnee | Nass | Trocken | Urteil und Angebote |
1. Platz | 2+ | 1- | 2 |
Testsieger |
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1. Platz | 1 | 2 | 2 |
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3. Platz | 2+ | 2- | 2 |
gut |
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4. Platz | 1- | 2+ | 2- |
gut |
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5. Platz | 2+ | 2 | 2 |
gut |
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5. Platz | 2+ | 2+ | 2- |
gut |
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7. Platz |
2- | 2+ | 2- |
befriedigend |
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8. Platz |
2+ | 2+ | 2- |
befriedigend |
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9. Platz |
2+ | 2+ | 3+ |
befriedigend |
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10. Platz |
3+ | 4 | 2 |
nicht empfehlenswert
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Neun gegen einen Underdog
Der Markt ist groß und die Auswahl ist begrenzt. So stehen in diesem Test neun Premium- und Markenreifen einer Budget Brand, zu deutsch “Billigmarke”, gegenüber. Aber ist das wirklich der Underdog? Der Test bringt es an den Tag. Tristar heißt die Marke, kommt aus China und wird von einem Großhandelsimporteur vertrieben. Die anderen sind bekannte Namen: Goodyear UltraGrip Performance SUV, Michelin Pilot Alpin 5 SUV, Bridgestone Blizzak LM 005, Vredestein Wintrac Pro, Continental WinterContact TS 850 P, Hankook Winter I*cept evo 3X, Toyo Snowpro S954 SUV, Nokian WR SUV 4, Falken Eurowinter HS01 SUV und zu guter Letzt der Tristar Snowpower UHP – damit wäre das Testfeld aufgezählt. Naturgemäß begrenzt ein Testfeld von zehn Probanden die Auswahl, sodass hier verständlicherweise die Zweit- und Drittmarken der großen Hersteller wie Michelin, Bridgestone oder Goodyear durch den Rost fallen – allerdings fällt auf, dass die seit geraumer Zeit chinesisch geführte Marke Pirelli weniger als zu früheren Zeiten bei Tests berücksichtigt wird. Auch diesmal also nicht.
(Bildquelle: https://www.auto-medienportal.net)
Testkriterien: Bewährung auf drei Untergründen
Diese zehn Modelle müssen also den klassischen Testparcours für Winterreifen überwinden und das bedeutet Bewährung auf Schnee, Nässe und trockener Piste: Traktion auf Schnee für den Grip, Handling für das präzise Einlenken, und im Slalom zeigt sich besonders die Seitenführung. Die ist auch bei Nässe wichtig, hier dient besonders die Kreisbahn dem Nachweis. Aquaplaning längs und quer kommt noch hinzu und Bremsen ist auf allen drei Untergründen überlebenswichtig. Bei den Kostenkriterien sparen sich die Tester in diesem Falle allerdings den Faktor Laufleistung, obwohl SUV-Reifen bekanntermaßen gerade bei den Anschaffungskosten besonders hart zu Buche schlagen.
Goodyear und Michelin – zwei auf Platz eins
So gut bewähren sich die besten Reifen im Feld, dass der erste Platz gleich doppelt vergeben wurde. Testsieger mit dem Prädikat “vorbildlich” wurden der neue Goodyear UltraGrip Performance + SUV und der Michelin Pilot Alpin 5 SUV gleichauf, obwohl sich der Goodyear beim Thema “Abrollkomfort” ein bisschen hängen ließ, bot er aber die “besten Fahreigenschaften auf verschneiter und nasser Piste, präzises Einlenkverhalten, dynamisches Nasshandling” und kurze Bremswege. Trotzdem ernennen die Tester den Michelin zum “Winterkönig mit besten Fahrleistungen auf Schnee und Eis”. Den beiden Siegern folgen vier mit “gut” bewertete Kandidaten mit Bridgestone an der Spitze, dem “ausgezeichnete Fahrleistungen bei allen Witterungsbedingungen” bescheinigt werden sowie “präzises Nass-/Trockenhandling”. “Leicht verlängerte Trockenbremswege” heißt der Wermutstropfen, der das Ergebnis trübt, ebenso wie beim nachfolgenden Vredestein auf Platz 4, der immerhin als “Winterspezialist mit guten Fahrleistungen auf nasser und verschneiter Straße” glänzen kann.
Erst auf dem ebenfalls doppelt vergebenen 5. Platz folgt der Continental WinterContact TS850 P, dem ein “Allroundtalent mit überzeugenden Winterqualitäten” bescheinigt wird. Seine Schwäche liegt wie bei so einigen Winterreifen im Trockenen und im hohen Preisniveau – gemeinsam mit dem Michelin bildet er die Preisspitze. Dass es auch deutlich günstiger geht, zeigt Hankook mit dem sich der Conti den 5. Rang teilt und der über 200 Euro pro Satz weniger zu Buche schlagen kann. “Hohes Leistungsniveau bei allen Witterungsverhältnissen, kurze Schnee- und Nassbremswege, stabiles Nass- und Trockenhandling” bescheinigen die Tester dem Winter I*cept evo 3X. Na bitte, geht doch. Toyo führt mit dem Snowprox S954 SUV die Dreiergruppe der “befriedigend” beurteilten Reifen an. “Hohes Gripniveau bei Nässe” wird hier bescheinigt, dynamisches Handling sowie kurze Nassbremswege und – günstiger Preis. Fast 300 Euro weniger als die teuersten im Bunde. Ein Unterschied, den man nicht unbedingt im Alltag herausfährt. Schwächen zeigt der Toyo allerdings in der Seitenführung und durch untersteuerndes Handling auf Schnee.
Auch die in den hinteren Reihen gelandeten Nokian WR SUV 4 (“Gute Traktion und kurze Bremswege auf Schnee”) und der Falken Eurowinter HS01 SUV (“Ausgesprochen gute Leistungen auf Schnee und nasser Piste”) bringen noch befriedigende Leistungen auf winterlichen Straßen. Dagegen fällt der chinesische Tristar im Test aus dem Rahmen: “Nur befriedigende Schneetauglichkeit, niedriges Gripniveau auf nasser Piste”, aber “stabiles Trockenhandling” ist nicht unbedingt ein vernichtendes Urteil, aber eben “nicht empfehlenswert” und damit fällt der Kandidat durch.
Fazit: Teuer kann, aber muss nicht sein
Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben, so hieß einmal der Werbeslogan einer Zigarettenmarke. Könnte man auch auf Reifen übertragen. Das muss aber nicht sein, wie mehrere Beispiele zeigen. Fast alle Kandidaten zeigen ein hohes Leistungsniveau. Wer aber unbedingt Testsieger fahren will, der kann den Werbeslogan zu Recht für sich beanspruchen. Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Der Kauf von Winterreifen lohnt sich durchaus. Keine andere Reifenart bietet so viel Potenzial und Sicherheit für diese Jahreszeit.