Man muss auch an die Kleinen denken – und das macht die auto motor und sport als das auflagenstärkste Fachmagazin des Stuttgarter motorpresse Verlages in seiner jüngsten Ausgabe. Hier nehmen sich Testredakteur Thiemo Fleck und seine Crew elf Reifenmodelle in der populären Dimension 195/55 R16H für die “kleine” Fahrzeugklasse vom Schlage VW Polo und Seat Ibiza zur Brust – die, realistisch betrachtet, so klein nicht mehr sind. Aber Sicherheit auf der Straße braucht jedes Auto. Und diese hängt ganz wesentlich von den Reifen ab, das kann auch die beste Elektronik nicht ändern. Ganz recht, wenn der Autor des Testberichtes darauf noch mal hinweist. So viel sei schon verraten: Neun von elf Kandidaten kommen mit einem “sehr gut” (3) oder einem “gut” (6) davon und ganz schlecht ist keiner. Das spricht wieder einmal für ein hohes Qualitätsniveau.
Auswahl: Elf aus der Masse
Gerade in dieser äußerst populären Reifengröße ist das Angebot im Markt überwältigend. Kein Team kann die alle testen und die Auswahl wird schwer, wenn man jedes Preissegment exemplarisch abdecken will. Natürlich sind die Vertreter der Premiumklasse dabei. Die üblichen Verdächtigen: Michelin Primacy 4, Bridgestone Turanza T005, Goodyear EfficientGripPerformance 2, Continental PremiumContact 5 sowie der Pirelli Cinturato P1 Verde und mittlerweile auch der koreanische Hankook Kinergy Eco2. Die Mittelklasse oder das “Quality Segment” markieren Michelins Zweitmarke BF Goodrich mit dem Advantage, der Toyo Proxes Comfort, der Nokian Wetproof sowie der Falken Ziex ZE310 Ecorun – letzterer eine noch nicht allzu bekannte Marke, hinter der mit Sumitomo allerdings ein richtig großer japanischer Hersteller steht, seines Zeichens der fünftgrößte der Welt. Auch die taiwanische Marke Maxxis mit dem Premitra 5 wächst hier hinein. Mit echten Budget-Brands, mit anderen Worten Billigreifen, wollten sich die Tester der auto motor und sport also nicht abgeben. Diese Auswahl hebt das Niveau.
Das Virus verhindert Nachtests
Die Pandemie ist auch an den Stuttgarter Testern nicht vorbeigegangen. Sie konnten zwar die umfangreichen Möglichkeiten des Contidroms nutzen, aber eben nicht uneingeschränkt, insbesondere für die sonst üblichen Nachtests: “Der Zugang zu den Reifentestgeländen war stark eingeschränkt oder nicht möglich”, klagt Thiemo Fleck, der die Leser um Verständnis bittet, “dass die sonst üblichen Nachtests ausgesetzt wurden.”
Nichtsdestotrotz konnten aber auf dem Conti-Testgelände alle üblichen Fahrversuche bei Nässe und Trockenheit durchgeführt werden: Bremsen und Handling auf beiden Untergründen sowie Seitenführung und Aquaplaning (längs und quer) nass und die Disziplinen Rollwiderstand und Abrollgeräusch auf trockenem Asphalt. Auch einen sicherheitsrelevanten Spurwechseltest bei Autobahntempo und Komfortprüfungen mussten die Kandidaten über sich ergehen lassen. Die Bewertung der Disziplinen erfolgt bei der auto motor und sport nach einem festen Schlüssel: nass: 50 %, trocken: 40 %, Umwelt: 10 %.
Auto-Motor-Sport Sommerreifentest 2021 in der Dimension 195/55 R16Testfahrzeug: Seat Ibiza & VW Polo |
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Platz | Profil |
Nass* max. 10 |
Trocken* max. 10 |
Umwelt* max. 10 |
Gesamtwertung und Angebote |
8,9 | 8,7 | 10,0 |
8,9 sehr gut |
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2. Platz | 8,1 | 8,0 | 8,8 |
8,1 sehr gut |
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3. Platz | 8,5 | 7,6 | 7,9 |
8,1 sehr gut |
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4. Platz | 7,8 | 8,1 | 7,7 |
7,9 gut |
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5. Platz | 8,0 | 7,8 | 7,3 |
7,8 gut |
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6. Platz | 7,8 | 7,8 | 7,2 |
7,7 gut |
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7.Platz |
8,0 | 7,5 | 7,0 |
7,7 gut |
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8.Platz |
6,9 | 7,4 | 10,0 |
7,4 gut |
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9.Platz |
7,8 | 6,9 | 4,2 |
7,0 gut |
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10.Platz |
6,9 | 6,8 | 6,6 |
6,8 befriedigend |
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11. Platz |
6,2 | 7,4 | 5,6 |
5,6 ausreichend |
Gesamtwertung ( Nass: 50%, trocken: 40%, Umwelt: 10%)
Wertung: 10,0 - 8,0 = sehr gut; 7,9 - 7,0 = gut; 6,9 - 6,0 = befriedigend; 5,9 - 5,0 = ausreichend;
Ergebnis: Michelin vorn, vor Bridgestone und Nokian
So wird also dem sicherheitsrelevanten Nassbremsen großes Gewicht beigemessen und schon hier positioniert sich der Michelin Primacy 4 mit kürzesten Wegen auch im Trockenen ganz vorn. Daneben ist er spritsparend unterwegs und auch bei hohem Tempo sicher zu beherrschen. “Bester im Test”, sagen die Tester und trotz leichter Schwächen im Aquaplaning setzt sich das Produkt von den Verfolgern ab. Mit Abstand folgt der Bridgestone Turanza T005 als “besonders spritsparender Allrounder”, der sich “auch beim Ausweichen präzise, fahrstabil und sicher” fährt. Nicht ganz so überzeugt er im Aquaplaning: Bei “Starkregen etwas wasserscheu”, meinen die Tester. Diese Schwäche zeigt der Nokian Wetproof nicht, der seinem Namen alle Ehre macht, aber dennoch nur auf dem dritten Platz landet. Die Bremswege sind doch etwas länger als beim Michelin und der Rollwiderstand ist erhöht. Alles in allem erhalten diese drei Modelle die Note “sehr gut”.
Es folgt das dicht gedrängte, breite Feld der mit “gut” bewerteten Reifen. Hier führt der Goodyear EfficientGripPerformance 2 das Feld an. “Der Goodyear fährt präzise und komfortabel”, urteilen die Tester, nur das Bremsen macht dem Reifen mit dem langen Namen etwas zu schaffen. “Etwas längere Bremswege nass und trocken”, lautete der Testbericht. Im nassen Element scheint sich dagegen der Continental PremiumContact 5 ganz wohl zu fühlen, denn er glänzt mit “ausgewogenen Nässeleistungen”. Dafür hapert es auf dem Trockenen und es reicht nur für Platz 5. Immerhin: “sehr sicher im Ausweichtest”. Auf den 6. Platz hat sich der Maxxis Premitra 5 vorgeschoben, wobei sein günstiger Preis gar nicht in die Wertung einging. Er leistet sich einfach keine gravierenden Fehler: “gut kontrollierbar”, “dynamisch fahrbar”, trotz Übersteuerungsneigung auf Nässe und längeren Bremswegen. Siebter wird Michelins Zweitmarke BF Goodrich “mit ausgewogener Gesamtperformance”. Auch Hankook etabliert sich unter den mit “gut” bewerteten Reifen, der mit verbesserter Nässeperformance auch ganz vorn landen könnte: “Besonders in Ausweichsituationen sicher und fahrstabil”, lautet das Urteil. Beim Falken wird die Kritik in der Kategorie “gut” schon lauter: “Preisgünstiger Reifen mit wenig ausgewogener Performance”, schreiben die Tester in Zeugnis. Dass der Pirelli Cinturato P1 Verde so weit hinten landet, enttäuscht die Fans der namhaften Marke. Aber bei “deutlich zu langen Bremswegen” ist ein “befriedigend” schon fast ein Lob. So kommt auch der Toyo Proxes Comfort nicht über den letzten Platz in diesem Testfeld hinaus: “viel zu schwache Bremswerte”, stellen die Tester fest. Und das ist nun mal, trotz gutem Kurvengrip, in Sachen Sicherheit systemrelevant. Immerhin noch “ausreichend”.
Fazit
Hier hat sich die auto motor und sport ein Testfeld auf hohem Niveau zusammengestellt. Es gibt keine richtig schlechten Reifen. Die beiden besten sind allerdings auch die teuersten. Sie bieten das höchste Maß an Sicherheit für die kleine Klasse. Aber wer kleine Abstriche in Kauf nehmen kann, kommt mit Nokian, Goodyear oder Continental auch sehr gut, günstig und vor allem sicher weg.