Wenn die Räder blockieren, lässt sich das Auto nicht mehr steuern. Die Reifen rutschen nur noch über den Untergrund. Hindernissen kann nicht mehr ausgewichen werden und oft sind Kollisionen und Unfälle die Folge. Doch warum blockieren Räder überhaupt? Und schützt ein Anti-Blockier-System wirklich immer? Lernen Sie, wie Sie das Blockieren der Räder vermeiden.
Wenn die Räder blockieren, rutscht Ihr Auto nur noch über den Asphalt. Die Lenkung reagiert nicht mehr. Das führt schnell zu Unfällen.
Ein bisschen Physik zum Start: Was geschieht beim Bremsen?
Ganz einfach gesagt: Beim Bremsen des Autos wirken zwei grundsätzlich entgegenwirkende Kräfte. Die Bremsbacken des Fahrzeugs versuchen die Reifen zu verlangsamen. Die Reibung des Gummis auf dem Untergrund will den Reifen dagegen zum weiteren Rollen bewegen. Je stärker der Fahrer nun auf auf die Bremse tritt, desto stärker steigt die Reibungskraft zwischen Reifen und Straße. Der Schlupf steigt jetzt stetig und das Bremsverhalten ist stabil. Beim Bremsen beschreibt der Schlupf die Beziehung zwischen Tempo des Gummis auf der Straße und Tempo des Fahrzeugs.
Aber warum beginnen die Reifen zu rutschen?
Beim Blockieren der Räder findet ein Missverhältnis zwischen den wirkenden Kräften statt. Steigt die Reibungskraft zwischen Bremsen und Reifen über einen bestimmten Punkt, sinkt die Reibungskraft zwischen Reifen und Untergrund. Doch da die Kraft der Bremse unverändert bestehen bleibt, bleibt der Reifen stehen. Die Oberfläche des Reifens kann die Kraft nicht mehr übertragen. Seine "Physik" kommt sozusagen an seine Grenzen. Die Räder blockieren, und obwohl die Bremskraft auf den Reifen weiter enorm hoch ist, sinkt die Bremskraft auf der Straße.
Bremsspuren sind ein typisches Anzeichen für blockierte Räder. Die Reifen sind starr und verteilen Gummi auf der Straße.
Je nach Untergrund Fahr- und Bremsverhalten anpassen
Jeder Autofahrer, der blockierende Räder schon einmal erlebt hat, kennt diesen grausamen Kontrollverlust: Die Reifen rutschen über die Straße, als hätte man sich mit dem Auto auf Glatteis begeben. Und tatsächlich ist die Bremswirkung von Fahrzeugen sehr abhängig vom Untergrund. Das ist natürlich allen Autofahrern klar, auch ohne die physikalischen Hintergründe zu kennen (oder zu wissen, was der Schlupf ist). Trockener Asphalt ist weniger schlüpfrig als trockener Schotter. Nasser Asphalt immer noch sehr viel sicherer zu befahren als Schnee oder Eis. Was viele Autofahrer aber unterschätzen ist: Auf trockener Straße kann das Auto dieselbe Rutschpartie hinlegen wie auf vereistem Untergrund. Die physikalischen Gesetze sind die gleichen. Stimmen die Verhältnisse der Bremskräfte zwischen Bremsen, Reifen und Untergrund nicht mehr, dann rutschen Sie. Ob auf Straße oder Eis.
Bei Vollbremsungen übersteigt die Bremskraft auf den Reifen die Übertragung des Reifens auf die Straße, die Folge: blockierte Räder.
ABS: Wie das Antiblockiersystem das Blockieren der Räder verhindert
Im Bremsvorgang wird der Abrollumfang des Reifens, also was dieser in einer Umdrehung auf der Straße zurücklegt, geringer als die Strecke, die das Fahrzeug zurücklegt. Das Auto tritt in den Bremsschlupfbereich und wird langsamer. Liegt der Bremsschlupf etwa zwischen 8 und 25 Prozent herrscht eine optimale Bremsverzögerung. Gerade in Extremsituationen ist dieser Bremsbereich auch von geübten Fahrern nur schwer zu halten. Da bei zu starkem Bremsen die Räder blockieren, wurden Antiblockiersysteme entwickelt. Intelligente ABS dämpfen den Bremsvorgang elektronisch ab und halten den Schlupf der Räder im optimalen Bereich. Geht der Schlupf also über 100 Prozent, blockieren die Räder. Das ABS regelt die Bremskraft automatisch soweit runter, bis die Räder wieder rollen. Nur wenn die Räder rollen, lässt sich das Fahrzeug steuern. Ansonsten gibt's eine Rutschpartie.
Trotz ABS und ESP: Vor Rutschpartien bei Schnee und Eis hilft oft nur vorausschauendes Fahren.
Trotz ABS und ESP: Vorausschauen Fahren für Sicherheit
ABS und ESP (Schlupfkontrolle) haben die Sicherheit von Autos im Straßenverkehr deutlich erhöht. Doch die Systeme werden nur in 2 Prozent der Bremsvorgänge tatsächlich aktiviert und sind für Gefahrensituationen konzipiert. Sich durch vorausschauendes Fahren gar nicht erst in solche Situationen zu bringen, ist immer noch die effizienteste Vorsichtsmaßnahme. Denn ist der Untergrund bspw. durch Aquaplaning oder Eis beeinflusst, kann auch ein ABS und die besten Reifen keine Wunder wirken. Wenn das Tempo des Autos auf verschneiter Straße zu hoch ist, kann das ABS noch so zuverlässig die Bremskraft verringern. Die Reifen haben zu wenig Grip auf dem Untergrund und bis das Lenkverhalten zurückerlangt ist, kann es längst zu zu spät sein.
Kommt man aber nun in eine Gefahrensituation, vielleicht sogar auf rutschigem Untergrund, verlässt man sich im Idealfall voll auf sein ABS. Auf Eis tritt man nun stark auf die Bremse und versucht das Lenkrad gerade zu halten (sonst kann das Fahrzeug bei erneutem Grip ins Schlingern geraten). Dass das ABS wirkt, spürt der Fahrer in der Regel am Rumpeln im Pedal. Bei Fahrzeugen älteren Modells ohne ABS sollte die Bremse bei Vollbremsungen immer wieder kurz gelöst werden, um ein Blockieren der Bremse zu verhindern.
Abgefahrene Reifen verringern die Wirkung des ABS
Die relativ kleine Oberfläche Ihrer Reifen halten Sie sicher auf der Spur. Reifen haben aus gutem Grund ein besonderes Profil und eine ganz spezielle Materialstruktur. Nur wenn der Grip perfekt ist, können Bremsen die Energie ideal auf die Straße bringen. Wenn das Profil abgenutzt oder beschädigt ist, verschlechtert sich eben auch die Wirkung der Bremsen. Gutes Bremsverhalten eines modernen Autos ist immer ein Zusammenspiel von ABS und der Performance moderner Reifen.
Taugen die Reifen nix, taugt das ABS nix. Mal wieder ein neuer Satz moderner Reifen gefällig?
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