Die Reifenindustrie ist lange auf der Suche nach neuen Rohstoffen. Bereits in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts versuchte man den Rohstoff Kautschuk, ohne den es keine Reifen gibt, durch Milchsäfte aus anderen Pflanzen zu ersetzen.
So in Deutschland und den USA, die beide während des Zweiten Weltkrieges von den Kautschukexporten aus Südostasien abgeschnitten waren. Damals wurde daraus nichts, doch heute verspricht die Industrie den Durchbruch.
Bridgestone und Pirelli: Kautschukersatz Guayule-Strauch. Foto: USDA-NRCS PLANTS Database Lizenz: Creative Commons by-sa 3.0 de
Gummi aus der Pusteblume
Bis zu dreißig Prozent eines Autoreifens besteht aus Kautschuk und der Grund für die erneuten Anläufe liegt in der steigenden Nachfrage nach Naturkautschuk und natürlich darin, die teilweise sehr starken Preisschwankungen zu reduzieren. Reifenhersteller Continental scheint hier schon sehr weit vorangekommen zu sein. Der deutsche Hersteller setzt auf den milchigen Pflanzensaft des Löwenzahn, und zwar eine genügsame russische Variante, deren Züchtung in den letzten Jahren optimiert wurde. Mit dem daraus gewonnenen Gummi stellt Continental mittlerweile Kleinserien von Testreifen her und erhielt auf der letzten Automechanika dafür einen Innovationspreis und eine “Green Award”.
Alternative aus Guayule-Saft
Auch bei Bridgestone, nebenbei größter Reifenhersteller der Welt, rollen die neuen Reifen schon. Der japanische Hersteller feierte vor kurzem den ersten Reifen, bei dem Kautschuk zu 100 Prozent durch den Saft des Guayule-Strauchs ersetzt wurde. Diese sehr genügsame in Arizona (USA) und Mexiko beheimatete Pflanze gibt sich schon mit kargem Wüstenboden zufrieden. Auch Pirelli beschreitet diesen Weg und stellte schon High-Performance-Reifen her, die zum Teil Guayule-Gummi enthielten. Bisher sind das aber alles erst Prototypen. In Serie gehen sollen die Verfahren bei Continental in etwa fünf bis zehn Jahren.
Pusteblumen: Continental ersetzt die Kautschukpflanze durch Löwenzahn. Foto: Shutterstock