Es ist bereits Teil 2 im Winterreifentest für Pkw der Klasse Golf und Co mit der Dimension 205/55 R16H. Der erste Teil erschien bereits vor 14 Tagen mit der Vorentscheidung, durch die sich nicht weniger als 20 Finalisten für das jetzige Finale qualifizierten. So wurden aus insgesamt 50 Produkten schon mal 30 ausgesiebt. Breiter kann die Wahl aus dem Riesenangebot im Markt kaum sein. So treffen die Besten im Haupttest erneut aufeinander und es überrascht nicht sonderlich, dass es wieder die Premiummarken sind, die den Sieger unter sich ausmachen – aber es bleibt interessant. Es ist übrigens der neueste Conti, der den Testsieg nach Hause bringt. Das Motto “Neue Reifen rollen besser” beweist sich einmal mehr.
AutoBild Winterreifentest 2021 in der Dimension 205/55 R16Testfahrzeuge: GOLF 7 & GOLF 8 |
|||||
Platz | Profil | Schnee | Nass | Trocken | Urteil und Angebote |
1. Platz | 1- | 2+ | 2 |
Testsieger |
|
2. Platz | 2+ | 2 | 2 |
|
|
3. Platz | 2+ | 2- | 2 |
Sehr empfehlenswert |
|
3. Platz | 2- | 2+ | 2+ |
Sehr empfehlenswert |
|
5. Platz | 1 | 1- | 2 |
gut |
|
6. Platz | 1- | 1- | 2 |
gut |
|
7. Platz |
2+ | 2 | 2- |
gut |
|
8. Platz |
2+ | 2+ | 2- |
gut |
|
9. Platz |
2- | 2- | 2- |
befriedigend |
|
10. Platz |
1- | 2+ | 3+ |
befriedigend |
|
11. Platz |
1- | 2 | 3+ |
befriedigend |
|
12. Platz |
3+ | 2- | 2- |
befriedigend |
|
12. Platz |
3+ | 2- | 2 |
befriedigend |
|
14. Platz |
2- | 2- | 2 |
befriedigend |
|
15. Platz |
2+ | 3+ | 3+ |
befriedigend |
|
16. Platz |
2- | 3+ | 3+ |
befriedigend |
|
17. Platz |
2 | 3 | 2- |
befriedigend |
|
18. Platz |
2- | 3 | 2 |
befriedigend |
|
19. Platz |
2- | 3+ | 2 |
befriedigend |
|
20. Platz |
1- | 3+ | 2+ |
nicht empfehlenswert |
Bei der Gesamtbewertung wird noch die Kategorie "Kosten" berücksichtigt.
Neu: Sommerreifen und Winter-Billigreifen als Referenz
Es bleibt interessant: Denn um die ganze Sache noch etwas spannender zu machen, haben die AutoBild-Tester um Dierk Möller und Henning Klipp eine Neuheit eingeführt. Zu den Tests der zwanzig Finalisten gesellt sich ein Produkt der “Ausgefallenen” aus der Vorrunde. So rollen nicht 20 Reifen durch alle klassischen Disziplinen, sondern 22, neben dem obligatorischen Sommerreifen als Referenz nun auch einer der bereits ausgeschiedenen “Billigreifen”, der in den Diagrammen denn auch unter “Ausgeschiedene” geführt wird. Sinn der Übung ist der informativere Vergleich, der augenfällig macht, wie breit das Leistungsspektrum in dem riesigen Reifenmarkt ist. Eine durchaus fortschrittliche Idee, denn wer nur die Spitzenreifen vergleicht, der kann den Qualitätsabstand zu den “miesen Produkten” nicht klar machen. “So kommt doch noch mal eine ganz andere Dimension und Dramatik in den Test”, meint AutoBild-Testredakteur Dierk Möller. Und damit hat er recht.
Allerdings gibt es noch einen zweiten Grund, das Vergleichsspektrum etwas zu erweitern: Bei den 20 Finalisten sind die Premiummarken fast unter sich. Vor allem, wenn man die teilweise zahlreichen hauseigenen Zweitmarken dazurechnet: Conti tritt mit Semperit, Uniroyal und Barum auf, Michelin tritt mit Kleber und BF Goodrich an, Goodyear hat Dunlop, Fulda und Sava im Schlepptau, Hankook kommt noch mit Laufenn – um nur einige zu nennen. Single-Kandidaten sind gerade mal Vredestein, Yokohama, Falken und Nokian. Wie sehr Zweitmarken als “Geheimtipp” gelten können, weil sie oft Top-Technik mit günstigem Preis verbinden können, zeigen die Ergebnisse. Aber es ist schon interessant, wie groß der Abstand zu den “Billigreifen” ist.
AutoBild Winterreifentest Teil 2: Das Finale mit 20 Kandidaten.
Die vorbildlichen Vier: Continental, Michelin, Kleber und Vredestein
Nachdem die Kandidaten sich in der Vorrunde lediglich in den Disziplinen Nass- und Schneebremsen beweisen mussten, steht nun die Gesamtheit der üblichen dynamischen Testdisziplinen bei Schnee, Nässe und Trockenheit auf dem Programm: Traktion, Slalom, Handling, Kreisbahn, Aquaplaning längs und quer, Geräusch sowie die Kostenfaktoren Preis, (auch relativ zu) Laufleistung und Rollwiderstand. Aber wie zu erwarten war, gibt es keine großen Ausfälle. Die schlechteste Note der 20 Kandidaten lautet “befriedigend” in einer Skala, die bis “ungenügend” reicht – ein Gesamtergebnis, mit dem jede Schulklasse zufrieden sein kann.
Und das sind die Stars in der Reifenmanege: Vorbildlicher Testsieger und “Eco-Meister” obendrein ist der diese Saison neu in den Markt gekommene Continental WinterContact TS 870. Dieser überzeugte die Tester nicht nur durch seine fahrdynamischen Eigenschaften “bei jeder Witterung, kurze Bremswege, präzises Lenkverhalten, gute Sicherheitsreserven bei Aquaplaning”, sondern auch von seiner ökonomischen Seite trotz des (zweithöchsten) Anschaffungspreises. Beste Laufleistung (45.400 km) und drittkleinster Rollwiderstand schonen den Geldbeutel. Damit schlägt der Conti sogar den Michelin Alpin 6, der ebenfalls mit “ausgewogenem Leistungspotenzial” durch “gute Wintereigenschaften” und “überzeugende Handlingqualitäten” glänzen kann. Nur bei Nässe zeigt er “leichte Untersteuertendenz” – aber was solls, trotzdem “vorbildlich” und 2. Platz. Die gleiche Benotung verdient sich der Dritte in der Gesamtwertung. Nur hauchdünn dahinter landet Michelins Zweitmarke Kleber mit dem Krisalp HP3, der rund 90 Euro preiswerter daher rollt und bei nahezu identischen dynamischen Eigenschaften trotz geringerer Laufleistung eine Art Geheimtipp bildet. Der dritte Platz wird doppelt vergeben, denn um Haaresbreite dahinter folgt der Vredestein Wintrac mit geringerer Kilometerleistung, aber als “überzeugendes Allroundtalent mit dynamischen Fahreigenschaften auf trockener und nasser Piste”, mit präzisem Einlenkverhalten und einem geringen Rollwiderstand, der den Spritverbrauch mildert.
Die "guten" Vier: Bridgestone, Hankook, Goodyear, Dunlop
Auch die mit “gut” benoteten Reifen bilden eine Vierergruppe der klangvollen Namen: Der Bridgestone Blizzak LM005 ist laut Testurteil der “Winterkönig mit besten Fahrleistungen auf Schnee”, bei “gute(n) Sicherheitsreserven bei Aquaplaning” und “kurze(n) Nassbremswegen”, den nur die “unterdurchschnittliche Laufleistung” auf den 5. Rang verschlägt. Knapp dahinter folgt der Hankook Winter I*cept RS2, der ebenfalls “Spitzenleistungen” zu bieten hat, und zwar “bei Schnee und Nässe”, sowie “sehr gute Aquaplaningeigenschaften, kurze Nassbremswege” bei günstigem Preis. Und auch der Rangnächste “gut” bewertete Goodyear UltraGrip 9+ bietet “Überzeugende Fahrqualitäten bei Schnee und Nässe, stabiles Nass- und Schneehandling bei relativ günstigem Preis”. Da schlägt sogar die Zweitmarke Dunlop mit dem Winter Sport 5 etwas mehr zu Buche als “Markenreifen mit dynamischen Fahrqualitäten auf verschneiter und nasser Piste trotz mäßiger Laufleistung”.
Siegt im Finale: Continental WinterContact TS870
Dutzendfach "befriedigend"
Die restlichen zwölf Reifen im Test erhalten das Testurteil “befriedigend”, wobei die Leistungen zwar merklich, aber nur geringfügig in den einzelnen Disziplinen abfallen. Der 9. Platzierte Semperit Speed-Grip 3 zeigt zwar “kurze Schneebremswege”, aber nur eine “durchschnittliche Schneeperformance” und “verlängerte Trockenbremswege”. Eng dran ist der zehntplatzierte Firestone Winterhawk 4, den “sehr gute Wintereigenschaften” auszeichnen sowie “kurze Schnee- und Nassbremswege”. Es hapert im Trockenen, bei Handling und Bremsen – eine Schwäche, die Winterreifen häufig betrifft nach dem Motto: Schnee und Nässe gut, mäßig im Trockenen. So auch der folgende BF Goodrich G-Force Winter 2, der “überzeugende Fahreigenschaften auf Eis und Schnee, stabiles Nasshandling, gute Aquaplaningeigenschaften” zeigt, aber bei Trockenheit schwächelt. Der Uniroyal MS Plus 77 ist eher ein umgekehrter Fall, der bei Nässe und Trockenheit Stabilität zeigt, dafür aber nur mäßige Winterqualitäten zutage bringt – ein Fall von anderer Auslegung bei dieser klassischen Regenreifenmarke. So ähnlich ist dann auch der Falken Eurowinter HS01 gestrickt: “Ausgewogene Leistungen auf nasser und trockener Piste”, aber “eingeschränkte Winterqualitäten”. Auch der Yokohama BluEarth Winter V906 fällt positiv mehr durch “dynamisches Trockenhandling” auf als auf Schnee und Nässe. Dennoch landet er vor dem Barum Polaris 5, der stärker als Winterreifen ausgeprägt ist: “Günstiges Winterprofil mit guter Schneeperformance”, schreiben ihm die Tester ins Zeugnis. Winter ist auch eher das Metier der Goodyear-Marken Fulda Kristall Control HP2 (“Gute Zugkraft und kurze Bremswege auf Schnee”) und Sava Eskimo HP2, der durch “gute Traktion und kurze Bremswege auf Schnee” seinem Namen Ehre macht, sich aber auf Nässe (“mäßiger Nässegrip”) Kritik einhandelt. Erstaunlich weit hinten landet der Nokian Snowproof in diesem Feld durch sein Manko an Seitenführung, was den Reifen beim Slalom und Handling auf Schnee und Nässe nach hinten versetzt. Vorletzter wird der koreanische Nexen Winguard Snow G3, der trotz kurzer Schneebremswege im Nassen nur mäßig performt. Und trotz “überzeugender Winterqualitäten” und einem “dynamischen Trockenhandling” handelt sich der Laufenn i-Fit+ beim Kurven-Aquaplaning mit einer 4 die schlechteste Note ein und wird Schlusslicht in diesem Dutzend.
Die Messlatte für Winterreifen liegt hoch
Mit einem Satz aus den vier “vorbildlichen” Reifen kann niemand etwas falsch machen. Aber auch die restlichen Kandidaten müssen sich mit ihrem “befriedigend” nicht gleich verstecken. Hier liegt die Kritik auf hohem Niveau. Wie schlecht es wirklich geht, zeigt der Referenzreifen der “Ausgeschiedenen” in den einzelnen Diagrammen deutlich. In den wichtigen Disziplinen auf Schnee und bei Nässe landen sie zum Teil weit abgeschlagen am Schluss, sodass in der Grafik die Balkenlänge für den Bremsweg nicht mehr ausreicht – nur der Sommerreifen bremst auf Schnee schlechter.