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Unfall mit abgefahrenen Reifen – was zahlt die Versicherung wirklich?

Gepostet von Reifen vor Ort Redaktion am 26.07.2017 16:19:24

Ein Unfall mit abgefahrenen Reifen kann ernste Folgen haben – für deine Sicherheit und deinen Versicherungsschutz. Viele Fahrer unterschätzen, wie stark sich die Profiltiefe auf Haftung und Bremsweg auswirkt. Kommt es zum Unfall, prüfen Polizei und Versicherung genau, in welchem Zustand deine Reifen waren.

Zu wenig Profil kann als grobe Fahrlässigkeit gelten: Die Versicherung darf ihre Leistung kürzen oder ganz verweigern. In diesem Ratgeber erfährst du, welche Strafen bei abgefahrenen Reifen drohen, wann die Versicherung zahlt und wie du dich mit regelmäßiger Reifenprüfung absicherst.

Profiltiefe - interessiert Verschicherungen nach einem Unfall

Warum abgefahrene Reifen ein Sicherheits- und Versicherungsrisiko sind

Abgefahrene Reifen sind keine Bagatelle. Sie beeinflussen direkt, wie gut dein Fahrzeug auf der Straße haftet – besonders bei Regen, Schnee oder plötzlichen Bremsmanövern. Schon wenige Millimeter Profiltiefe können über Sicherheit oder Unfall entscheiden.

Auswirkungen von zu wenig Profil

Profiltiefe Risiko auf nasser Straße Bremsweg (bei 100 km/h) Einschätzung
8 mm (neu) sehr gering ca. 40 m sicher
4 mm erhöht ca. 50 m noch akzeptabel
3 mm deutlich erhöht ca. 60 m Wechsel empfohlen
1,6 mm stark erhöht ca. 80 m+ gesetzliche Grenze, hohes Risiko

Versicherungsrelevante Folgen bei abgefahrenen Reifen:

  • Die Kaskoversicherung kann Leistungen kürzen oder verweigern, wenn der Unfall durch mangelnde Profiltiefe verursacht wurde.

  • Die Haftpflichtversicherung kann Regress fordern, wenn du grob fahrlässig gehandelt hast.

  • Die Polizei stuft abgefahrene Reifen als Verstoß gegen § 36 StVZO ein – es drohen Bußgeld und Punkte.

Tipp:

Prüfe deine Reifen regelmäßig – am besten einmal im Monat oder vor längeren Fahrten. Ein einfacher 1-Euro-Münzen-Test reicht aus: Verschwindet der goldene Rand, hast du noch mindestens 3 mm Profil. Wird er sichtbar, solltest du wechseln.

Mindestprofiltiefe und gesetzliche Vorgaben für Reifen

Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe für Pkw-Reifen beträgt 1,6 Millimeter. Gemessen wird sie im Hauptprofil, also in der Mitte der Lauffläche.

Reifentyp Gesetzliche Mindestprofiltiefe Empfehlung
Sommerreifen 1,6 mm ab 3 mm wechseln
Winterreifen 1,6 mm ab 4 mm wechseln
Motorradreifen 1,6 mm ab 2 mm wechseln

So misst du richtig:
Stecke eine 1-Euro-Münze ins Profil. Verschwindet der goldene Rand, ist noch genug Profil vorhanden. Wird er sichtbar, wird es Zeit für neue Reifen.

Strafe und Bußgeld bei abgefahrenen Reifen

Wer mit abgefahrenen Reifen unterwegs ist, riskiert nicht nur seine Sicherheit — auch rechtlich drohen Konsequenzen. Bereits bei mangelnder Profiltiefe kann ein Bußgeld von rund 60 Euro und ein Punkt in Flensburg verhängt werden.

Auch die Vorschrift des § 36 StVZO betreffend Reifen und Laufflächen spielt eine Rolle: Reifen dürfen keine ernsthaften Mängel aufweisen.

Für alle aktuellen Bußgelder und Strafen rund um Reifen findest du einen detaillierten Überblick in diesem externen Ratgeber: Bußgeldkatalog Reifen 2025: Strafen und Vorschriften im Überblick

Versicherungsschutz bei einem Unfall mit abgefahrenen Reifen

Kommt es zu einem Unfall, prüfen Versicherungen genau, ob die Reifen den gesetzlichen Vorgaben entsprachen. War die Profiltiefe zu gering, kann das als grob fahrlässig gelten. In diesem Fall darf die Versicherung ihre Leistungen kürzen oder ganz verweigern – insbesondere, wenn der Zustand der Reifen ursächlich für den Unfall war.

Wann die Versicherung bei abgefahrenen Reifen nicht zahlt

Zahlt die Versicherung nicht, liegt meist einer dieser Gründe vor:

  • Die Reifen waren unter der gesetzlichen Mindestprofiltiefe.

  • Du hast von dem Mangel gewusst, aber nichts unternommen.

  • Der Unfall wurde durch fehlende Haftung oder Aquaplaning verursacht.

In solchen Fällen greift die sogenannte Gefahrenerhöhung nach § 23 Versicherungsvertragsgesetz (VVG).

Grobe Fahrlässigkeit und Gefahrenerhöhung nach § 23 VVG

Wenn du mit abgefahrenen Reifen fährst, obwohl du den Zustand kennst, kann die Versicherung dies als grobe Fahrlässigkeit werten. Das bedeutet: Sie darf die Schadenssumme anteilig kürzen oder die Zahlung verweigern.

Hast du den Mangel nicht bemerkt – etwa, weil du das Fahrzeug selten nutzt oder kurz vor dem Reifenwechsel standest – kann das anders bewertet werden.

Teilkasko, Vollkasko und Haftpflicht – was im Schadensfall gilt

Versicherungsart Leistet bei abgefahrenen Reifen? Hinweis
Haftpflicht Ja, aber Rückforderung möglich Versicherung kann Regress nehmen, wenn du fahrlässig gehandelt hast
Teilkasko Nur, wenn der Schaden nichts mit den Reifen zu tun hat Gefahrenerhöhung kann zur Kürzung führen
Vollkasko Kürzung oder Ausschluss bei grober Fahrlässigkeit Je nach Vertrag auch anteilige Zahlung möglich

Tipp: Lies deine Versicherungsbedingungen genau. Einige Anbieter bieten einen Verzicht auf Einwand der groben Fahrlässigkeit – das kann im Ernstfall mehrere Tausend Euro Unterschied machen.

Gerichtsurteile und Praxisbeispiele zu abgefahrenen Reifen

Die Gerichte bewerten abgefahrene Reifen eindeutig als Gefahrerhöhung im Sinne des § 23 VVG. Wer sein Fahrzeug mit mangelhaften Reifen nutzt, riskiert den Versicherungsschutz.

Der BGH entschied bereits 1967 (Az. IV ZB 746/65) und 1975 (Az. IV ZR 45/75), dass das Fahren mit abgefahrenen Reifen eine erhebliche Gefahrerhöhung darstellt und der Versicherer im Schadenfall leistungsfrei sein kann. Das OLG Saarbrücken (Urteil vom 23.12.2003, Az. 4 U 127/03) bestätigte diese Rechtsprechung: Wer wissentlich mit abgefahrenen Reifen fährt und dadurch einen Unfall verursacht, hat keinen Anspruch auf Versicherungsleistung.

Tipps, um abgefahrene Reifen und Bußgelder zu vermeiden

Ein regelmäßiger Blick auf deine Reifen spart nicht nur Geld, sondern auch Ärger mit Polizei und Versicherung. Mit ein paar einfachen Gewohnheiten bleibst du sicher unterwegs.

So überprüfst du regelmäßig deine Reifenprofiltiefe

Prüfe deine Reifen einmal im Monat – vor allem vor längeren Fahrten. Eine 1-Euro-Münze hilft: Verschwindet der goldene Rand im Profil, ist noch genug Tiefe vorhanden. Wird er sichtbar, steht bald ein Wechsel an. Achte außerdem auf ungleichmäßigen Abrieb, Risse oder Fremdkörper.

Wann sich der Wechsel auf neue Reifen lohnt

Auch wenn das gesetzliche Minimum 1,6 mm beträgt, solltest du Sommerreifen ab 3 mm und Winterreifen ab 4 mm austauschen. Neue Reifen verbessern Bremsweg und Haftung deutlich – besonders bei Regen oder Schnee.

Warum du beim Reifenkauf auf Qualität und Prüfzeichen achten solltest

Günstige oder alte Reifen können schnell zum Sicherheitsrisiko werden. Achte beim Kauf auf Prüfzeichen wie ECE oder DOT, die das Herstellungsdatum zeigen. Spätestens nach acht Jahren sollten Reifen unabhängig vom Profil ersetzt werden.

Tipp:

Lass deine Reifen regelmäßig beim Fachhändler prüfen. Auf reifen-vor-ort.de findest du passende Reifen und Montagebetriebe in deiner Nähe.

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