Knapp 650.000 Oldtimer mit H-Kennzeichen waren im Jahr 2022 in Deutschland zugelassen. Je nach Zustand und Pflege haben solche historischen Fahrzeuge wie der VW Käfer, Mercedes W123, Porsche 911, ein Opel Kadett oder historische Bullis ihre beste Zeit noch lange nicht hinter sich! Viele Modelle konnten in den letzten Jahren erheblich an Wert gewinnen, sodass ein Oldtimer weit mehr als "nur" ein Liebhaberstück ist.
Du bist seit jeher fasziniert von Oldtimern und möchtest dir als versierter Tüftler einen Lebenstraum erfüllen? Dieser Ratgeber zeigt, wobei es beim Kauf eines Oldtimers ankommt. Auf speziellen Verkaufsplattformen und bei Fachhändlern findest du das eine oder andere Prachtexemplar, dass du mit den Tipps aus diesem Ratgeber vor Ort genauer unter die Lupe nehmen solltest.
Ausgangslage: Vor dem Kauf sollte der Oldtimer gründlich geprüft werden!
Im Gegensatz zu Showrooms mit Neuwagen, die frisch vom Fließband in der Autofabrik kommen, hat ein Oldtimer bereits einige Jahrzehnte auf dem Buckel oder besser gesagt Tacho. Technik, Karosserie und Innenraum haben bereits viel von der Welt gesehen und sind mehr oder weniger intensiv beansprucht werden.
Damit ein historisches Fahrzeug nach so vielen Jahren noch gut in Schuss ist, muss es liebevoll gepflegt und auch ggf. restauriert worden sein. Du solltest dich also nicht vom Charme des allerersten Eindrucks ohne Kontrolle blenden lassen (auch wenn der Lack noch in einem Top-Originalzustand ist)! Ja, es ist wirklich so: Oldtimer üben eine Faszination aus, der man sich kaum entziehen kann. Eine gründliche Kontrolle vor dem Kauf ist aber definitiv empfehlenswert, um kein böses Erwachen zu erleben.
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Definition: Was ist ein Oldtimer überhaupt?
Oder anders gefragt: Wann ist ein Fahrzeug ein Oldtimer? Rein formal muss der Tag der Erstzulassung mindestens 30 Jahre zurückliegen, um von einem Oldtimer sprechen zu können. Erst mit diesem Alter ist es möglich, offiziell ein H-Kennzeichen zu beantragen. Damit ist dann für alle anderen Verkehrsteilnehmer ersichtlich, dass es sich bei deinem Fahrzeug um einen Oldtimer handelt.
Fahrzeuge, die jünger als 30 Jahre sind, werden für gewöhnlich als Youngtimer bezeichnet. Um als Oldtimer bezeichnet zu werden, muss der Originalzustand so weit wie möglich erhalten sein. Technische Umbauten und Erneuerungen sind nur in einem klar definierten Rahmen möglich!
Warum Oldtimer kaufen? Fahrbare Wertanlage mit Charme
Die persönliche Motivation für den Oldtimerkauf kann vielfältig ausgeprägt sein: Vom Jugendtraum bis zu einer besonderen Lebensgeschichte kann es viele Berührungspunkte mit einem Fahrzeugklassiker geben. In Deutschland gilt der VW Käfer bis heute als Inbegriff des Oldtimers, der für einen Aufbruch in eine damals neue Form der Mobilität steht.
Abgesehen von der reinen Faszination für die alte Technik, ist auch der Wertzuwachs nicht zu verachten: Je seltener das Modell ist und je größer die Nachfrage, desto höher wird der Wertzuwachs ausfallen (regelmäßige Pflege vorausgesetzt). Insofern kann ein Oldtimer gerade in inflationsgetriebenen Krisenzeiten eine sehr wertstabile Anlage sein. Auch diesen finanziellen Aspekt solltest du auf der Rechnung haben!
Fehler vermeiden: Welchen Oldtimer nicht kaufen?
Du solltest auf jeden Fall die Finger von dubiosen Angeboten bzw. Händlern lassen. Wenn keine Fahrzeugpapiere vorhanden sind und die Historie nicht belegt werden kann, solltest du Abstand vom Kauf nehmen. Professionelle und seriöse Händler (auch im privaten Bereich) werden dir alle notwendigen Informationen bereitstellen, um eine transparente Kaufentscheidung treffen zu können.
Zeigt ein vorliegendes Gutachten einen technischen Überholungsbedarf, solltest du diese Kosten jenseits vom Kaufpreis konkret beziffern lassen. Du weißt dann, welche Gesamtkosten auf dich zukommen. Die Fahrzeug-Sicherheitsprüfung (FSP) aus Expertenhand sorgt im Zweifelsfall für kaufrelevante Sicherheit.
Zustand(snote) 1 bis 5: Wie gut ist der Oldtimer in Schuss
Für Laien ist es schwer, den Zustand eines Oldtimers mit wenigen Blicken zu erfassen. Idealerweise liegt ein Wertgutachten vor, in dem der Zustand fachmännisch beschrieben wird: Von der Zustandsnote 1 (makellos) bis hin zur Zustandsnote 5 (restaurierungsbedürftiger Zustand) ist alles möglich! Es versteht sich von selbst, dass der veranschlagte Kaufpreis je nach Zustandsnote in einem anderen Licht erscheinen kann. Daher ist es von Vorteil, wenn ein Wertgutachten vorliegt.
Du kannst es auch erstellen lassen, zumal es für die Beantragung eines H-Kennzeichens notwendig ist. Die Ausgaben in niedrigen dreistelligen Bereich machen sich bezahlt, um den Marktwert realistisch einschätzen und so eine fundierte Kaufentscheidung treffen zu können. Für ein Oldtimer Wertgutachten kannst du dich an Prüforganisationen wie TÜV und DEKRA, spezialisierte Werkstattbetriebe oder auch Kfz-Sachverständige wenden.
Es kann auch sein, dass der Besitzer mehrere Wertgutachten vorweisen kann. Du bist dann in der vorteilhaften Ausgangssituation, die Wertentwicklung konkret nachvollziehen zu können. Generell sollte ein Wertgutachten alle 2 bis 3 Jahre erneuert werden. So lässt sich auch die fachmännische Durchführung von Restaurierungen dokumentieren.
H-Kennzeichen für speziellen Oldtimer Versicherungstarif nutzen
Idealerweise verfügt der Klassiker bereits über ein H-Kennzeichen, für dessen Beantragung wie erwähnt ein Oldtimergutachten notwendig ist. Du kannst dann einen speziellen Versicherungstarif abschließen, der im Regelfall günstiger ist. Je nach Oldtimertyp und Fahrgewohnheiten kannst du auch über ein Saisonkennzeichen nachdenken. Mit einem H-Kennzeichen wird auch die Kfz-Steuer günstiger und mit einer grünen Plakette ausgestattet sind keine Einschränkungen mit dem Oldtimer in Bezug auf Umweltzonen zu erwarten.
Auch in dieser Hinsicht ist ein Oldtimergutachten unverzichtbar: Es wird sich abgesehen von der professionellen Bestimmung des Marktwertes bezahlt machen. Die Wertbestimmung ist auch für einen möglichen Schadensfall wichtig. Kannst du der Versicherung mit einem Gutachten den aktuellen Wert nachweisen, lässt sich dieser anstelle weitaus niedriger Listenwerte berücksichtigen. Denn Listenwerte enthalten keine Wertsteigerung durch umfassende Oldtimerrestaurierung.
Fazit: Was muss ich beachten, wenn ich einen Oldtimer kaufe?
Du hast schon die Angebote auf Plattformen und bei Händlern gecheckt, einige Modelle sind in die nähere Wahl gekommen? Dann weißt du jetzt, worauf du beim Kauf und bereits im Gespräch mit dem Verkäufer achten musst. Grundsätzlich ist es nie verkehrt, einen Sachverständigen mit ausgeprägter Oldtimerexpertise hinzuzuziehen. Dadurch entstehen zwar Mehrkosten. Diese werden sich aber bezahlt machen, wenn du den zu hoch angesetzten Verhandlungspreis drücken kannst (auch weil du Kenntnis über Mängel erlangt haben kannst, die ansonsten im Verborgenen geblieben wären).
Grundsätzlich solltest du beim Privatkauf noch genauer hinschauen, da ein Haftungsausschluss im Kaufvertrag nicht unüblich ist. Wurden Mängel allerdings arglistig verschwiegen, kannst du ggf. trotzdem vom Kaufvertrag zurücktreten oder den Preis für den Oldtimer mindern.
Zusammenfassung: Das Wichtigste zum Kauf eines Oldtimers als Checkliste
- Clevere Investitionsentscheidung: Suche nach Modellen, die aktuell einen hohen Wertzuwachs in Aussicht stellen (z. B. seltene Fahrzeuge aus den 60er oder 70er Jahren).
- Prüfe, ob ein Wertgutachten vorliegt und welche Zustandsnote der Oldtimer aufweist: Mit Blick auf den Preis und etwaige Reparaturkosten kannst du so in einem sehr genauen Rahmen rechnen.
- Ist kein Gutachten vorhanden, solltest du eines erstellen lassen: Es ist für ein H-Kennzeichen ohnehin notwendig.
- Du solltest ein H-Kennzeichen beantragen, um weniger Kfz-Steuer zu zahlen, eine grüne Plakette für Umweltzonen zu erhalten und spezielle, günstigere Versicherungstarife nutzen zu können.
- Finger weg von dubiosen Angeboten: Fehlen wichtige Fahrzeugpapiere und Nachweise, solltest du Abstand vom Kauf dieses Oldtimers nehmen. Nur mit Transparenz und vollständigen Informationen kannst du eine fundierte Kaufentscheidung treffen!