Die Sonne hat ihre Frühlingsstrahlen schon geschickt und die ersten Biker auf die Straße gelockt. Kein Zweifel, die Motorradsaison steht unmittelbar bevor. Genau die richtige Zeit also für einen Test der aktuellen Motorradreifen, damit die Biker wissen, welche “Pellen” die besten sind. Den Anfang für diese Saison macht diesmal das Sportfahrermagazin PS, Heft 3, das sechs Reifenpaare der Größe 120/70ZR17 vorn und 190/55ZR17 hinten unter die Lupe nimmt.
(Testmotorrad für den Sportreifenvergleich bei der PS: Yamaha R1M mit 200 Pferdestärken. Foto: Auto-Medienportal.Net/Yamaha)
Rennstreckentest bei Miravel
Die sechs Kandidaten in dieser Standardgröße für Supersportler müssen sich auf einer 200 PS starken und rund 200 kg leichten Yamaha R1M bewähren und zwar auf einem Rennstreckenkurs, der seinerzeit schon häufig für Tests dieser Art herangezogen wurde: Das Testgelände von Goodyear/Dunlop nahe Mireval in Südfrankreich mit herrlichem Ausblick aufs Mittelmeer.
Für letzteres dürften die Tester während der Arbeit weder Blick noch Muße gehabt haben, denn die wollten es “brennen” lassen, um unter der Headline “Feuerfest” Antwort auf die Frage zu finden, “wie viel Feuer aktuelle Sportreifen wirklich abkönnen”. Es geht also in diesem ersten Teil des Reifentests um das - salopp gesagt - “Zeitenbolzen”, genauer gesagt um “Grip, Verhalten im Grenzbereich, Zielgenauigkeit, Feedback”. Weitere Kriterien bei den Testfahrten: Stabilität (beim Beschleunigen und Bremsen), Handling und Aufstellmoment beim Bremsen. Damit ist der Gesamttest aber noch nicht komplett. Der Vergleich dieser vorwiegenden Rennstreckenqualitäten wird im nächsten PS-Heft Nr. 4 ergänzt durch die Kriterien Nasstest, Verschleiß und Verhalten auf der Landstraße. Sie machen es also reichlich spannend, die Tester von PS.
Auswahl der Kandidaten
Die Zusammenstellung des Probanden für das Testfeld ist denkbar einfach, denn der Markt für die Kategorie Sportreifen ist sehr überschaubar. Viel mehr als die sechs teilnehmenden Marken in vergleichbarer Qualität gibt es nicht. Zwei Hände reichen, um alle aufzuzählen, wobei der Pirelli Diablo Rosso IV und der Metzeler Sportec M9 RR beide aus dem Hause Pirelli stammen. Hinzu gesellt sich noch der Bridgestone Battlax Hypersport S22, der Dunlop SportSmart MK3, der Michelin Power 5 und der Continental Sport Attack 4. Ein breites Motorradreifen-Programm hat sonst nur noch Avon, die hier aus unbekanntem Grund fehlen. Ins Konzept passen würde hier der Avon 3D Ultra EVO. Leider begründen die Tester mit keinem Wort ihre Auswahl. Zwei Neuheiten sind im Test, wobei der Pirelli schon seit 2021 im Markt ist aber natürlich noch nicht beim 2021er Test dabei sein konnte. Dunlop schickte den MK3 ins Rennen, nachdem Sportsmart TT mangels Nasshaftung beim letzten Test nicht so gut (vorletzter Platz) abschneiden konnte.
Sportreifen im PS-Rennstreckentest
Testfahrzeug: Yamaha YZF-R1M
Größen: 120/70 ZR17 (vorne), 190/55 ZR17 (hinten)
Platz | Modell | Gesamt* |
---|---|---|
1. | BRIDGESTONE BATTLAX HYPERSPORT S22 Vorderreifen: Zum Angebot >>Hinterreifen: Zum Angebot >> |
180 |
2. | PIRELLI DIABLO ROSSO IV Vorderreifen: Zum Angebot >>Hinterreifen: Zum Angebot >> |
174 |
3. | METZELER SPORTEC M9 RR Vorderreifen: Zum Angebot >>Hinterreifen: Zum Angebot >> |
172 |
4. | DUNLOP SPORTSMART MK3 Vorderreifen: Zum Angebot >>Hinterreifen: Zum Angebot >> |
164 |
5. | MICHELIN POWER 5 Vorderreifen: Zum Angebot >>Hinterreifen: Zum Angebot >> |
160 |
6. | CONTINENTAL SPORTATTACK 4 Vorderreifen: Zum Angebot >>Hinterreifen: Zum Angebot >> |
159 |
(*Maximalpunktzahl: 200, Quelle: PS 2/2022)
Die Ergebnisse: Bridgestone S22 wieder an der Spitze
Seit dem PS-Test 2019 also 3 mal hintereinander landet der Bridgestone S22 im Sportfahrer-Magazin auf dem ersten Platz. Zwar muss der japanische Pneu seine Qualität noch im Teil 2 des Tests bestätigen, den richtig abgerechnet wird erst am Schluss. Dennoch sind die Tester voll des Lobes für den S22: “Die Kombination aus reichlich Grip, gierigem Einlenkverhalten, höchster Präzision und erstklassigem Feedback - vor allem fürs Vorderrad - ist einzigartig.” Das ist ein Lob fast über den grünen Klee. “Echte Schwächen kennt der Bridgestone nicht. Da er sich darüber hinaus in Schräglage auf eine knackig-enge Linie dirigieren lässt, ist er unsere Nummer eins für gelegentliche Rennstreckeneinsätze” lautet das Urteil der Tester.
Etwas relativieren muss man diese Einschätzung aber doch. Die Konkurrenz konnte den Bridgestone zwar nicht schlagen, ist ihm aber sehr auf die Pelle gerückt. Grip boten nämlich alle Probanden: Die Rundenzeiten über die gut drei Kilometer lange Strecke unterschieden sich bei allen Kandidaten um lediglich 1,3 Sekunden - ein Wimpernschlag also. Unerheblich also der Hinweis, dass der Pirelli die schnellste Zeit hinlegte. Feuer haben sie also alle. Und das ist eine gute Nachricht: Die Qualität in diesem Segment liegt außerordentlich dicht beieinander.
Nur knapp dahinter: Pirelli und der Test
Die Unterschiede liegen im Detail. Dicht auf den Fersen des S22 ist der Pirelli Diablo Rosso IV mit minimalem Abstand von sechs Punkten, der in Sachen Stabilität die Spitze markiert: “Diesen Gummi bringen selbst härteste Beschleunigungs- und Bremsattacken nicht aus der Ruhe”. Leichte Schwächen im Handling seien verschmerzbar bei “einer bestechenden Präzision und sahnemäßigem Feedback.” “Dank seiner Ausgewogenheit” rangiert der Metzeler Sportec M6 RR mit minimalem Abstand von nur zwei Punkten auf dem dritten Platz. Der Gummi ist “in jeder Einzeldisziplin wieder weit vorne mit dabei”, mit minimalen Schwächen “lediglich beim Handling”. Aber: “Unterm Strich ein prima Gummi für die Piste. Vierter im Bunde wird im Tracktest wird der Dunlop SportSmart MK3 mit “seinem leichtfüßigen Einlenkverhalten” der zielgenau die Wunschlinie verfolgt. Und trotz eines “geringeren Gripniveaus” sind die Tester damit (fast) genauso schnell unterwegs wie mit dem schnellsten. Dies liege an “einem runden, weichen Fahrstil, der viel Schwung aus der Kurve mitnimmt.” In diesem dichten Feld folgt der Michelin Power 5 als Fünfter und ringt dem Tester dennoch Begeisterung ab, der berichtet: “Schlicht der Hammer, wie easy die Yamaha mit dem Power 5 abwinkelt!” So gut ist also auch noch Platz fünf, trotz “etwas weniger Grip” und “Abzug auch bei Stabilität”. Der Sechste im Reifenreigen nur wenig dahinter ist ein unauffälliger Kandidat, der sich schwer charakterisieren lasse, der nirgends durchfällt, aber auch nirgends richtig glänzt. Es ist der Continental Sport Attack 4 mit leichten Schwächen im Handling und bei der Rückmeldung - aber lange kein schlechter Reifen. Die gibt es nicht in diesem Testfeld.
Fazit: Alles gut - das Niveau bleibt hoch
Sportfahrer können bei der Bereifung ihrer Motorräder bisher eigentlich nichts falsch machen. Die Qualität ist hoch und die Leistung der getesten Produkte liegt dermaßen eng beieinander. Da wird die Wahl zur Qual oder einfach zu einer Geschmackssache nach Markenaffinität. Oder wie die Wahl zwischen Spaghetti Bolognese oder Schweinegulasch. Große Unterschiede zeigen sich in diesem Test Teil 1 noch nicht, wenn zwischen dem Ersten und dem Letzten Kandidaten nur 21 Punkte Unterschied liegen. Der mehrmalige Testsieger Bridgestone behauptet sich nicht überlegen. Der abschließende Test Teil 2 im PS-Heft 4 wird zeigen, ob sich an der Reihenfolge etwas ändert.