Eigentlich hatte die Hamburger AutoBild schon einmal Winterreifen für SUV im Testprogramm. Im Schwesterblatt AutoBild allrad nahm sich das Team um die beiden Cheftester Dierk Möller und Henning Klipp zehn Kandidaten in der Dimension 225/45 R19 zur Brust. Alleiniger Testsieger wurde dort der Michelin Pilot Alpin 5. Was ist nun anders? Es geht um mehr Sportlichkeit bei mehr Sicherheit für leistungsstarke SUV wie den Cupra Formentor VZ5, der als Testwagen mit knapp 400 PS auf der Dimension 245/40 R19 daherrollt. Diesmal stehen 9 Kandidaten zum Vergleich. Einige erkennen wir wieder, aber trotzdem läuft auch vieles anders. Jetzt rollen zwei Sieger punktgleich durchs Ziel und drei Pneus erhalten die Testnote “vorbildlich”. Und leider fällt am Ende auch wieder einer durch.
Neun Reifen haben sich die Tester ausgewählt aus mehreren Hundert, die der Markt bietet. Vorzugsweise dabei sind bekannte Vertreter aus der ersten und zweiten Reihe. So etwa die Premium-Vertreter Michelin Pilot Alpin 5, der Continental WinterContact TS 870 P, der Bridgestone Blizzak, der Hankook Winter i*cept evo³ sowie die Qualitätsmarken Vredestein Wintrac Pro, der Falken Eurowinter HS01 und der Cooper Discoverer Winter, der seit gut einem Jahr dem Goodyear-Konzern zuzurechnen ist. Mit Ausnahme des Cooper kommen diese Profile auch im Test der AutoBild allrad vor. Nicht so der mit gut 600 Euro pro Satz deutlich preiswertere Maxxis Premitra Snow WP6 und der dem Budget-Segment zugehörige Minerva Ice-Plus S210, der im Satz schon für rund 400 Euro zu haben ist und damit deutlich weniger als die Hälfte kostet als die Vertreter der Premiummarken, die mit bis über tausend Euro pro Satz zu Buche schlagen können. Und gerade das Budget-Segment ist auch in dieser Dimension besonders groß.
Im Test müssen sich die neun Kandidaten in den mittlerweile klassischen 14 Einzeldisziplinen messen, durchgeführt auf Schnee, Nässe und bei Trockenheit inklusive der Messungen von Geräusch und Rollwiderstand. Als Referenz läuft bei diesem auch ein nicht näher genannter Sommerreifen mit. Die milden Winter Mitteleuropas sind für die Spezies der Winterreifen mittlerweile ein Problem und selbst die Tests der Wintereigenschaften nahe am Polarkreis im finnischen Ivalo fanden bei gerade mal acht Grad minus statt. Nach Auffassung der Tester Klipp und Möller relativiert das die Bedeutung der Fahrversuche im Schnee, denn “der mitteleuropäische Autofahrer verlangt wegen des milden Winters dagegen nach größeren Sicherheitsreserven auf nasser und trockener Fahrbahn”. Dem haben die Reifenentwickler, so scheint es, auch schon Rechnung getragen.
Bridgestone und Hankook beide Testsieger
Jeder Test folgt eigenen Regeln trotz aller Bemühungen um Standardisierung. Anderes Auto, andere Dimension, andere Teststrecke, andere Temperaturen – das kann Testergebnisse vielleicht nicht komplett auf den Kopf stellen, aber die Reihenfolge doch schon mal durcheinanderwürfeln. So kommt der Test der AutoBild sportscars doch zu anderen Ergebnissen in der Rangfolge als beim Test der AutoBild allrad auf einem BMW X3 – obwohl die gleichen Tester am Werk waren. Das beste Ergebnis durch alle sicherheitsrelevanten Disziplinen erzielen der Bridgestone Blizzak LM005 und der Hankook Winter i*cept evo³, die sowas von gleichauf liegen, dass mit der Testnote “vorbildlich” und der Gesamtnote 1,3 der erste Platz gleich doppelt vergeben wird – in der AutoBild allrad waren das Platz 4 und 5 mit der Testnote “gut”. Hier lautet das Urteil beim Bridgestone: “Vorbildlicher Premiumreifen mit sehr guten Schneequalitäten, hohe Lenkpräzision, dynamisches Nass- und Trockenhandling, kurze Schnee- und Nassbremswege, angenehmer Abrollkomfort, kraftstoffsparender Rollwiderstand.” Ähnlich beim Hankook: “Überzeugendes Allroundtalent mit ausgeglichenem Leistungspotenzial, präzises Lenkverhalten, kurze Schnee- und Nassbremswege, dynamische Handlingeigenschaften bei allen Witterungen” – soweit ziemlich gleich, bis auf das: “Fairer Preis”. Denn der Hankook ist mehr als einen Hunderter billiger als sein japanischer Mitbewerber.
Hauchdünn dahinter folgt ein weiterer “vorbildlicher” Proband mit der Gesamtnote 1,4: Der Continental WinterContact TS 870 P bewährt sich erneut als “Premiumreifen mit stabilen Fahreigenschaften bei allen Witterungsbedingungen, sehr guten Wintereigenschaften mit kurzen Bremswegen und sportlich dynamischem Handling, leises Abrollgeräusch, kraftstoffsparender Rollwiderstand”. Allerdings auch pro Satz rund 200 Euro höher im Preis als der Hankook.
Erst auf Platz vier rangiert der Sieger aus dem AutoBild allrad-Test. Der Michelin Pilot Alpin 5 heimst erneut den inoffiziellen Titel “Schneekönig” ein mit den unschlagbaren Schneeeigenschaften, schwächelt aber etwas bei den Nassbremswegen: “Schneekönig mit besten Fahrleistungen auf Eis und Schnee, präzises Einlenkverhalten und dynamische Fahreigenschaften auf trockener Piste”. Die Gesamtnote “gut” teilt sich der Michelin mit dem Falken Eurowinter HS01, der gegenüber dem Test im Schwesterblatt eine Note besser dasteht. “Überzeugend gute Winterqualitäten, kurze Bremswege bei jeder Witterung”, schreiben die Tester ins Protokoll, attestieren aber auch: “sehr hoher Rollwiderstand”.
Die Urteile werden nun kritischer, denn wir kommen in den Bereich der “befriedigend” beurteilten Reifen. So wird dem Vredestein Wintrac Pro zwar eine “hohe Zugkraft und kurze Bremswege auf Eis und Schnee, sportlich dynamisches Handling und präzises Einlenkverhalten auf nasser Piste und sicheres Trockenhandling” attestiert, aber auch “untersteuerndes Fahrverhalten auf Schnee, hoher Rollwiderstand”. Dennoch mit der Gesamtnote 3,5 nicht uninteressant: “fairer Preis”. Der Cooper Discoverer Winter mit der Gesamtnote 3,7 leidet durch “verlängerte Nass- und Trockenbremswege, hoher Rollwiderstand”. Ähnlich der Maxxis Premitra Snow WP6 mit der Gesamtnote 3,8: “leicht verlängerte Nass- und Trockenbremswege, hoher Rollwiderstand”.
All das lässt sich noch hinnehmen. Dagegen fällt der mit rund 400 Euro pro Satz absolut günstigste Kandidat Minerva Ice-Plus ganz aus dem Rahmen durch “deutlich eingeschränkte Fahreigenschaften auf Schnee und nasser Piste” und durch “gefährlich verlängerte Schnee- und Nassbremswege”. Das reicht dann für das vernichtende Urteil: “nicht empfehlenswert''.
AutoBild sportscars Winterreifentest in 245/340 R19
Testfahrzeug: Cupra Formentor VZ5
Platz | Modell | Schnee | Nass | Trocken | Gesamt |
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1. | BRIDGESTONE BLIZZAK LM005 Zum Angebot >> |
2+ | 2+ | 2 | 1,3 |
1. | HANKOOK W330 WINTER I*CEPT EVO3 Zum Angebot >> |
2+ | 2+ | 2 | 1,3 |
3. | CONTINENTAL WINTER CONTACT TS 870P Zum Angebot >> |
2+ | 2 | 2 | 1,4 |
4. | MICHELIN PILOT ALPIN 5 Zum Angebot >> |
1- | 2- | 2 | 2,4 |
5. | FALKEN HS01 EUROWINTER Zum Angebot >> |
2 | 2 | 3 | 2,5 |
6. | VREDESTEIN WINTRAC PRO Zum Angebot >> |
2 | 2+ | 2- | 3,5 |
7. | COOPER DISCOVERER WINTER Zum Angebot >> |
2+ | 2- | 2- | 3,7 |
8. | MAXXIS WP6 PREMITRA SNOW Zum Angebot >> |
2 | 2- | 2- | 3,8 |
9. | MINERVA S21 Zum Angebot >> |
4- | 4- | 2 | 5,3 |
Winterreifen in Reifengröße 245/40 R19 getestet von AutoBild sportcars im September 2022
Fazit: Billig soll nicht teuer werden
Die Erkenntnis ist nicht neu, aber Qualität hat ihren Preis. Das heißt aber nicht, dass es immer das Teuerste sein muss. Der Test zeigt wirkliche Alternativen auf. Bridgestone, Continental und Michelin bilden die Spitze der Preisskala. Aber schon die Winterreifen von Hankook zeigen eine preisliche Alternative auf. Problematisch zeigen sich die Kandidaten aus dem Budget- oder Low-Budget-Segment. “Von Billigheimern wie dem Minerva lässt man dagegen besser die Finger", resümieren die Tester. Da ist was dran. Sonst kann billig auch teuer werden.