Ganzjahresreifen klingen praktisch und versprechen Geld zu sparen. Schließlich ist das zweimalige Wechseln und Einlagern der Winter- bzw. Sommerreifen nervig und mit immer mehr Kosten verbunden. Neue Technologien wie RDKS machen den Reifenwechsel aufwendiger und das schlägt sich zwangsläufig in den Preisen nieder. Nicht nur aus diesem Grund werden Allwetterreifen immer beliebter. War der klassische Reifenwechsel an Ostern und im Oktober vor ein paar Jahren noch obligatorisch, greifen immer mehr Autofahrer auf die neuen und immer besser werdenden Ganzjahresreifen zurück. Wir zeigen in diesem Artikel, wo die Vor- und Nachteile von Ganzjahresreifen liegen.
Die günstigsten Allwetterreifen in Ihrer Nähe...
Ganzjahresreifen oder doch lieber Reifenwechsel?
Der Ganzjahresreifen entwickelt sich zu einem echten Trend auf dem Reifenmarkt. Die großen Hersteller reagieren schon seit Jahren auf die steigende Nachfrage nach guten Allwetterreifen und bringen immer bessere Produkte auf den Markt. Das zeigen auch die Ganzjahresreifentests 2017. Warum es dennoch nicht so einfach ist, pauschal einen Ganzjahresreifen zu empfehlen, hat einfache Gründe: Im Winter ist der Ganzjahresreifen kein richtiger Winterreifen und im Sommer kein richtiger Sommerreifen. Fakt ist, ein Allwetterreifen muss immer Mischling sein und Sie als Autofahrer müssen zwangsläufig einen Kompromiss eingehen.
Komplizierter macht die Wahl noch, dass sich manche Allwetterreifen technologisch mehr auf die Seite des Sommerreifens schlagen, andere doch mehr ein Winterreifen sind. Der Kfz-Halter muss seine Wahl zum Ganzjahresreifen also nach folgender Frage ausrichten: Wie wahrscheinlich ist ein harter, dauerhafter Wintereinbruch? Denn auch wenn Allwetterreifen für den Winter zugelassen ist (Scheeflockensymbol), können Sie aufgrund des Profil- und Material-Mixes auf Schnee und Matsch nie so gut performen wie ein guter Winterreifen.
Immer mehr Autofahrer schaffen ihre Winterreifen ab und wechseln zum Ganzjahresreifen. Doch was sind die Vor- und Nachteile?
Vorteile Ganzjahresreifen
Wie im Blog-Artikel Winterreifen oder Ganzjahresreifen? bereits detailliert erläutert, gibt es einige grundlegende, technologische Unterschiede in der Beschaffenheit von Ganzjahresreifen und Winter- bzw.- Sommerreifen. Diese Unterschiede sind es auch, von denen Vorteile und Nachteile von Allwetterreifen abhängig sind.
1. Vorteil Ganzjahresreifen: Ersparnis durch wegfallenden Saison-Wechsel
Klar, das ist der attraktivste Vorteil. Der saisonale Reifenwechsel von Sommer- auf Winterreifen und umgekehrt sowie das Reifeneinlagern kostet Geld, Zeit und Nerven. Sich diese nervige Pflichtübung von der Felge zu schaffen, ist für viele Autofahrer ein schlagendes Argument. Aber: Bedenken Sie, dass der höhere Verschleiß von ganzjährig gefahrenen Reifen auch zum häufigen Wechseln führen kann. Wie häufig, ist selbstredend abhängig von Fahrzeug, Reifen und der zurückgelegten Strecke. Da Reifen aufgrund von Materialerschlaffung aber eh nach ca. 6 Jahren ausgetauscht werden sollten, sind viele Autofahrer mit Ganzjahresreifen tatsächlich günstiger unterwegs.
2. Vorteil Ganzjahresreifen: Ideal für Wenigfahrer
Für Autofahrer, die ihr Auto nur wenig bewegen (ca. 4.000 Kilometer pro Jahr) ist folgendes Szenario besonders ärgerlich: Schon nach zwei oder drei Jahren weisen die Reifen poröse Stellen auf. Und das obwohl das Profil noch ausreichend tief ist. Was viele nicht wissen: Laufleistung und Lagerung haben immensen Einfluss auf die Langlebigkeit von Reifen. So paradox es klingen mag: Aber es kann unter Umständen schlechter für die Lebensdauer Ihrer Reifen sein, wenig zu fahren. Wenn also der Grund eines Reifentauschs bei Wenigfahrern nicht im Profilverschleiß sondern in der Materialerschlaffung liegt, kann ein Ganzjahresreifen ein echter Preisvorteil sein. Wenigfahrer können diesen womöglich bis zur Profiltiefengrenze abfahren, wobei sie einen normalen Sommer- oder Winterreifen schon vor seiner Zeit gegen einen neuen austauschen müssten.
3. Vorteil Ganzjahresreifen: Sensoren für Reifendruckkontrollsystem (RDKS) nur ein Mal erforderlich
Seit dem 1. November 2014 sind Reifendruckkontrollsysteme für alle Neuwagen in der EU verpflichtend. Wie in unserem umfangreichen Blog-Artikel über Reifendruckkontrollsysteme erläutert, existieren direkte und indirekte RDKS. Bei direkten Systemen werden in die Räder vom Hersteller Sensoren eingebaut, die den Luftdruck der Reifen direkt am Ventil messen. Bei einem zweiten Satz Reifen - also z. B. beim Winterreifen - benötigen Sie demnach auch einen zweiten Satz entsprechender RDKS-Sensoren. Je nach Hersteller können die Sensoren noch einmal bis zu 200 Euro pro Satz kosten. Zusätzlich wird der Reifenwechsel durch die RDKS-Sensoren aufwendiger und teurer. Ärger und Kosten, die sich Fahrer von Ganzjahresreifen sparen. Da sie nur einen einzigen Satz RDKS-Sensoren für ihre Räder benötigen.
Auch Ganzjahresreifen benötigen die gesetzlich vorgeschriebene Kennzeichnung M+S sowie das Alpine-Symbol mit Schneeflocke.
Nachteile Ganzjahresreifen
Wie aufgeführt, bieten Allwetterreifen viele preisliche Vorteile, vor allem für Wenigfahrer. Auch die Qualität der Alleskönner wird, wie an den Ganzjahresreifentests erkennbar, jedes Jahr besser. Doch für die meisten Autofahrer, insbesondere für jene mit schnell wachsendem Tachostand und die sich aufgrund regionaler Wetterlagen jährlich auf einen harten Winter einstellen müssen, ist der saisonale Wechsel weiterhin sehr empfehlenswert. Hier beschreiben wir in aller Kürze die wichtigsten Nachteile von Ganzjahresreifen.
1. Nachteil Ganzjahresreifen: Weniger Lamellen im Profil
Lamellen sind feine Rillen im Profil von Winterreifen. Wenn der Reifen in Bewegung ist und auf den Untergrund drückt, wirken diese Rillen wie Zähne, die sich in die vereiste oder verschneite Oberfläche beißen. Da Ganzjahresreifen eine Mischung aus Sommer- und Winterreifen sind, besitzen sie deutlich weniger Lamellen auf der Lauffläche als beispielsweise reine Winterreifen. Das macht Allwetterreifen auf Schnee und Matsch zwar deutlich sicherer als Sommerreifen, doch gegen einen richtig guten Winterreifen kommen sie nicht an. Wie auch dieser Ganzjahresreifentest zeigt, der als Referenzreifen einen der stärksten Winterreifen von 2017 auf die Piste führt.
2. Nachteil Ganzjahresreifen: Weichere Gummimischung und höherer Verschleiß
Ähnlich wie Winterreifen besitzen Ganzjahresreifen eine weichere Gummimischung als die relativ harten Sommerreifen. Das weichere Gummi wird benötigt, damit die oben beschriebenen Lamellen im Profil flexibel genug bleiben und im Schnee gut verzahnen. Die harte Gummimischung der Sommerreifen führt jedoch bei trockener Straße zu kürzeren Bremswegen und weniger Verschleiß. Für Ganzjahresreifen bedeutet der trockene Untergrund aufgrund der weicheren Gummimischung zwangsläufig höheren Verschleiß und längere Bremswege. Gerade Vielfahrer mit mehr als 14.000 zurückgelegten Kilometern pro Jahr werden bei Ganzjahresreifen einen höheren Verschleiß feststellen können.
3. Nachteil Ganzjahresreifen: Qualität hat seinen Preis
Die Qualitätsunterschiede zwischen Ganzjahresreifen sind teilweise sehr hoch. Wirklich gute Ganzjahresreifen, die auf allen Untergründen ausgewogen gute Leistungen bringen, lassen sich die Hersteller etwas kosten. So kosten Testsieger der großen Hersteller schon einmal schnell bis zu 90 Euro pro Reifen. Ob sich die Kosten hier rechnen, ist von vielen Teilaspekten, die wir im oberen Artikel bereits besprochen haben, abhängig. Als Wenigfahrer (ca. 4.000 Kilometer pro Jahr) können Sie lange Freude an Ihrem Ganzjahresreifen haben.
Fazit: Vorteile und Nachteile Ganzjahresreifen
Die Vor- und Nachteile von Allwetterreifen können sehr individuell sein. Als Wenigfahrer, der vor allem in milden Gefilden oder auf städtischen (also geräumten) Straßen unterwegs ist, können Sie bei folgenden Punkten durchaus einige Euros einsparen:
- zusätzlicher Reifensatz,
- zweimaliges Reifenwechseln pro Jahr,
- Reifeneinlagerung,
- zweiter Satz RDKS-Sensoren.
Sind Sie aber ein Vielfahrer, der womöglich auch mal in höhere, schneereichere Lagen fährt, könnte der Ganzjahresreifen sowohl zum negativen Kosten- als auch Sicherheitsfaktor werden.
Das könnte Sie auch interessieren:
- Neuer Ganzjahresreifen, neue Winterreifen
- Winterreifen gegen Sommerreifen – Der Vergleich
- Ein Sicherheitsrisiko: Winterreifen im Sommer
- Winterreifenpflicht: Wann Du Winterreifen aufziehen solltest
- Jetzt ist es Gesetz: Die veränderte Winterreifenpflicht tritt in Kraft
- Diese Strafen blühen bei Verstoß gegen die Winterreifenpflicht
- Winterreifen kaufen: Diese 10 Tipps unbedingt beachten!
- Profiltiefe im Winter - und wie man sie leicht misst
- Die Restprofiltiefe bei Winterreifen - eine Millimeterentscheidung
- Fortschritte bei Winterreifen - ABS, ESP und Co.
- Winterfelgen – Mit Alufelgen durch den Winter
- Motorräder von der Winterreifenpflicht ausgenommen
Sommerreifentests:
- Sommerreifentest Auto Bild sportscars (245/35 & 265/35 R19)
- Sommerreifentest Auto Zeitung 2018 (225/45 R17)
- Sommerreifentest ADAC 2018 (205/55 R16)
- Sommerreifentest ADAC 2018 (175/65 R14)
- Sommerreifentest GTÜ 2018 (235/45 R18)
- Sommer- und Ganzjahresreifentest Gute Fahrt 2018 (205/55 R16)
- Sommerreifentest Auto Motor und Sport 2018 (225/45 R17)
- Sommerreifentest Auto Bild allrad 2018 (265/60 R18)
- >>> Alle Sommerreifentests
Winterreifentests:
- Die besten Winterreifen im Test bei Auto Motor und Sport
- GTÜ und ACE Test: Winterreifen für Allradantrieb
- ADAC Winterreifentest 2017: SUV und Crossover
- ADAC Winterreifentest 2017: Kleinwagen und Kompakte
- Der große AutoBild Winterreifentest
- Auto Bild allrad testet Allrad-Winterreifen
- Winterreifentest der Sport Auto 2017 (225/40 R18 V)
- Winterreifentest der Auto Bild sportscars 2017
Ganzjahreseifentests: