Es ist zwar noch etwas frisch zuweilen, aber die Motorradsaison beginnt und die Biker stehen in den Startlöchern – höchste Zeit, die erste Tour zu planen. Da stellt sich natürlich auch die Reifenfrage. Diesem Thema widmet sich das Magazin “Motorrad” immer wieder gern und ausführlich. Diesmal auf nicht weniger als 17 Seiten. Aber nicht etwa, weil hier besonders viele Reifen unter die Lupe genommen werden. Es sind letztlich nur sechs. Die Idee hinter diesem etwas anderen Test: Es geht um die Bereifung für Großenduros vom Schlage einer BMW 1250 GS in der Dimension 120/70 R19 vorn und 170/60 R17 hinten. Und weil hier drei verschiedene Reifentypen möglich sind, die man nicht einfach über einen Kamm scheren kann, nimmt sich das Testteam drei ausgewählte Reifenpärchen in der Auslegung Offroad, Enduro und Straße zur Brust, die in Duellen gegeneinander antreten. So viel vorweg: Das Ergebnis ist erfreulich: Es gibt keine schlechten Reifen, keinen Testsieger, aber Kaufempfehlungen.
Der Reifentest
Gegenüber dem Angebot für Pkw-Reifen mit einer Vielzahl an Marken geht es im Segment der Motorradreifen ausgesprochen übersichtlich zu. Von circa neun Marken im Angebot dominieren etwa fünf den Markt. Da bleibt die Auswahl der Testkandidaten begrenzt. Die Redaktion geht der Frage nach, welche “Reifenpaarung schafft den Spagat zwischen Offroad- und Kurvenspaß, überzeugt im Regen und bietet sogar Laufleistung?”. Dabei kommen folgende Reifenpaare auf den Prüfstand: Das “Offroad-Duell” im Gelände bestreiten der Continental TKC 70/Rocks und der Metzeler Karoo 4. Zum "Enduro-Duell" treten an der Bridgestone AT 41 und der Metzeler Tourance Next 2. Das “Kurven-Duell”, will heißen der Straßentest, wird zwischen dem Dunlop Roadsmart IV und dem Michelin Road 6 ausgetragen. Dazu schickt das Magazin 6 Tester auf 6 identischen BMW GS ab Clermont-Ferrand auf eine etwa 2.500 km lange Testreise durch kurvige Landschaft in Südfrankreich, die Pyrenäen und in die spanische Wüste von Navarra, wobei auch noch für alle Probanden der Verschleiß gewertet wird. Für den obligatorischen Nasstest drehten die Fahrer ihre Runden auf dem Testgelände von Bridgestone nahe Rom. Klingt zwar wie Urlaub, ist aber für die Tester harte Arbeit.
Die Ergebnisse des Reifentests
Das “Offroad-Duell” im Trockenen entscheidet der Continental TKC 70/Rocks für sich. Am Ende erhält er die Note “gut”, der Metzeler Karoo 4 muss sich mit einem “befriedigend” zufriedengeben. Mit Qualität hat das aber weniger zu tun als mit einer anderen Schwerpunktsetzung. Es kommt darauf an, wie geländeaffin der Fahrer ist, denn der Metzeler spielt hier seine Stärken aus: “Offroad-Junkies sollten zum Metzeler Karoo 4 greifen”, empfiehlt das Testprotokoll. Hier bekommen sie “satte Traktion auf Schotter”. Der Conti sei die bessere Option für jene, “die meist auf der Straße unterwegs sind und nur gelegentlich ins Gelände oder auf Naturpässe abbiegen wollen”. Hinzu kommt, dass der Conti den Konkurrenten auch in Sachen Nässehaftung (Note “gut”) und Verschleiß (Note “befriedigend”) schlägt. In beiden Disziplinen schneidet der Metzeler eine ganze Note schlechter ab.
Enduroreifen sind vom Motorradhersteller geprägt, weil Fahrzeuge wie die GS damit meist schon ab Werk ausgestattet werden. Haupteinsatzgebiet ist die Straße und deshalb zählt die Performance auf Asphalt deutlich stärker. Geländepassagen fließen nur zu zehn Prozent in die Bewertung ein. Und das reicht dem Bridgestone AT 41, sich im Enduro-Duell ganz knapp mit 176 zu 172 (von 200 möglichen) Punkten vor den Metzeler Tourance Next 2 zu setzen. Trotz des geringen Abstands beträgt der Unterschied eine ganze Note: “sehr gut” für den Japaner, ein “gut” für den Metzeler, der eine Marke aus dem Pirelli-Konzern ist. Es ist aber nicht nur die Performance im Gelände, daneben “kann der AT 41 auch durch Handlichkeit und Rückmeldung überzeugen”. Der Tourance Next 2 dagegen ist “beim Geradeauslauf und beim Bremsen eine echte Bank”.
Warum also nicht gleich ein Tourenreifen, wenn die Enduristen sich ohnehin vorzugsweise auf asphaltierten Wegen bewegen. Auch von dieser Reifenspezies hat der Handel genug im Regal. Und so lässt die Motorrad im “Kurven-Duell” den Michelin Road 6 gegen den Dunlop Roadsmart IV antreten. Mit Geländetraktion ist bei dieser Reifensorte natürlich nicht mehr viel los: unter “ferner liefen” verbuchen die Tester. Aber in der “reinen Landstraßenlehre” scheint es keinen Sieger zu geben. “Während sich der präzise zu lenkende Roadsmart IV auf der GS extrem kurvengierig und agil zeigt, überzeugt der Road 6 mit überragendem Feedback. Sein Verhalten im Grenzbereich ist nahezu tadellos.” Auch beim Bremsen “schenken sich die beiden Kontrahenten nix”. Ergebnis: zweimal die Note “sehr gut”.
Im Nasstest treffen dann alle Testkandidaten auf dem Handlingkurs zu einer einheitlichen Bewertung zusammen. Hier wirken sich die reifentypischen Unterschiede gewaltig aus. Beim Bremsen sind die Offroad-Modelle wegen ihres hohen Profilnegativanteils im Nachteil: “Eine ganze Lkw-Länge” später steht in unserem Test der Offroad-Reifen bei einer Vollbremsung aus 100 km/h. Knapp Tempo 40 zeigt der Tacho bei der Karoo 4 bereiften GS, während das Bike mit dem Tourenmodell Roadsmart IV bereits steht. Nein, die Tester wollen niemandem die Lust am Grobstöller verhageln! Aber Enduristen müssen wissen, dass “es bei Schlechtwetter keine gute Asphaltperformance gibt”. Bei Grobstöllern wohlgemerkt. So schneiden die Enduro-Reifen von Bridgestone mit “gut” und Metzeler mit “sehr gut” ab. Die Tourenreifen von Michelin und Dunlop rollen mit einem “sehr gut” von der nassen Piste. Der Offroader von Conti zieht sich immerhin mit einem “befriedigend” aus der feuchten Affäre, während sich der geländegängige Karoo 4 mit einem “ausreichend” zufriedengeben muss. Fehlt noch das Kapitel Verschleiß: Na klar, “Der Verschleiß liegt in der rechten Hand”. Aber eine große Profiltiefe garantiert nicht unbedingt auch eine große Laufleistung. Die grobstolligen Offroader verlieren ihr Profil weniger im Gelände als auf dem Asphalt. Immerhin behält der Conti viel Gummi auf der Lauffläche und erzielt die Note “gut”. Somit zieht der Offroad-Reifen gleich mit dem Enduro-Gummi Metzeler Tourance und dem Verschleiß-Spitzenreiter Dunlop Roadsmart IV. Die restlichen drei Kandidaten Metzeler Karoo, Bridgestone und Michelin kommen mit einem “befriedigend” davon, was immer noch im absolut akzeptablen Bereich liegt.
Motorrad testet Reifen für die GS-Klasse
Testfahrzeug: BMW R 1250 GS
Größen: 120/70 R19 (vorne), 170/60 R17 (hinten)
Gattung | Modell | Punkte* | Urteil |
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Offroad | CONTINENTAL TKC 70 Rocks Hinterreifen: Zum Angebot >> |
330 | gut |
Offroad | METZELER Karoo 4 Vorderreifen: Zum Angebot >>Hinterreifen: Zum Angebot >> |
284 | befriedigend |
Enduro | BRIDGESTONE Battlax AT41 Vorderreifen: Zum Angebot >>Hinterreifen: Zum Angebot >> |
331 | gut |
Enduro | METZELER Torrance Next 2 Vorderreifen: Zum Angebot >>Hinterreifen: Zum Angebot >> |
347 | sehr gut |
Straße | MICHELIN Road 6 Vorderreifen: Zum Angebot >>Hinterreifen: Zum Angebot >> |
348 | sehr gut |
Straße | DUNLOP Roadsmart IV Vorderreifen: Zum Angebot >>Hinterreifen: Zum Angebot >> |
352 | sehr gut |
*Getestet wurde in den Bereichen trocken¹, nass und Verschleiß²
¹Alltag/Gelände/Landstraße | ²Abriebmessungen nach einer 2.500 km Strecke
Fazit: Die Kauftipps
Wesentlich ist, wo und wie gefahren wird. Danach muss die Kaufentscheidung fallen. Und wegen konstruktionsbedingter Unterschiede je nach Einsatzgebiet, kürt die Motorrad hier keinen Testsieger, gibt aber “Kauftipps”. So für den Offroader Metzeler Karoo 4 mit dem Gesamturteil “befriedigend”. Offroad-Duellant Conti TKC 70/Rocks mit dem Gesamturteil “gut” sei eher “für Gelegenheits-Offroader” mit dem Wunsch nach Straßenperformance. Der mit “gut” bewertete AT 41 von Bridgestone findet in “Ausflügen über Naturpisten" sein Revier. Die übrigen drei, der Metzeler Tourance Next 2, der Michelin Road 6 (“Ein Top-Reifen im Regen.") und der Dunlop Roadsmart IV erhalten alle die Gesamtnote “sehr gut”, aber der Dunlop erhält die Kaufempfehlung. Grund: “Sportlichkeit trifft auf Wirtschaftlichkeit trifft auf Alltagstauglichkeit” und somit eine “eindeutige Empfehlung für alle kurvengierigen Adventure-Piloten”.