Altreifen müssen entsorgt werden. Selbst die besten Reifen sind nach einer gewissen Anzahl an Kilometern abgenutzt und müssen durch neue ersetzt werden. Nach dem Reifenwechsel steht jeder Autofahrer vor der Aufgabe, seine alten Reifen ordnungsgemäß zu entsorgen. Dabei gilt es, eine Reihe von gesetzlichen Vorgaben zu berücksichtigen, die jeder Autobesitzer in Deutschland unbedingt kennen sollte.
Update Oktober 2022
Reifen entsorgen – das müssen Sie wissen!
Das Handbuch des Fahrzeugs klärt darüber auf, welche Modelle für das jeweilige Auto infrage kommen. Doch wie lassen sich die alten Reifen entsorgen? Ist dafür der normale Hausmüll oder der Sondermüll geeignet? Und lassen sich Altreifen verwerten?
Richtige Reifengröße finden – so geht's!
Neue Pneus gefällig?
Mehrere Faktoren beeinflussen die Haltbarkeit des Materials und damit den Zeitpunkt, an dem Sie die Reifen entsorgen müssen. Entscheidend sind hierbei
- die Laufleistung,
- die Fahrweise,
- die Qualität der Reifen und
- deren Alter.
Selbst der teuerste Reifen ist irgendwann verschlissen. Gerade die Fahrweise kann von Fahrer zu Fahrer sehr unterschiedlich ausfallen und beeinflusst die Reifenabnutzung stark. Grundsätzlich gilt, dass Sie bei einem neuen Reifen von einer Lebensdauer von etwa vier Jahren ausgehen können. Dann ist ein Austausch angesagt. Hochwertige oder wenig genutzte Reifen halten meist länger. Danach gilt es darauf zu achten, dass der Autoreifen fachgerecht entsorgt wird.
60 Millionen Altreifen fallen jährlich allein in Deutschland an. Doch wie entsorgt man sie richtig? Was sind die Kosten? Und welche Strafen drohen bei falscher Entsorgung? (Quelle: Björn Wylezich/stock.adobe.com)
Woran erkenne ich abgefahrene Reifen?
Abgefahrene Reifen erkennen Sie am sichersten durch einen Blick auf das Reifenprofil. Ist dieses kaum noch zu erkennen, muss ein Wechsel stattfinden. Bei abgefahrenem Profil ist keine ausreichende Traktion mehr gegeben und Sie müssen den Reifen entsorgen. Die StVO sieht für Sommer- und Winterreifen eine durchgängige Mindestprofiltiefe von 1,6 mm vor. Wird diese nicht erreicht, ist es Zeit für die Altreifenentsorgung. Erfahren Sie hier, wie Sie die Profiltiefe leicht selbst messen können.
Wie kann ich meine Reifen entsorgen?
Grundsätzlich gilt, dass die Entsorgung von Autoreifen durch ein Spezialunternehmen erfolgen muss. Professionelle Dienstleister sind in der Lage, die Reifen in ihre Bestandteile zu zerlegen und sie anschließend ordnungsgemäß zu entsorgen. Autoreifen bestehen nicht nur aus Gummi! Die sachgerechte Trennung der Materialien muss deshalb von einem Entsorgungsunternehmen vorgenommen werden. Ein moderner Autoreifen ist ein Stück High-tech und weist einen entsprechend komplizierten Aufbau auf. Hier ist das Fachwissen von Experten gefragt, wenn es um die Auftrennung dieser Verbundstoffe geht.
Wenn Sie bei einem Spezialisten Ihre Autoreifen entsorgen lassen, sind Sie also auf der sicheren Seite. Wichtige gesetzliche Auflagen bezüglich der Altreifenentsorgung hält das Unternehmen in jedem Fall ein. Eine Beseitigung durch ein professionelles Unternehmen ist auch deshalb so wichtig, weil Autoreifen giftige Stoffe enthalten, die nicht in die Umwelt gelangen dürfen.
Was darf ich bei der Altreifenentsorgung auf keinen Fall tun?
Auf keinen Fall dürfen Sie Ihre alten Reifen entsorgen, indem Sie sie in den Hausmüll geben. Bei Reifen handelt es sich um Verbundabfall, da sie neben Gummi auch aus Eisen und Textilanteilen bestehen. Daher ist es notwendig, die einzelnen Reifenbestandteile erst voneinander zu trennen, bevor diese entsorgt werden. Genauso wenig kommt der Sperrmüll infrage!
Bei einer falschen Lagerung oder Entsorgung von Autoreifen drohen Bußgelder gemäß dem Bußgeldkatalog Müll und Müllentsorgung, der für die einzelnen Bundesländer herausgegeben wird. Eine illegale Entsorgung sieht Strafen in Höhe von 75 bis 25.000 Euro vor (Stand: 2021), abhängig vom Bundesland und der Anzahl der entsorgten Reifen. Eine unsachgemäße Entsorgung der Autoreifen läge zum Beispiel dann vor, wenn Sie diese in den Hausmüll geben. Dies ist bei Verbundabfällen nicht erlaubt, die zudem im Falle von Autoreifen auch giftige Stoffe enthalten, die unter Umständen krebserregend sind.
Wie darf ich meine alten Reifen nicht entsorgen?
- Verbrennen
- Vergraben
- Liegenlassen
- Hausmüll
- Sperrmüll
Wer kann meine Reifen entsorgen?
Die richtigen Ansprechpartner sind hier Reifenhändler, Schrotthändler und Autowerkstätten sowie der Wertstoffhof. Autofahrer können sich zwar auch direkt an die spezialisierten Reifenentsorger wenden, doch nicht jeder wird einen solchen Betrieb in seiner Nähe finden. Reifenhändler und Autowerkstätten hingegen lassen sich in jeder Stadt beziehungsweise Gemeinde finden und entsorgen die Materialien ebenso professionell.
Ein weiterer geeigneter Ansprechpartner für die Entsorgung ist der örtliche Bauhof. Dieser wird von der Stadt oder der Gemeinde betrieben. Die Bauhöfe entsorgen unter anderem Elektrogeräte und Gartenabfälle, nehmen in vielen Fällen aber auch alte Autoreifen entgegen. Für welche der genannten Optionen Sie sich auch entscheiden, Sie können in jedem Fall davon ausgehen, dass die Reifen entsprechend der gesetzlichen Vorgaben entsorgt und umweltgerecht recycelt werden.
Weg mit den alten, her mit den neuen...
Kosten für Reifenentsorgung
Viele Reifenhändler, Autowerkstätten und auf Autoreifen spezialisierte Entsorgungsunternehmen sowie die Bauhöfe, Schrotthändler und der Wertstoffhöfe nehmen Autoreifen kostenlos entgegen. Sieht der Wertstoffhof oder Schrotthändler eine Gebühr vor, fällt diese in der Regel gering aus. Auf jeden Fall werden die Reifen fachgerecht entsorgt und Sie müssen sich um nichts weiter kümmern. Beim Kauf neuer Reifen verpflichten sich die Reifenhändler dazu, die alten Gummis fachgerecht zu entsorgen.
Die Berliner Stadtreinigung bspw. nimmt alte Autoreifen für 2,60 Euro pro Stück an. Viele regionale Schrotthändler und Werkstätten nehmen wiederum nur 1 Euro pro Altreifen.
Wie lassen sich Altreifen verwerten?
Diese Frage stellt sich jeder, der seine Autoreifen entsorgen lassen möchte. Gesetzliche Auflagen gilt es hier in jedem Fall einzuhalten. Doch was passiert, nachdem die Reifen fachgerecht entsorgt worden sind? Spezialunternehmen können die Altreifen verwerten – schließlich handelt es sich dabei um einen wertvollen Werkstoff.
Nach der Entsorgung werden alte Reifen nach der Verwertbarkeit ihrer Bestandteile vorsortiert, bevor eine Weiterverarbeitung erfolgt. Sie werden beispielsweise in einer Schredderanlage zerkleinert. Aus Altreifen lässt sich unter anderem ein feines Gummigranulat gewinnen, das einen hohen Heizwert aufweist und in Brennöfen Verwendung findet. So lassen sich die Altreifen im Rahmen von Verbrennungsprozessen wieder in Energie umwandeln. Eine stoffliche Verwertung der Gummireifen ist ebenfalls möglich. Aus dem Gummigranulat entstehen zum Beispiel Dämmstoffe oder Bodenbeläge.
Stoffliche Verwertung von Altreifen: Die Herstellung von Gummi-Feinmehl bei der Karkassenverarbeitung
Stoffliche Verwertung von Altreifen
Ein Großteil des Altreifenberges – geschätzt etwa 40 Prozent – wird so durch die stoffliche Verwertung abgebaut. Etwa die gleiche Menge geht in die sogenannte thermische oder energetische Verwertung. Das heißt, die vorher zerkleinerten Reifen werden verbrannt. In Zementwerken, Zellstoffwerken und Kraftwerken dient Granulat als ein sehr guter Brennstoff. Nicht einmal ein Zehntel der Altreifen gehen in die Runderneuerung, die bei Lkw-Reifen eine bedeutende Rolle spielt.
Die Rückgewinnung der Ausgangsprodukte ist dagegen auch durch Pyrolyse nicht möglich, deren Produkte Gas, Öl und Koks nicht wieder stofflich, sondern energetisch genutzt werden. Wirtschaftlich erfolgreich sind die rund 75 weltweit aktiven Pyrolyseanlagen nach derzeitigen Erkenntnissen noch nicht.
Reifenentsorgung der Altreifen in Deutschland
Jedes Jahr fallen in Deutschland rund 600.000 Tonnen Altreifen an (60 Millionen Stück). Die Menge ist in der letzten Zeit leicht zurückgegangen, obwohl immer mehr Fahrzeuge auf die Straße gekommen sind. So ist in den letzten Jahren der Pkw-Bestand kontinuierlich gewachsen, sodass aktuell knapp 49 Millionen Fahrzeuge in Deutschland angemeldet sind. Gleichzeitig hat die Altreifenmenge abgenommen, laut dem Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie (wdk). Bedingt durch moderne Produktionstechniken bringen die Reifen eine längere Haltbarkeit mit sich.
Jährlich fallen in Deutschland ca. 600.000 Tonnen an Altreifen an. Nach Angaben der Industrie geht die Abfallproduktion durch langlebige Reifen aber zurück.
Altreifen – Verwertung ist aufwendig
Dennoch erhebt sich die Frage, was mit den abgefahrenen Reifen geschieht, die sich immer noch Jahr für Jahr zu gewaltigen Bergen auftürmen. Seit 2003 ist es verboten, Altreifen einfach auf einer Deponie zu entsorgen. Deshalb ist heute eine Weiterverwertung der Altreifen gefragt. Diese erfolgt im Wesentlichen auf zwei Wegen. Einer davon ist die sogenannte stoffliche Verwertung, bei der sich die Stoffe, aus denen der Reifen besteht, nicht ändern: Gummi bleibt Gummi und auch der Stahl und die Textilbestandteile bleiben als solche erhalten, werden aber in eine andere Form gebracht, nämlich zerkleinert und gemahlen, je nach Bedarf zu Granulat oder feinem Mehl. So landet der Reifen am Ende etwa als Granulat im Flüsterasphalt, als Bodenbelag bei Sportstätten oder als Gummimatte vor einer Eingangstür.
Deutsche legen Wert auf umweltgerechte Altreifenentsorgung
Angesichts der Menge von rund 60 Millionen Altreifen, die jedes Jahr in Deutschland anfallen, gab die Initiative der zertifizierten Altreifenentsorger (ZARE) schon während der letzten Wintersaison beim Marktforschungsinstitut “puls” eine Umfrage in Auftrag. Die Entsorger wollten wissen, wie die Autofahrer über die Altreifenentsorgung denken. Das Ergebnis stimmt zuversichtlich: 73 Prozent der Autofahrer legen Wert auf eine umweltgerechte Altreifenentsorgung. Trotzdem scheint nicht jedem klar zu sein, welchen Schaden eine “wilde” Entsorgung anrichtet.
Quelle: Kurz Karkassen GmbH / puls Marktforschung
73 Prozent sind umweltgerechte Entsorgung wichtig
Befragt wurden rund 1.500 für die Wartung ihres Pkw verantwortliche Privatpersonen zwischen 18 und 69 Jahren. Sie sollten online die Frage beantworten, ob es ihnen wichtig sei, wie umweltgerecht ihre Altreifen entsorgt werden. Immerhin 73 Prozent der Befragten bejahten diese Frage, 24 Prozent zeigten sich unentschieden und nur 3 Prozent gaben an, dass ihnen der Verbleib ihrer Altreifen „egal“ sei.
Erstaunlicherweise beweisen gerade ältere Menschen ein größeres Umweltbewusstsein: Unter den über 50-Jährigen setzten nur 18 Prozent ihr Kreuz bei „unentschieden“, bei den unter 30-Jährigen wählten hingegen mehr als ein Drittel, nämlich 34 Prozent, diese Antwortmöglichkeit, obwohl diese Altersgruppe doch weitaus länger an den Folgen zu tragen haben wird. Gleichgültigkeit und Desinteresse sind hingegen altersübergreifend: Der Anteil derer, die sich nicht für eine umweltgerechte Entsorgung interessieren, liegt konstant bei 3 Prozent.
Weg mit den alten, her mit den neuen...
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